Schmallenberg/Lennestadt. In einer Querdenker-Gruppe, der auch Schmallenberger angehören, wird für einen Putin-Fanclub geworden - trotz der Gräueltaten in der Ukraine.

Noch vor kurzer Zeit ging es um die Corona-Pandemie, Impf- und Maskenpflicht. Seit ein paar Wochen haben sich die Themen in den Telegram-Gruppen aber gewandelt. Ein anonymer Beobachter hat jetzt eine erschreckende Nachricht entdeckt: „Es gibt eine Putin-Fanclub-Gruppe. Das ist so verrückt, dass es schon fast lächerlich ist“, sagt er. Auf Telegram wird dafür offensiv geworben, doch Teil dieser Gemeinschaft zu werden, die sich um den russischen Präsidenten dreht - trotz seines Überfalls auf die Ukraine.

Ankündigung vor Prozess

Der Informant beobachtet die verschiedenen Telegram-Gruppen in Lennestadt und früher auch die in Schmallenberg. „Die Schmallenberger Gruppe gibt es nicht mehr. Nach dem Vorfall im Bad Fredeburger Amtsgericht wurde die Gruppe gelöscht“, sagt er. Damals war eine Frau – angeblich weil sie keine Maske tragen konnte, es aber im Gericht tun musste – nach vorheriger Ankündigung in der Schmallenberger Telegram-Gruppe umgekippt. Nach der Löschung seien viele Schmallenberger in die Lennestädter-Gruppe gewechselt.

Damals waren noch viele Schmallenberger auch mit Klarnamen in der Gruppe unterwegs. Das habe sich aber mittlerweile geändert. Dennoch könne er viele Accounts den Leuten zuordnen, sagt der Informant: „Neulich hat jemand zum Beispiel mal ein Foto mit seiner E-Mail-Adresse in eine der Gruppen geschickt. Eine Mailadresse mit Vor- und Nachnamen. Sowas ist natürlich nicht so schlau.“

>>> Lesen Sie auch: Wisent-Herde herrenlos in Schmallenberg: Das sagt die Stadt <<<<<

Er beobachtet schon seit Monaten die Telegram-Gruppen und findet es wichtig, zu wissen wie die Nutzer dort ticken und was sie denken: „Man sollte diese Szene beobachten und nicht unterschätzen. Ich denke, dass diese Leute auch gefährlich und sogar gewalttätig werden können.“

Krieg wird befürwortet

Der anonymer Beobachter schaut regelmäßig in die Kommunikationskanäle der Querdenker. In den letzten Wochen liest er vermehrt Nachrichten, die das Kriegsgeschehen in der Ukraine befürworten und sich auf die Seite von Wladimir Putin stellen. Auch dieser Zeitung liegen diese Inhalte vor. Ähnliche russische Propaganda findet sich darüber hinaus auf dem Kanal der so genannten Freien Presse Sauerland.

Diese Auffassung vieler Telegram-Nutzer macht unseren Informanten fassungslos: „Wir leben im 21. Jahrhundert. Fast jeder von uns hat ein Smartphone und Zugang zum Internet. Somit auch die Möglichkeit sich vernünftig zu informieren. Viele wissen aber scheinbar überhaupt nicht wie man mit Medien richtig umgeht“, sagt er.

Kritiker werden gesperrt

Er ist nur ein Beobachter, müsse oft den Drang die falschen Tatsachen, die in den Gruppen verbreitet werden, aufzudecken und mit einer Nachricht alles richtig zu stellen, unterdrücken. „Da muss man sich wirklich auf die Finger setzten. Denn wenn man sich kritisch äußert wird man häufig gesperrt.“ Dieses Verhalten spreche gegen die häufig kommunizierte Meinung der Querdenker, dass sie ihre Meinung nicht frei äußern dürften – selbst werden scheinbar Nutzer, die es tun gelöscht.