Menden. Versenkbare Poller, mobile Terrorsperren: Wie die Stadt Veranstaltungen aller Art in Menden wirksam schützen will. Und was das kostet.

Nach dem schrecklichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt von Magdeburg, wo ein Angreifer mit seinem Auto sechs Menschen getötet und 300 weitere verletzt hat, wird auch in Menden überlegt, wie Veranstaltungen vor Fahrzeug-Attacken wirksamer zu schützen sind. Vor dem Angriff in Magdeburg hatte es aus der Mendener SPD bekanntlich Kritik an einer mangelhaften Absicherung des „Mendener Winters“ in der Innenstadt gegeben, weil die leicht zu demontierenden Durchfahrtsperren fehlten. Jetzt plädieren Ordnungsamt und Feuerwehr für versenkbare Poller an drei Stellen rund um den Alten Rathausplatz, hinzukommen sollen fünf mobile Terrorsperren. Die sind überall aufzustellen, aufklappbar und brauchen wenig Platz, können aber sogar schwere Lastwagen wirksam aufhalten. Sie sollen nun rasch angeschafft werden. Kostenpunkt: etwa 230.000 Euro.

Kirmes, Turmblasen, Mendener Sommer: Viele Innenstadt-Veranstaltungen in M;enden

Zur Begründung heißt es, dass es eine Vielzahl von Innenstadt-Veranstaltungen gibt. Bei einigen ist die Stadt Menden selbst Veranstalter, etwa bei der Pfingstkirmes, dem Turmblasen oder dem Mendener Sommer. Weitere Feiern, Feste oder Umzüge führen das Stadtmarketing oder private Veranstalter wie Vereine durch. Sie alle sind jeweils für die Erstellung und die Inhalte eines Sicherheitskonzeptes, für Sicherheit und Ordnung bei der Veranstaltung und die Einhaltung aller Vorschriften verantwortlich. Dazu zählt auch die Verkehrssicherung.

Schutz vor Amok- und Terrorfahrten reicht augenblicklich nicht aus

Daher, so das Ordnungsamt, seien „Maßnahmen zu treffen, die ein unbeabsichtigtes Einfahren, aber auch sogenannte Amok- oder Terrorfahrten mit Pkw oder Lkw effektiv verhindern können“. Bisher setze die Stadt dafür „auch aufgrund mangelnder gesetzlicher Vorgaben“ Sperren aus Wasserbehältern oder abgestellte Lkw ein. Doch das ist aus Sicht von Ordnungsbehörde und Feuerwehr nicht mehr ausreichend. Außerdem würden damit auch Rettungswege für die Feuerwehr und Rettungsdienste eingeschränkt.

Lkw als Terrorsperren, zur Verfügung gestellt von Speditionen, sorgen bisher für Sicherheit etwa beim Tulpensonntagsumzug in Menden. Doch diese Sicherung reicht laut Ordnungsamt und Polizei nicht mehr aus.
Lkw als Terrorsperren, zur Verfügung gestellt von Speditionen, sorgen bisher für Sicherheit etwa beim Tulpensonntagsumzug in Menden. Doch diese Sicherung reicht laut Ordnungsamt und Polizei nicht mehr aus. © WP Fröndenberg | Peter Benedickt

Wasserbehälter und Lkw blockieren im Zweifel auch die Rettungswege

Die in Menden eingesetzten IBC-Wasserbehälter böten zum Beispiel kaum Schutz vor Amok- oder Terrorfahrten: Sie sind nach Angaben der Stadtverwaltung nicht verankert, also im Zweifel leicht wegzuschieben und wurden in Bochum schon selbst zum Ziel von Vandalismus. Da sie wegen der Rettungswege versetzt aufzubauen sind, könnte auch ein Amokfahrer hier durch die Schikane schlüpfen. Wo Lkw als Sperren abgestellt sind, bestehe ebenfalls die Gefahr, dass Feuerwehr und Rettungsdienst nicht durchkommen, weil die Fahrer nicht zeitnah verfügbar sind oder das Rangieren mit den Großfahrzeugen sehr zeitaufwändig ist. Außerdem könnten Fahrzeuge ohne vorherige Absprache ihren Standort verlassen.

Mobile Sperren: wirksam, leicht aufzubauen und an Dritte zu verleihen

Die jetzt ins Auge gefasste Kombination aus mobilen und fest installierten Zufahrtsreglern für Innenstadt-Veranstaltungen bieten laut Ordnungsamt und Feuerwehr dagegen ein ausreichendes Sicherheitsniveau. Das einfache Absenken oder Umklappen des Sperrsegments sorge für kontrollierte Durchfahrten. Zugleich bieten sie 1,20 Meter breite Durchlässe für Fluchtwege, die Fußgänger, Rad- oder Rollstuhlfahrer ungehindert passieren können. Zudem sind sie platzsparend stapelbar und einfach zu transportieren, sie brauchen keine zusätzliche Verankerung an Bordsteinen und sind vandalismussicher. Diese Sperren wären auch an kommerzielle Veranstalter, Vereine und Organisationen zu verleihen, zur Sicherung von Festgeländen bei Schützen-, Dorf- oder Straßenfesten. Ihre Wirkung auf heranrasende Fahrzeuge ist dennoch durchschlagend: Trifft ein Lkw darauf, wird der Unterbau regelrecht abgerissen, der ganze Laster so hochgeworfen, dass er mit dem Führerhaus voran wieder auf den Asphalt kracht. Der Lkw wird zu 100 Prozent gestoppt.

Drei Standorte für fest installierte Poller an Eingängen zur Innenstadt

Die drei Hochsicherheitspoller als fest installierte Anlagen können bei Lieferverkehr, für Marktbeschicker, Feuerwehr, Bauhof oder Ordnungsbehörde auf Knopfdruck versenkt werden. Ihr Einbau würde allerdings auch Tiefbau-Arbeiten erfordern. Sie sollten in der oberen Fußgängerzone etwa in Höhe Pastorat- und Vinzenzstraße eingebaut sein, dazu in der Bahnhofstraße in Höhe der Wasserstraße und in der unteren Fußgängerzone in Höhe der Kirch- oder Querstraße. Die genauen Standorte der fest installierten Poller sollen noch geprüft werden.

Kosten für Poller bei 91.000 Euro, fünf mobile Anlagen sollen 140.000 kosten

Aktuell liegt der Stadtverwaltung ein Angebot für drei versenkbare Poller vor, die insgesamt 91.000 Euro kosten würden. Hinzu kämen die Kosten für Tiefbauarbeiten. Für fünf mobile Zufahrts-Sperren würden Kosten in Höhe von etwa 140.000 Euro entstehen.