Meschede. Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau verprügelt. Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Über diese Themen berichteten wir vor 70 Jahren im Lokalteil in Meschede.

„Sehe aus wie Verbrecherin“

In einer Berufungsverhandlung bestätigt das Landgericht Arnsberg die zwei Monate Gefängnis, zu der eine Frau aus Andreasberg wegen Körperverletzung verurteilt wurde: Nach ausgiebigem Genuss von Kakao mit Nuss-Likör hatte sie die Stiefmutter ihrer Freundin verprügelt.

Das Opfer legte vor Gericht als Beweis noch eine Zigarrentüte vor, in der sie die ihr ausgerauften Haare gesammelt hatte. Sie war außerdem mehrfach mit dem Kopf gegen den gusseisernen Spülstein geschlagen und auf die Steinstufen einer Treppe geschleudert worden. Die Frau war rasend geworden, weil die Stiefmutter sie beleidigt hatte: Sie sagte, „ich sehe aus wie eine Verbrecherin und ich hätte Mörderaugen“.

Nachfrage in Norddeutschland

Am Hennesee trifft ein neuer Transport von 101 Notstandsarbeitern ein, die beim Bau der Talsperre und dem Straßenbau dort mit der erforderlichen Verlegung der B 55 helfen sollen.

Der Blick in eine der Baracken, in der die Arbeiter untergebracht sind, die in Meschede beim Bau der Hennetalsperre helfen.
Der Blick in eine der Baracken, in der die Arbeiter untergebracht sind, die in Meschede beim Bau der Hennetalsperre helfen. © Unbekannt | Jürgen Kortmann

Alle kommen aus Rendsburg in Schleswig-Holstein. Sie wurden aus 386 Bewerbern ausgewählt, meistens Flüchtlinge. Nach einem halben Jahr Arbeit an der Talsperre erwerben sie das Recht auf einen Umsiedlung und gleichzeitig auf einen Dauerarbeitsplatz in NRW.

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80 Notstandsarbeiter, die 1951 erstmals ebenfalls aus Schleswig-Holstein kamen, beenden jetzt ihren Einsatz in Meschede: Sie hatten offenbar so positiv darüber berichtet, dass die Nachfrage im Norden so stark ist.

Die Zahl der Arbeiter steigt damit auf aktuell 413. Sie sind in fünf großen Baracken am Hennesee untergebracht, drei davon sind neu entstanden, zwei wurden an der Versetalsperre abgebaut und nach Meschede gebracht. Zu der Barackenstadt gehören eine Wirtschaftsbaracke und mehrere Nebengebäude. Die Unterkunft ist preiswert: Die Arbeiter zahlen dafür im ersten Monat neun Mark, womit die Kosten für die sechs Monate abgegolten sind. Von der alten Mauer der Talsperre ist bereits ein Teil abgebrochen worden.

Wohnheim für Lehrlinge

In Meschede steht das Jugendwohnheim im Franz-Schweitzer-Haus an der Kolpingstraße vor der Fertigstellung. Dort sollen 50 Jugendliche ein neues Heim finden. Bestimmt ist es für Lehrlinge, die zu den „kriegsfolgenberechtigten Jugendlichen“ gehören, und dort leben können – zum Beispiel Vertriebene, Evakuierte oder Kinder von Vermissten. Aufgenommen werden sollen auch Lehrlinge, die zu weite Anfahrtswege aus den Dörfern nach Meschede haben.

Fremde Holzarten mitnutzen

Bei einer Tagung des Kreiswaldbauernverbandes in Wenholthausen wird auch der Anbau fremder Holzarten im Sauerland empfohlen – denn entwicklungsgeschichtlich gesehen sei das Sauerland ein holzartenarmes Gebiet. Gute Erfahrungen mache man mit der Japanischen Lärche, die schon früh Holz für Bergwerke liefere, mit Roteichen und Küstentannen. Fernziel im Forst solle sein, in 30 Jahren eine Zusammensetzung des Waldes aus 45 Prozent Laub- und 55 Prozent Nadelbäumen zu haben.

Probebohrung in Ramsbeck

Die Stolberger Zink AG baut in Ramsbeck am Brabeckebach einen neuen Bohrturm auf, um nach neuen Erzvorkommen zu suchen. Gebohrt wird bis in eine Tiefe von 400 Metern.

