Nuttlar. 40 Jahre sind seit diesem besonderen Ereignis vergangen - doch der Weltrekord den 21 Nuttlarer 1981 aufgestellt haben, hat immer noch Bestand.

40 Jahre sind seit diesem ganz besonderen Nuttlarer Ereignis inzwischen vergangen. 40 Jahre, in denen es niemand geschafft hat, den ungewöhnlichen Rekord zu brechen, den 21 junge Männer aus Nuttlar im Jahr 1981 aufgestellt haben: Vier Tage waren sie zu Fuß unterwegs und rollten mit den Händen ein 50-Liter-Bierfass vor sich her. Sie schafften 666 Kilometer und stellten damit den Weltrekord im „Bierfassrollen auf Distanz“ auf. Im „Lexikon der Superlative“ von 1988 steht Nuttlar auf Seite 36, genau zwischen dem höchsten Bierdeckelturm und dem größten Bierhumpen der Welt.

Zu gern hätten sich die 21 Akteure von einst in diesen Tagen noch einmal in Nuttlar getroffen, um den 40. Jahrestag des Rekordes gebührend zu feiern. Wegen der Corona-Lage haben sie sich allerdings entschieden, auf ein Jubiläums-Treffen vorerst zu verzichten – Nachholtermin, wann auch immer, nicht ausgeschlossen.

Zum 30. Jahrestag kam die Bierfassroller-Truppe vor zehn Jahren noch einmal am Ort ihres Triumphs zusammen. Wegen Corona haben sich die Weltrekordler gegen ein Treffen zum 40. Jahrestag entschieden.
Zum 30. Jahrestag kam die Bierfassroller-Truppe vor zehn Jahren noch einmal am Ort ihres Triumphs zusammen. Wegen Corona haben sich die Weltrekordler gegen ein Treffen zum 40. Jahrestag entschieden. © Stephan Happel

Uli Wiese ist einer der Bierfass-Roller. Er erinnert sich immer wieder gern an die Aktion zurück, bei der er und seine Kollegen keineswegs 666 Kilometer quer durch die Republik unterwegs waren, sondern sich in heimischen Gefilden bewegten: Von der Vogelstange am Dümel, vorbei an der Kirche bis zur Forsthauskurve an der Rennstrecke. 8,1 Kilometer in fünf bis sechsköpfigen Gruppen, die sich beim Rollen in regelmäßigen Abständen abwechselten.

Stundenlanges Hin und Her

Ein stundenlanges Hin und Her, begleitet vom teameigenen Masseur, Unterstützern und einem Notar, der das Geschehen auf der Strecke minutiös protokollierte. Niemand sollte den Weltrekord später anfechten können.

Die Idee sei zwar aus einer Bierlaune entstanden. Allerdings sei man das Ganze dennoch professionell und mit viel Ehrgeiz angegangen, erklärt Uli Wiese. Für die Nuttlarer ging es schließlich um die Ehre. Immerhin hatten sie schon 1979 mit 321 Kilometern einen ersten Weltrekord aufgestellt, der kurz darauf überboten worden war.

Der Freundeskreis richtete sich Wochen im Voraus ein Trainingslager ein, suchte Helfer in der Region und trommelte die Anwohner des Ortes zur Unterstützung zusammen. Und die kamen. Nachts brachten Rentner den Läufern Getränke zur Stärkung, tagsüber standen hunderte jubelnder Menschen am Streckenrand. „Schlimmer als Schützenfest“, kommentierte Gemeindedirektor Vorderwülbecke damals die Zustände. Durch Spenden und Getränkeverkäufe machten die Roller sogar satte Gewinne. Mehr als 10 000 Mark nahmen sie ein und spendeten das Geld vollständig an eine Caritas-Werkstatt in Brilon.

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Die körperlichen und mentalen Anforderungen waren hoch. „Das Schlimmste waren die Rückenschmerzen“, erinnert sich Wiese noch heute.

Zum 30. Jahrestag vor zehn Jahren hatten es sich die Weltrekordler nicht nehmen lassen, noch einmal einen Teil der alten Strecke abzurollen und einen Geschicklichkeits-Parcours mit dem Fass zu durchlaufen. Dabei war die Kondition zwar nicht mehr ganz die alte, doch beim Rollen saß immer noch jeder Handgriff. „Wer einmal vier Tage mit der Hand am Fass verbracht hat, weiß ganz genau, wie man es behandeln muss“, sagt Wiese.

  • Wirklich in Gefahr war der Rekord in den Augen der Nuttlarer übrigens bis heute nicht. Einmal rollte eine Gruppe aus Zweibrücken ebenfalls 666 Kilometer, allerdings nicht per Hand sondern mit einer deichselartigen Rollvorrichtung. Für derartige Hilfsmittel haben die echten Profis aus Nuttlar nur ein müdes Lächeln übrig.
  • Ein Jahr nach dem Aufstellen ihres Rekordes war die Truppe aus Nuttlar damals sogar ins ZDF-Sportstudio eingeladen. Gastgeber war damals noch Harry Valerien.