Hundesossen. Hundesossen ist im Sauerland-Lied von Zoff das Dorf, in dem „auf Touristen geschossen wird“. Michael Rickert stellt den Ort zum Jubiläum vor.

In Finnentrop ist dunkel

In Küntrop noch viel mehr

In Hundesossen wird auf Touristen geschossen

Und trotzdem kommen jedes Jahr mehr

In Winterberg lebt ein Gartenzwerg

Der ging sich in Züschen einen zischen

Er hat sich verlaufen nach Schmallenberg

Das ist ganz schön weit für ‘n vollen Zwerg.

Sauerland! Mein Herz schlägt für das Sauerland!

1983 erlangte Hundesossen in Schmallenberg überregional Bekanntheit, als die Band Zoff, dem Ort im Sauerland-Lied ein Denkmal setzte, in der Hymne aller Sauerländer, gespielt und mitgegrölt auf jeder Fete im Sauerland und überall dort, wo Exil-Sauerländer zusammenkommen. Hundesossen feiert Samstag Dorffest zum Ortsjubiläum. Wir haben mit dem Ortsvorsteher von Lenne und Hundesossen Michael Rickert über den Ort, seine Vergangenheit, seine Zukunft und das Sauerland-Lied gesprochen. Rickert lebt dort, wo laut Zoff „auf Touristen geschossen wird“, seit seiner Geburt 1974.

Können Sie sich noch erinnern, als Sie das erste Mal das Sauerland-Lied gehört haben?

Michael Rickert: Ja klar! Das war auf einer Klassenfete in den 80-ern. Ich besuchte damals das Gymnasium Maria Königin in Altenhundem und ich meine, wir feierten in der Schützenhalle in Milchenbach.

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Wie steht der Ort zu der Textzeile „In Hundesossen wird auf Touristen geschossen. Und trotzdem kommen jedes Jahr mehr.“ Gab es da auch mal Verstimmungen?

Das kann schon sein, dass es damals, das Lied ist ja fast 40 Jahre alt, Sauerländer gab, die den Text kritisierten. Aber ich habe gerade noch mal bei der Dorfversammlung in die Runde gefragt. Wir sehen das heute alle mit Humor - die Touristen natürlich auch.

Michael Rickert, Ortsvorsteher von Lenne und Hundesossen.
Michael Rickert, Ortsvorsteher von Lenne und Hundesossen. © Privat | Privat

Wird es heute in Hundesossen noch auf Feiern gespielt und ist das Thema, wenn Sie sich oder Ihren Heimatort vorstellen?

Nein, die wenigsten sprechen einen darauf an. Aber gesungen wird es natürlich. Und ich denke, man wird es auch am Samstagabend lautstark hören.

Hundesossen wurde 1297 das erste Mal erwähnt und feiert in diesem Jahr 725-jähriges Jubiläum. Wie wichtig ist die Geschichte im Ort? Und ist die Sage vom Goldstein noch präsent?

Die Einwohner- auch die jüngeren- interessieren sich für das Dorf und seine Geschichte(n). Die Sagen um den Zweikampf zwischen Hexe und Teufel, den der Teufel verlor und seinen Abdruck auf dem Goldstein hinterließ, ist noch präsent, da bin ich mir sicher. Wir haben im Ort einen großen Monolith, den Ulrich Steinmetz noch behauen hat und auf einer Texttafel die Sage auch abgedruckt ist. Entstanden ist Hundesossen ja aus zwei bis drei Höfen. Heute haben wir 19 Wohnhäuser und 59 Einwohner. Die jüngste Bewohnerin ist ein Jahr alt, der Senior ist 90. Früher hatten wir mal eine Firma, die Elektromotoren herstellte, ein kleines Sägewerk und einen Elektroinstallationsbetrieb sowie drei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe. Hundesossen ist ein typisches Dorf.

Die Lenne fließt durch den Ort - ist das eher Fluch oder Segen?

Beides. Die Lenne fließt eher am Ort vorbei, aber natürlich zeigt das Leben am Wasser die Schönheit der Natur, das ist auch schon sehr idyllisch. Auf der anderen Seite reicht bei uns die Landwirtschaft nah ans Überschwemmungsgebiet. Das ist für die Landwirte zusätzliche Arbeit, wenn sie das Treibgut wegräumen müssen.

Der Tourismus spielt im Ort kaum eine Rolle, obwohl Sie nicht auf Touristen schießen?

Nein. (lacht) Leider nicht mehr. Früher hatten wir zwei Beherbergungsbetriebe. Heute gibt es keine Übernachtungsbetriebe oder Gastwirtschaften mehr. Aber ein durstiger Wanderer wird immer was zu trinken bekommen. Und keine Angst: Wenn wir schießen, dann nur zur Jagd oder beim Schützenfest. Wichtig ist mir aber: Man darf den Schmallenberger Tourismus nicht nur auf den Ort eingrenzen, sondern muss ihn auf die gesamte Ferienregion Schmallenberger Sauerland projizieren. Wir sind mit der Grenze zum Kreis Olpe das Tor dazu.

Was sind aktuell die drängendsten Themen für den Ort? Kann man bei Ihnen noch bauen?

Neue Bauflächen gibt es im Nachbarort Lenne. Bei uns baut der Nachwuchs dann eher ans Elternhaus an. Und daran, dass das immer wieder passiert, sieht man auch die Verbundenheit zum Ort. Es ist einfach schön hier, und wir haben eine tolle Dorfgemeinschaft.

Aber noch endet der Radweg in Lenne?

Ja, das ist schade. Ab Lenne, etwa in Höhe der Kirche, müssen die Radfahrer dann bis Störmecke im Kreis Olpe auf der B236 weiterfahren. Und das ist wirklich gefährlich, vor allem für Familien mit Kindern. Wenn die alle sicher durchfahren könnten, das wäre ein Gewinn - für die Touristen, aber auch für die Hundesossener. Ich denke, wir brauchen den Radweg.

Hintergrund

Zum Dorffest in Hundesossen wird am Samstag, 2. Juli, eingeladen.

Treffpunkt ist um 13 Uhr am Greitemann Stein. Von dort wandern die Besucher um 14 Uhr nach Hundesossen.

Um 15 Uhr ist Treffpunkt auf Stilper Hof am Festzelt. Da gibt es Kaffee und Kuchen, Getränke, Grillspezialitäten, Hüpfburg, Kinderschminken usw.

Nächster Höhepunkt des Dorfjubiläums in Lenne und Hundesossen sind die Meilertage vom 6. bis zum 14. August in Lenne.

Sie beginnen am 6. August mit dem Anzünden des Meilers, abends spielt die Band „Acoustica“

Sonntag, 7. August, findet eine Jubiläumswanderung statt mit Frühschoppen am Meiler und Treckertreff

Freitag, 12. August, ist Kindertag und Kino am Meiler

Samstag, 13. August, ist Chor-Treffen, abends „Der Meiler bebt“ mit DJ Gonzo

Sonntag. 14. August, Heilige Messe am Meiler, Frühschoppen, Aufbrechen des Meilers