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Mannequins im Schaufenster

Was für ein Menschenauflauf auf der Briloner Straße in Meschede: 1500 Zuschauer stehen dort auf beiden Bürgersteigen sonntags vor dem Kaufhaus Schneider – wegen einer ungewöhnlichen Werbeveranstaltung. Denn in den Schaufenstern zeigen Mannequins eine Modenschau. Drei Polizisten müssen eingesetzt werden, „dass die Ordnung aufrechterhalten blieb“, wird berichtet.

Das neue Wappen ist da

In Nuttlar wird Bürgermeister Hesse im Gemeinderat das erste neue Gemeindewappen überreicht, geschaffen vom Kunstmaler Karl Meyer aus Eversberg: Auf blauem Grund ein Schieferhammer mit goldenem Griff als Wahrzeichen der Schieferindustrie und zwei goldene Nüsse als Hinweis auf den alten Namen Nuttlars.

Schneefall zerstört Bäume

Große Mengen an Schnee sind Anfang des Jahres im Kreis Meschede gefallen: Durch Schneebruch sind allein im Privatwald rund 25.000 Festmeter Holz zerstört worden, vor allem in Fichtenbeständen. Das Mescheder Forstwald erinnert Waldbesitzer an ihre Verpflichtung, alle 14 Tage ihre Bestände auf den Befall mit Borkenkäfern kontrollieren zu müssen und befallenes Holz rasch zu beseitigen.

Möbelhandel in Bestwig

In Bestwig eröffnet der Großhandel Möbel Goebel in den früheren Geschäftsräumen von Edeka ein neues Lager, um Händler in der Region zu versorgen. Goebel hat seinen Stammsitz in Dortmund und bisher nur eine Zweigniederlassung in Düsseldorf.

St. Georg: Keine Strafgelder

1069 einheimische und 59 auswärtige Mitglieder hat in Meschede jetzt die St.-Georgs-Schützenbruderschaft. Hauptmann König verkündet in der Generalversammlung, dass keine Strafgelder erhoben werden müssten – alle Schützen waren zuletzt bei der Fronleichnamsprozession, den Umzügen und der Schützenmesse dabei. Von allen Schützen unter 35 Jahren wird ab 1953 erwartet, einen Schützenhut zu besitzen.

Bäuerin verteidigt Fleisch

Zwei Diebe beobachten in Eversberg einen Bauern, der ein Schwein schlachtet und dieses dann nachts in seiner Wirtschaftsküche unterbringt. Nachts brechen sie ein, werden aber von der Bäuerin bemerkt. Sie verteidigt das Fleisch, kann die Täter aber nicht festhalten - denn die schlagen mit einer Zaunlatte nach ihr und flüchten dann.

Weitere Berichte im Rückblick:

Untreue bei der Arbeiterwohlfahrt, schwere Gewitter bei Meschede, Honsel baut Wohnungen, ein gescheitertes Ferienlager im Schlamm am Hennesee - die Woche vor 70 Jahren.

Australier auf dem Hennesee, Helmut Kohl schwebt über Meschede, Waldbrände bei Meschede und weitere Schlagzeilen aus dem Jahr 1976.

Ein entsetzliches Unglück bei Mosebolle, Mescheder Priester geht in die DDR, der neue Badestrand am Hennesee - die Woche vor 65 Jahren.

Rentner sticht in Andreasberg auf Nachbarn ein, Polizist wird bei Eslohe angefahren, Kreuzung in Meschede nach Unfall entschärft - vor 45 Jahren.

Kriegsspielzeug ist kein Thema in Mescheder Politik, Tandemsprünge in Schmallenberg, ADAC-Slalom auf Flugplatz Schüren - die Woche vor 35 Jahren.

Doppelte Ehe in Meschede und Betrug im Standesamt, Schulstreik in Berge, tödliches Unglück an Valme in Ramsbeck - die Woche vor 70 Jahren.

Mord an Makler, Mückenplage bei Schmallenberg, Freispruch für Freienohler Polizist, Warten vor Schranke in Meschede - die Woche vor 45 Jahren.