Schmallenberg/Rimberg. In Schmallenberg hat ein Jagdpächter mit der Wildkamera einen nächtlichen Besucher aufgenommen. War es ein Wilderer?

Die Wildkamera ist auf einen Wildwechsel auf der Robbecke in Bad Fredeburg gerichtet. Nachts um 3.30 Uhr, an einem Donnerstag, löst sie aus. Ein Mann mit Taschenlampe geht durch den Wald und leuchtet direkt auf die Kamera. Man sieht ihn nur schemenhaft. Ist das ein Wilderer?

„Wilderei ist auch im HSK ein Riesenthema“, sagt Kreisjagdberater Christoph Bernholz aus Eslohe. Bewusst geworden sei das vielen, als kürzlich zwei Polizisten in Rheinland-Pfalz durch Wilderer erschossen wurden. „Aber auch unserer Jagdpächter vermuten immer mal wieder Wilderei, doch man kann meist nichts beweisen.“ Auch die Polizei interessiere sich kaum dafür. „Was sollen die Beamten auch tun, wenn es nur einen Verdacht gibt?“, fragt Bernholz. „Sie können da ja kaum Schmiere stehen.“ Hinzu komme, dass Wilderer, sich in der Regel gut auskennen und Revier-übergreifend unterwegs sind. „Die sind selten von weit her.“

Zeigt diese Wildkamera im Jagdgebiet eines Schmallenberger Jagdpächters einen Wilderer? Die Uhrzeit um 3.35 Uhr ist zumindest ungewöhnlich. 
Zeigt diese Wildkamera im Jagdgebiet eines Schmallenberger Jagdpächters einen Wilderer? Die Uhrzeit um 3.35 Uhr ist zumindest ungewöhnlich.  © WP | Privat

Dazu seien sie eher in der Woche unterwegs und zu Zeiten, zu denen ein Jagdpächter nicht mehr durchs Revier streift. Ein großes Problem sei dabei die Nachtsicht-Technik. Diese sei mittlerweile bezahlbar und legal zu erwerben. Erlaubt sei sie aber nur für die Jagd auf Wildschweine, um - wegen der drohenden Schweinepest - die Population besser dezimieren zu können.

Wilderer melden

„Früher fuhren Wilderer mit Autos durch den Wald und nutzten die Scheinwerfer, um Tiere aufzuspüren. Das fiel dann natürlich mehr auf.“ Heute reiche die Waffe, um im Dunklen Tiere zu erkennen und zu schießen. Das sei dann leicht auf 100 bis 150 Meter Abstand möglich. „Das Wild wird selten gefunden, weil es die Jäger komplett mitnehmen.“ Nach dem Krieg habe man aus Not gewildert, heute kommerziell.

„Natürlich wird auch nachts vom Revierinhaber geschossen, aber eben in der Regel nicht mehr nach Mitternacht und in der Woche. Schnee meiden sie, der würde sie verraten.“ Der Kreisjagdberater fände es hilfreich, wenn die Sauerländer auf verdächtiges Verhalten im Wald achten und den Revierinhaber informieren. Lieber einmal mehr, als einmal zu wenig. Auch wer viel Verkehr im Wald bemerkt, könnte hellhörig werden. Und: „Wilderer halten sich nicht an Jagd- und Schonzeiten.“

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Außerdem macht der Esloher darauf aufmerksam, dass das Wildbret - und um das gehe es den Wilderern - letztlich auch verkauft werden muss. „Ich will wirklich nicht, dass hier Sauerländer ihre Nachbarn anschwärzen, aber wenn da die angebotene Menge nicht zum Revier passt, könnte man auch hellhörig werden. In der Regel sind unserer Reviere so klein, da haben die Jäger nur wenige Stücke Wild im Jahr zu verkaufen.“

Keinen Verdächtigen zur Rede stellen

Niemals allerdings sollte man Verdächtige selbst zur Rede stellen. „Da sind Waffen im Spiel - aber ein Kennzeichen kann man schon notieren und den Sachverhalt an die Polizei übergeben.“

Der Jagdpächter, dem die Wildkamera gehört, hat erstmal seine Kollegen gefragt und auch den benachbarten Pächter, da die Kamera nah an dessen Grenze steht. „Doch niemand war um diese Zeit im Wald unterwegs.“ Eine Anzeige hat er noch nicht gemacht, auch wenn ein paar Tage später ein verendetes Wildschwein mit Schusswunde im Revier gefunden wurde. Gehören die Aufnahme der Kamera und das tote Tier zusammen. Hatte der Jäger vielleicht nachsuchen wollen und war auf die Kamera gestoßen? All’ das sind Mutmaßungen. Nicht jeder ist so dreist, wie zuvor der Wilderer im Nachbarrevier. „Der hat ein Reh geschossen, es säuberlich aus der Decke geschlagen und das Fell dann zusammengefaltet dem Kollegen vor die Tür der Jagdhütte gelegt.“

Hintergrund

Im Hochsauerlandkreis gilt Wilderei bislang allerdings als ein Randphänomen: Acht Fälle sind im Jahr 2021 verzeichnet worden.

Sobald ein Hund ein Reh reißt, gilt der Vorfall offiziell als Wilderei. Dazu kam es allein fünfmal.

Auch wer Tiere nach einem Verkehrsunfall mitnimmt, gilt unter Umständen als Wilderer.

Die Gesamtzahlen sehen auch in den Vorjahren entsprechend aus: 2020 waren es 10 Ermittlungen wegen Wilderei, 2019 nur 8, 2018 wieder 9 und 2017 erneut 10.

Die Dunkelziffer kann die Polizei nicht einschätzen.