Eslohe / Meschede. Wo ein Frühstückstisch zum Millionenumschlagplatz wird: Das Mescheder BNI-Chapter zeigt, wie Netzwerken für Firmen Gold wert sein kann.

Wer verspricht, dass man lediglich mit Frühstücken bereits mehrere Millionen Euro umsetzen kann, der würde möglicherweise direkt für verrückt erklärt werden. Doch ein Netzwerk-Konzept aus den USA beweist seit fast 40 Jahren das Gegenteil – seit fast zwei Jahren auch im Mescheder Umland.

Früh aufstehen für den Umsatz

Die Rede ist vom BNI. Das „Business Network International“ entstand 1985 in den USA und wurde vom Unternehmensberater Ivan Misner gegründet. Seitdem wächst das Netzwerk weltweit. Es ist in lokale Ortsgruppen, auch Chapter genannt, aufgeteilt. Das Chapter für Meschede und Umgebung heißt passend „Hennesee“.

Jeden Dienstagmorgen um 6.45 Uhr treffen sich 33 Unternehmer im Landgasthof Reinert in Reiste zum Frühstück. Die Stimmung erinnert zunächst an Selbstbeweihräucherung. Alles ist „geil“ und „super“. Diese Euphorie ist gewollt. Das BNI möchte eine Umgebung des Zusammenhalts und der Unterstützung schaffen.

Überall gibt es auf der Welt BNI Chapter, so wie hier in Hattingen.
Überall gibt es auf der Welt BNI Chapter, so wie hier in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Ohne Konkurrenzdruck Netzwerken

Daher gibt es in jedem Chapter jedes Gewerk auch nur einmal – nur einen Fliesenleger, nur einen Spediteur, nur einen Finanzberater et cetera. So kommt kein Konkurrenzdruck in den Chaptern auf.

Chapterdirektor Christian Winkelmann erklärt BNI so: „Es geht darum, warme Kontakte zu knüpfen, sich gegenseitig zu helfen und zu empfehlen. Das Netzwerk funktioniert über Weiterempfehlungen.“ Über solche Weiterempfehlungen habe die Region „RheinRuhr“ des BNI im vergangenen Jahr unter allen Mitgliedern 182 Millionen Euro erwirtschaften können.

Zwei Millionen in zwei Jahren

Winkelmann zufolge wurde das Chapter „Hennesee“ im September 2022 gegründet und die Mitglieder haben im ersten Jahr bereits zwei Millionen Euro nur durch Empfehlungen umgesetzt. „Man lernt die Menschen kennen, man wird zu Freunden“, fasst Winkelmann die Gemeinschaft am Frühstückstisch zusammen. Warum aber ein Frühstück? Winkelmann: „Wir sind alle Unternehmer. Nach dem Frühstück geht es ans Tagewerk. Daher treffen wir uns auch so früh.“

Blick in die Glaskugel: Schwere Zukunft

Der Chapterdirektor ist Vermögensberater. Er sagt der Wirtschaft eine schwere Zeit voraus. „Gerade deswegen ist das Netzwerken so unheimlich wichtig“, unterstreicht Winkelmann.

Gin-Experte Philipp Fischer im Gespräch mit der WP
Gin-Experte Philipp Fischer im Gespräch mit der WP © WP | Joshua Kipper

Die Vorteile einer Mitgliedschaft neben dem Frühstück und dem Umsatz liegen in der weltweiten Vernetzung. Jedes Mitglied darf sich in das Treffen eines anderen Chapters selbst einladen. Schatzmeister Philipp Fischer gibt ein Beispiel: „Ich vertreibe Gin. Meine Zielgruppe sind Gastronomen und Hoteliers. Wenn ich den Kontakt zum Adlon haben möchte, kann ich mich im Berliner Chapter einladen und dort hat mit Sicherheit jemand einen Kontakt zum Adlon, wenn auch vielleicht über Ecken.“

Aufträge aus Übersee

Dass das Ganze auch international funktioniert, beweist Stefan Schöttler. Er ist Geschäftsführer der Spedition Mönig aus Enste. Über das BNI hat sich ein Unternehmen aus Shanghai bei ihm gemeldet. Das BNI verfügt über eine internationale Kartei aller Mitglieder, auf die alle Mitglieder zugreifen können.

„Der Unternehmer aus Shanghai sucht einen vertrauensvollen Partner für die Europa-Logistik. BNI ist eben Vertrauen“, so Schöttler. Schöttler ist auch Gründungsmitglied des Chapters „Hennesee“. Bis Ende März war er Schatzmeister.

Stefan Schöttler, Geschäftsführer von Mönig Logistik in Meschede.
Stefan Schöttler, Geschäftsführer von Mönig Logistik in Meschede. © WP | Mönig Spedition

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Hohe Beiträge und ein Versprechen

Ein Blick in die Beitragsordnung lässt allerdings das Klischee des Unternehmer-Golfclubs aufkommen: 1200 Euro Jahresbeitrag, 250 Euro Aufnahmegebühr, 70 Euro Frühstücksumlage monatlich. Alles Netto versteht sich. Winkelmann verspricht aber, dass durch die Empfehlungen dieses Geld schnell wieder drin sei. Start-ups könnten im ersten Jahr sogar beitragsfrei mitmachen und Netzwerken.

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