Schmallenberg. Das Wisent-Projekt könnte bald in die nächste Phase übergehen: Die Tiere sollen in die Herrenlosigkeit entlassen werden. Das sagt die Stadt dazu.

Die aktuelle Entwicklung zur Freisetzung der Wisente war jetzt Thema im Haupt- und Finanzausschuss. Dazu stellte Schmallenbergs Bürgermeister Burkhard König einige Punkte aus dem Gutachten vor, das im Auftrag der Koordinierungsgruppe „Wisente im Rothaargebirge“ erarbeitet worden war. „Das Projekt soll demnächst die Erprobungsstufe beenden und die Tiere sollen somit in die Herrenlosigkeit entlassen werden“, erläuterte König den Ausschussmitgliedern. Derzeit befinde sich die Herde noch im Eigentum des Trägervereins.

Fortpflanzung könnte Problem werden

Das Gutachten war erstellt worden, um die möglichen Folgen dieses Schrittes besser abwägen zu können. „Nach Durchsicht des Gutachtens gibt es einige Punkte, die wir als Stadt Schmallenberg sehr kritisch sehen“, unterstrich der Bürgermeister. Er sprach einige herausstechende Punkte in der Sitzung an: Um eine Teilung der Herde und damit ein größeres Streifgebiet verhindern zu können, müsse sich die optimale Herdengröße auf 20 Tiere belaufen. „Da stellt sich natürlich auch die Frage, ob dieses Projekt mit dieser begrenzten Anzahl an Tiere überhaupt zum Erhalt der Art beitragen würde“, so Bürgermeister König. Außerdem könne die Fortpflanzung zwei weitere Probleme hervorbringen: Nachdem die Tiere in die Herrenlosigkeit entlassen worden sind, unterliegen sie dem Artenschutz.

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„Dann wird es schwer, die Größe der Herde zu kontrollieren“, so König. Das liege daran, dass es kompliziert sei die Tiere dann zu schießen. Außerdem könne man nicht wissen, ob es innerhalb der Herde schon Inzucht gekommen sei, dann könnte sich die Population als Reserve für andere Herden nicht mehr eignen. Zusätzlich stellte Burkhard König noch heraus, dass die Schälschäden an Buchen nicht nur an jungen Bäumen, sondern auch an Altbeständen zu finden sind. „So kann man davon ausgehen, dass die Buchenbestände im Gebiet Schanze nach und nach gänzlich verschwinden.“

Hohe Kosten für Wisent-Projekt

Der Gesamte monetäre Schäden beträgt, laut Gutachten ungefähr 600.000 Euro. Die Inzucht, die es möglicherweise in der Herde schon gegeben hat, führt der Gutachter auf das bisherige schlechte Herdenmanagement zurück. Der Trägerverein sei überfordert. Daher solle das Projekt bei Weiterführung in die Hände eines „starken Partners“ gehen. Und der wird derzeit gesucht. Im Gespräch sind der Kölner Zoo und die Deutsche Wildtier Stiftung. „Die Kosten für die Weiterführung des Projekt wurden auf ungefähr jährlich 500.000 Euro geschätzt. Hinzu kommen 60.000 Euro Schadensersatz. Da muss man schon hinterfragen, ob sich das Projekt in dieser Größe für diese kleine Population überhaupt lohnt“, so der Bürgermeister.

Auch die Ausschussmitglieder sind sich einig, dass gerade die weiterführende Finanzierung kritisch zu sehen ist: „Wer zahlt das dann?“. Diese Frage sei noch nicht geklärt. Außerdem sei das Projekt nur noch bis Ende dieses Jahres finanziert, was danach geschehen solle, sei nicht festgehalten, so Ausschussmitglied Dr. Matthias Schütte von der CDU.

Das Gutachten liegt seit Dezember vor und kann online unter www. siegen-wittgenstein.de/Wisent-Gutachten-vorgestellt.de abgerufen werden.