Nuttlar. Was den Bau der L776n in Nuttlar angeht, will der Rat nicht nur den Druck auf den Landesbetrieb erhöhen. Er geht noch einen Schritt weiter.
Größer hätte die Einigkeit im Bestwiger Gemeinderat kaum sein können: Alle drei Fraktionen haben keinen Zweifel an der dringenden Notwendigkeit des L776-Neubaus in Nuttlar gelassen, um den Ort vom Verkehr zu entlasten. Entsprechend einstimmig einigten sie sich darauf, mit einem von der CDU vorgeschlagenen alternativen Streckenverlauf (wir berichteten) einen erneuten Vorstoß beim Landesbetrieb zu wagen und damit das Verfahren endlich wieder ins Rollen zu bringen.
„Seit den 1980er-Jahren ist über den Weiterbau der A 46 von Velmede nach Nuttlar gesprochen worden“, erinnerte das Nuttlarer CDU-Ratsmitglied Markus Sommer in seinen einleitenden Worten. Dabei sei es immer auch gleichzeitig um den Anschluss der L776 an die Autobahn gegangen. Getan hat sich seitdem bekanntlich nicht viel. Das Verfahren stockt seit Jahren. „Uns ist bekannt, dass ein ganz wesentlicher Einwand im Planfeststellungsverfahren der geplante Abriss des unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Forsthauses war“, so Sommer.
Idee bei erneutem Ortstermin
Weil dieser Einwand mehr als verständlich sei, habe man sich bei einem Termin vor Ort die Situation nochmals angeschaut. „Und dabei ist die Idee entstanden, den Bau der L776n erst nach dem Forsthaus zu beginnen“, erläuterte er die Entstehungsgeschichte der alternativen Trassenführung. „Wir sind keine Bauingenieure, aber trotzdem kommt man zu dem Ergebnis, dass das technisch eigentlich problemlos möglich sein müsste“, betonte Sommer.
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Wie berichtet, schlägt die CDU - und nach der Abstimmung am Mittwochabend der gesamte Gemeinderat - vor, mit dem Bau der L776n erst unterhalb des Forsthauses zu beginnen und die Strecke vorher auf auf der jetzigen L776 zu belassen. Zur Erinnerung: Die Pläne des Landesbetriebs sehen einen Ausbaubeginn bereits oberhalb des Forsthauses vor. Damit verbunden wäre ein Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes, weil genau dort die Trasse verlaufen würde, die die Behörde ausgearbeitet hat. „Gemeinsam möchten wir nun den Landesbetrieb auffordern, eine Umplanung vorzunehmen, damit der Bau der L776n schnellstmöglich beginnen kann“, so Sommer.
Und genau das wünschen sich auch die beiden anderen Fraktionen im Gemeinderat. „Als Nuttlarer kenne ich die dramatisch schlechte Verkehrssituation nur zu gut“, formulierte es Michael Menke, Ratsmitglied der SPD. Ebenso wie Markus Sommer bei der Vorstellung des Alternativ-Plans zu Beginn dieser Woche bestätigte auch Menke, dass sich die Situation seit der Eröffnung der Autobahn noch weiter verschlimmert habe - vor allem auch, was die Anzahl der Lkw angehe, die sich durch die Straße quetschen.
Enormes Gefahrenpotenzial
„Das bedeutet nicht nur eine massive Lärmbelästigung, sondern birgt auch ein enormes Gefahrenpotenzial“, mahnte er und verwies eindringlich darauf: „Man darf nicht erst reagieren, wenn das erste spielende Kind zu Schaden kommt.“ Insofern sei es gut, den Ball wieder ins Rollen zu bringen. Damit das Verfahren noch ein bisschen mehr Fahrt aufnimmt, soll nun auf Vorschlag der SPD nicht nur der Druck auf den Landesbetrieb erhöht werden. Auch NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) und die heimischen Abgeordneten sollen in den erneuten Vorstoß mit einbezogen werden.
Einbeziehung gewünscht
„Damit wollen wir zum Ausdruck bringen, dass dieses Anliegen so wichtig ist, dass es darüber keine parteipolitische Auseinandersetzung geben kann“, so Menke mit dem Verweis darauf, dass seinerzeit auch bereits Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) und viele andere Politiker involviert gewesen seien. Egal ob rot-grüne oder schwarz-gelbe Landesregierung, der Prozess müsse vorangetrieben werden, so Menke.
Matthias Scheidt, Fraktionsvorsitzender der Grünen, kennt die geschilderten Probleme als Nuttlarer ebenfalls gut. „Die Rüthener Straße braucht dringend eine Entlastung - und das nicht erst seit gestern“, betonte er. Gewünscht hätte er sich allerdings, dass die CDU ihrem Vorschlag nicht nicht nur durch einen gemeinsamen Beschluss im Gemeinderat mehr Schlagkraft verliehen hätte. Mit der Einbeziehung aller Nuttlarer Ratsmitglieder bereits im Vorfeld, hätte man den Vorstoß seiner Ansicht nach auf eine noch breitere Basis stellen können.
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Dass das Verfahren seit Jahren stockt, so vermutet SPD-Fraktionschef Paul Theo Sommer, könne möglicherweise auch damit zusammenhängen, dass man in der Vergangenheit vielleicht zu leise gewesen sei. „Wir müssen jetzt offensiv am Bleiben“, forderte er und fand damit Zustimmung bei Markus Sommer von der CDU, der allerdings gleichzeitig darauf verwies, als Rat nur deswegen eher leise gewesen zu sein, weil ein erneuter Vorstoß zu früherer Zeit wenig Sinn gemacht hätte. Seinerzeit hatte der Landesbetrieb auf mangelnde Planungskapazitäten hingewiesen und das mit der bevorstehenden Gründung der Autobahngesellschaft begründet. Inzwischen sei die Umstrukturierung abgeschlossen und damit der Zeitpunkt gekommen, das Thema erneut anzugehen und den Druck zu erhöhen.
- Die vorgeschlagene Trassenvariante ermöglicht nicht nur den Erhalt des ehemaligen Forsthauses, sondern bringt auch enorme Kosteneinsparungen mit sich.
- Bei dem Alternativvorschlag wird auf eine rund 800 Meter lange Ausbaustrecke vom Evenkopf zum Rocken ebenso verzichtet wie auf den Bau der 50 Meter langen Großbrücke Eidmecketal.
- Zudem kann auf die Umlegung eines Wirtschaftsweges verzichtet werden.