Meschede. Am Hennesee bei Meschede soll in der Badebucht ein Erlebnis-Großspielplatz für Familien entstehen. So sehen die Entwürfe dafür aus.
Lassen sich am Hennesee Piraten nieder? Oder werden es doch eher Wikinger sein? Diese Frage wird der Mescheder Stadtrat in der nächsten Woche entscheiden. Dahinter steckt ein Vorzeigeprojekt für die ganze Stadt: Denn in der Badebucht soll ein Erlebnis-Großspielplatz entstehen. Zwei Konzepte stehen zur Auswahl.
In der Tendenz scheint sich dabei abzuzeichnen, dass die Badebucht künftig zur Piratenbucht wird. Das wurde im Ausschuss für Generationen, Bildung, Freizeit und Soziales deutlich: Aus den Reihen der CDU-Mehrheit kamen eher piratenfreundliche Signale. Die Kommunalpolitik hat sich als Ziel gesteckt, Meschede familienfreundlicher zu machen – dazu gehören auch Investitionen in Schwerpunkt-Spielplätze, dazu die Schaffung eines besonderen, herausragenden Projektes am Hennesee: Denn bisher fahren junge Familien für den Besuch eines Erlebnisspielplatzes in andere Städte. Im Vorfeld hatte die Stadt über einen Ideenwettbewerb schon bei Bürgern Vorschläge eingeholt – auch dabei wünschten sich Kinder meistens, das Piraten-Thema umzusetzen.
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7500 Quadratmeter sollen zur Spielfläche werden: Der gesamte Hangbereich von der DLRG-Station bis zum Beachvolleyballfeld, bis hinunter ans Wasser. Der Fußweg vom Ruderclub zum Lokal H 1 läuft durch das künftige Spielplatz-Gelände. Der Hang würde terrassiert werden, um ihn nutzbar zu machen; an der Rettungsstation würden Toiletten und Wickelmöglichkeiten sein. Den Politikern vorgestellt wurden die Piraten- und die Wikinger-Idee als die dafür von der Stadtverwaltung favorisierten Lösungen.
Badebucht als Piratenbucht
Hinter der Piratenbucht steht das Unternehmen Proludic, ein führender Hersteller von Spielgeräten.
Kernstück ist ein 13 Meter langes, sieben Meter hohes Spielschiff mit zwei Decks samt Rutschen und Tunnel, der „Weiße Adler“ (benannt nach dem Mescheder Wappentier). Verteilen werden sich über die Fläche ein „Piratenkindergarten“ mit Spielmöglichkeiten für Kinder unter drei Jahre wie Nestschaukel, einem kleinen Spielschiff, einen „Hafen“ als integrativen Spielbereich, einen Wasser- und Matschbereich, eine 25 Meter lange Seilbahn, einen Piraten-Ninja-Parcours fürs Hangeln, Springen, Klettern, den auch junge Erwachsene nutzen können. Umgesetzt würden die Geräte aus HPL-Material, dass sind robuste Kompaktplatten mit Holzfaserkern.
Ein Wikingerdorf in der Badebucht
Komplett anders die Idee der Landschaftsarchitekten „Grünplaner“: Mit ihrem Wikingerdorf wollen sie am Hennesee eine Geschichte erzählen, die sich die Kinder erspielen sollen. Auch hier entstehen unter anderem ein Spielschiff (12 Meter lang, 8,50 Meter hoch mit Klettermast und Wasserspiel), Wikingerhütten, eine 20 Meter lange Geländerutsche, ein 6,50 Meter hohes Langhaus, in dem auch Kindergeburtstage gefeiert werden könnten, ein erkletterbarer „Thor’s Hammer“, Totenköpfe als Wasserdusche, ebenfalls ein Ninja-Parcours, Hier wäre das Material aus Robinien-Holz.
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Ganz klar: Das Wikingerdorf wäre etwas Einmaliges für Meschede, so etwas ist als Spielplatz noch nie umgesetzt worden.
Bei der Vermarktung könnte die Stadt damit punkten. Allerdings: Alles würde individuell angefertigt, woher aber kommt ein Ersatzteil, wenn mal etwas kaputt ist, fragt sich Bauhofleiter Marc Böhm ganz praktisch. Denn die Pflege des Geländes kommt auf die Stadt zu.
Die Kosten
Und Einmaligkeit hat ihren Preis: 1,1 Millionen Euro würde das Wikingerdorf kosten, dazu kämen Aufbaukosten und die Kosten für die Modellierung des Geländes – da wurde Kämmerer Jürgen Bartholme erkennbar schmallippig: „So ein Volumen kriegen wir nicht gestemmt.“ Denn tatsächlich zur Verfügung hat die Stadt für den Großspielplatz aktuell etwa 250.000 Euro. Marc Böhm war auch verärgert und „fast vom Stuhl gefallen“: Denn vor vier Wochen seien ihm Kosten von 300.000 Euro genannt worden. Die Schaffung der Piratenbucht dagegen würde rund 420.000 Euro kosten, dazu kommen die Aufbaukosten.
Falk Dümpelmann (CDU) etwa erkannte im Piratenprojekt einen „höheren Spielwert“. Eigentlich sollte der Spielplatz schon in diesem Frühsommer entstehen: Jetzt steht im Raum, in diesem Jahr mit den Erdarbeiten und 2023 mit dem Aufbau zu beginnen.
Denkbar jetzt: Eine Umsetzung in Abschnitten, um ein Projekt finanziell zu stemmen. Allerdings würde allein ein erster Bauabschnitt beim Wikingerdorf 387.000 Euro kosten – ob man da nicht hinter den Erwartungen zurückbleibe, die man wecke, meinte Kämmerer Bartholme, wenn dann da für längere Zeit nur ein Schiff stehe, und sonst nichts.
>>> HINTERGRUND <<<
Wichtig auch für die Entscheidung: Die Hersteller des Wikingerdorfes geben nur bis Mitte Juni eine Preisgarantie, fürs Piratenbucht gilt Ende des Jahres.
Ziel ist auf jeden Fall, einen integrativen Spielbereich zu erhalten, der erlebbar sein soll für Menschen mit jeglicher Einschränkung.
Ein Fahrradparkplatz soll umgesetzt werden, dazu viele Sitzgelegenheiten im Gelände.