Menden. „Alte Dame“ als Sorgenkind: Die Wilhelmshöhe in Menden soll ab 2027 grundsaniert werden. Idee zu einer Ersatzstätte für Kulturveranstaltungen.
Zu den ersten Aufgaben der Mendener Politik im neuen Jahr zählt ein altes, aber immer wieder aufgeschobenes Problem: Die Städtischen Saalbetriebe Wilhelmshöhe, der einzige Ort für große Kultur- und Konzertveranstaltungen in Menden, braucht inzwischen dringend eine vermutlich aufwändige Grundsanierung. 120 Jahre alt wird das Baudenkmal in diesem Jahr. Nach dem Auslaufen des Erbpachtvertrages der Mendener Bürgerschützen von 1604, der 2021 nach 53 Jahren endete, steht die Stadt Menden für die Saalbetriebe am Schwitter Weg jetzt in der alleinigen Verantwortung. Und damit auch die Steuerzahler.
Renovierung dürfte vom Keller bis zum Turm nötig sein
Nach dem Scheitern einer „Wilhelmshöhe 4.0“, die den historischen Bau mit Fördergeldern der „Regionale“ zu einem Hotspot der Digitalisierung machen wollte, ist nun für einen möglichen Beginn der umfassenden Renovierung, die vom Keller bis zum Turm nötig sein dürfte, das Jahr 2027 ins Auge gefasst. Diese Tatsache bereitet heimischen Veranstaltern indes schon jetzt Kopfzerbrechen. Denn die Stadt lässt, wie zu hören ist, Buchungen der Halle für das mögliche Sanierungsjahr 2027 aktuell schon nicht mehr zu.
Zwei bis drei Jahre Buchung im Voraus für Tourneeplaner normal
„Für die Planung von Tourneen ist heutzutage ein Vorlauf von zwei bis drei Jahren normal“, sagt Wilfried Kickermann vom „phono-forum“. Daher bräuchten heimische wie überörtliche Veranstalter sehr bald Sicherheit in der Frage, ob die Wilhelmshöhe auch 2027 noch verlässlich zur Verfügung steht oder eben nicht. Auch Marcus Hasecker, Pächter der Restauration, wünscht sich alsbald das sichere Wissen darum, ob er zum Beispiel größeren Hochzeitsgesellschaften zusagen kann oder nicht. Die Werbung dafür hat er vorsorglich schon seit längerem eingestellt. So hatte die FDP im letzten Jahr einen „Masterplan Wilhelmshöhe 2026“ gefordert.
Die politische Entscheidung darüber ist bisher noch nicht gefallen. Auf Nachfrage der WP erklärte dazu jetzt die Stadt-Sprecherin Vanessa Wittenburg: „Die Wilhelmshöhe wird in jedem Fall über das gesamte Jahr 2026, also dem Jubiläumsjahr zum 750-jährigen Bestehen der Stadt Menden, uneingeschränkt buchbar sein.“ Und weiter: „Um für das Jahr 2027 Planungssicherheit zu haben, wird die Stadtverwaltung das Thema Anfang 2025 in die Politik geben, um einen Beschluss zum Zeitpunkt der Baumaßnahme herbeizuführen. Wir arbeiten daran, so schnell wie möglich eine Entscheidung zur Zukunft der Wilhelmshöhe zu treffen, um den lokalen Veranstalterinnen und Veranstaltern eine verlässliche zeitliche Perspektive bieten zu können.“
„Für die Planung von Tourneen ist heutzutage ein Vorlauf von zwei bis drei Jahren normal.“
Dass die Zeit tatsächlich drängt, bestätigt auf Anfrage der Mendener Veranstalter Wilfried Kickermann: „Die noch buchbaren Termine für das Stadtjubiläumsjahr 2026 werden jetzt schon knapp“, berichtet der Betreiber des „phono-forums“. Die Planungssicherheit für das Folgejahr wäre daher ausgesprochen wichtig. Ihn beschäftigt indes nicht nur der Starttermin für die Renovierungsphase, sondern auch die Ausfalldauer, die zum Beispiel beim Stadttheater Lippstadt mehr als zwei Jahre in Anspruch nahm. In Menden dauert der Umbau des Bürgerhauses „Hönne-Treff“ schon jahrelang an, auch das Huckenohl-Stadion fiel für die Sanierung auf lange Zeit aus.
Kickermann schlägt Ertüchtigung einer anderen Halle vor
Der erfahrene Veranstalter fragt sich, was in dieser Phase kulturell in Menden noch passieren soll, falls es keinen Ersatz für die „Alte Dame“ gibt. „Dann droht uns, dass die Veranstaltungskultur in Menden für lange Zeit in weiten Teilen völlig zum Erliegen kommt.“ Als provisorische Alternative könnte laut Wilfried Kickermann die Aufrüstung von einer der kleineren Schützenhallen im Stadtgebiet in Frage kommen.
Veranstalter und Kulturvereine brauchen Sicherheit
Diese Halle müsste allerdings entsprechend ausgestattet sein, etwa mit einer funktionierenden Bühnentechnik, und auch für eine Ertüchtigung dränge bei einem Totalausfall der Wilhelmshöhe ab 2027 bereits jetzt die Zeit. Marcus Hasecker, der das große Baudenkmal ebenfalls gut kennt, könte sich auch vorstellen, dass sie Zug um Zug bei weitegehend laufendem Betrieb renoviert wird. Wenn etwa die Keller oder die WCs saniert würden, könne auf das Restaurant ausgewichen werden.
Neues Schwimmbad und Nordwall-Parkhaus warten ebenfalls
Soll es am Schwitter Weg mit dem Sanierungsstart 2027 noch klappen, müsse rasch eine Bestandsaufnahme erfolgen, aus der sich die voraussichtlichen Bauzeiten und Kosten herauslesen lassen. Gerade bei hohen Kosten stellt sich auch die Frage, ob die Stadt neben dem geplanten neuen Schwimmbad an der Gisbert-Kranz-Straße und dem Nordwall-Parkhaus in dieser Dekade noch ein weiteres Großprojekt stemmen kann.
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