Schmallenberg. Ein Rehkitz ohne Kopf ist in Schmallenberg gefunden worden. Warum Jäger Tierquälerei befürchten.
Ein Jagdpächter hat in Schmallenberg eine grausame Entdeckung gemacht. Er ist entsetzt und befürchtet einen möglicherweise kriminellen Hintergrund.
Es sei eine Entdeckung gewesen, die ihn erschaudern ließ, sagte Ralf Fischer, Jagdpächter aus Bad Fredeburg. Ein Fall, der seiner Meinung nach, dringend an die Öffentlichkeit gehöre. An der Grenze zu seinem Jagdgebiet hatten Menschen ihm ein totes Rehkitz gemeldet - ein Kitz ohne Kopf. „Es war noch jung“, berichtet er, „hatte noch die typischen Flecken und jemand hatte ihm mit einem sauberen Schnitt den Kopf abgetrennt.“
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Verdacht: Wildtier
Dass es ein Mensch war, das steht für Ralf Fischer auch nach Gesprächen mit zwei Förstern außer Frage. „Wenn es ein Tier gewesen wäre, müsste es schon ein Dinosaurier gewesen sein, der mit einem Biss, den ganzen Kopf abreißen kann.“ Denn sonst habe das Tier keinerlei Verletzungen. „Ein Wildtier hätte das Kitz auch noch an anderen Stellen verletzt und angefressen.“
Verdacht: Mähschaden
Immer wieder kommt es auch zu so genanten Mähschäden. Kitze werden von ihren Müttern im hohen Gras abgelegt und beim Mähen übersehen. Die Tiere laufen vor den großen Maschinen nicht weg, sondern drücken sich im Gras. Doch dass dabei nur der Kopf abgetrennt wird, hält auch Christoph Bernholz, Kreisjagdberater aus Eslohe, für äußerst unwahrscheinlich. Er hat schon mehrere solcher Tier gesehen. „Sie sehen meist schlimm verstümmelt aus.“
Und dann, so gibt Fischer zu Bedenken, läge in beiden Fällen das Kitz ja auch nicht direkt an der Straße. „Wildtiere würden ihre Beute ins Dickicht ziehen.“ Ein Bauer, der das tote Kitz findet, müsste es dem Jagdpächter melden, erklärt Bernholz. „Und wenn er den Mähschaden verheimlichen will, weil er zum Beispiel vor dem Mähen die Wiese nicht gründlich abgesucht hat, wird er es auch kaum an die Straße legen.“ Das sei zumindest schon mal merkwürdig.
Verdacht: Mensch
Gerade über die Fundstelle macht sich auch Ralf Fischer Gedanken. „Das sieht doch so aus, als ob es dort jemand mit Absicht abgelegt hat, damit es gefunden wird.“ Ein Rehkitz ist absolut vertraut, wird es gefunden, kann es auch ein Mensch einfach aufheben und wegtragen. Gerade das machen sich ja die Jäger zunutze, wenn sie die Wiesen vor dem Mähen absuchen und die gefundenen Kitze an den Rand des Feldes ablegen.
Hat ein Tierquäler das Tier verstümmelt?
Der Jagdpächter und der Kreisjagdberater sind besorgt, dass da jemand „Gestörtes“ so ein Kitz verstümmelt haben könnte. Fischer: „So pervers kann doch keiner sein.“ Ihm ist es wichtig, dass der Fall an die Öffentlichkeit kommt, damit ähnliche Taten bei der Polizei gemeldet und aktenkundig werden.
Bei der Kreispolizei in Meschede sind solche Fälle laut Pressesprecherin Laura Burmann bisher allerdings nicht bekannt. Die Beamten müssten, bei einem solchen Fall von Amts wegen wegen Tierquälerei ermitteln. Noch war der aktuelle Fall aber auch nicht zur Anzeige gebracht. „Das wäre wichtig für den Ermittlungsansatz“, sagt Burmann.
Grausame Parallele zu Fall mit Kaninchen
Auch Christoph Bernholz hat als Kreisjagdberater bisher keinen ähnlichen Fall erlebt. Fischer, er ist auch Direktor des Schmallenberger Amtsgerichtes, erinnert es an einen ähnlich grausame Tat, die vor neun Jahren in Bad Fredeburg für Unruhe gesorgt hatte. Damals hatte ein junger Mann, der in einem Waldstück zwischen Bad Fredburg und Gleidorf hauste, ein Kaninchen aus einem Stall gestohlen, es geschlachtet, gegessen und den Kopf auf einen Zaun entlang eines Spazierweges gehängt. Die Reste des Kaninchenkörpers hatte er unter dem Zaun verbrannt.
Hintergrund
Zuletzt hatte unserer Zeitung im März über einen seltsamen Fall von möglicher Wilderei in Bad Fredeburg auf der Robbecke berichtet. (Wir berichteten) Ein Jagdpächter hatte nachts um 3.30 Uhr mit seiner Wildkamera einen Mann mit Taschenlampe aufgenommen. Bekannte Jäger waren zu der Zeit nicht im Revier unterwegs. Später fand er auch ein verendetes Wildschwein. Wilderei sei auch im HSK ein Riesenthema, das aber nur selten aktenkundig werde, sagte damals auch der Kreisjagdberater.