Menden. Zum letzten Mal Kaffee und Kuchen: Besucher und Team des Lesecafés Menden haben am Samstag Abschied gefeiert. Der Treffpunkt wird fehlen.
Das Klappern des Geschirrs, der Duft von Kaffee und die mit Leckereien gut gefüllte Vitrine: Fast hatte es den Anschein, als wäre es ein gut besuchter Markttag, an dem sich die Stühle und Tische im Lesecafé der Bücherei in Menden füllen und die Gäste wie immer dort eine Pause bei Kaffee und Kuchen einlegen. Doch jenseits des geschäftigen Treibens und des munteren Geplappers der Gäste war diesmal eine wehmütige und getragene Stimmung zu spüren. Denn das Lesecafé in der Dorte-Hilleke-Bücherei öffnete am Samstagmorgen zum letzten Mal und lud noch einmal zu Kaffee, Kuchen und Brötchen ein.
Schon seit einigen Wochen ist bekannt, dass die ehrenamtlichen Betreiber, die Freys und Helga Claaßen, jetzt auch privat in den Ruhestand gehen und es die Restauration im Lesecafé nicht mehr geben wird.
Zwar gönnen alle, die noch ein letztes Mal gekommen sind, den Verantwortlichen die Ruhe, aber vermissen werden die Gäste ihr geliebtes Café dennoch sehr.
„Ich komme seit mehr als dreißig Jahren hierhin und bin schon sehr traurig, dass die Zeit jetzt vorbei ist.“
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Stammgäste verabschieden sich vom Lesecafé: Mit anderen Müttern und Kindern getroffen
Auch Familie Lau gehört seit Jahrzehnten zu den Stammgästen, und kommt am Samstag, wie alle anderen auch, um Adieu zu sagen und sich zu bedanken. „Ich komme seit mehr als dreißig Jahren hierhin und bin schon sehr traurig, dass die Zeit jetzt vorbei ist“, sagt Annette Lau. Früher ist sie mit ihren drei Kindern mindestens einmal wöchentlich in die Bücherei gegangen. „Aber nicht nur um Bücher auszuleihen, sondern auch um sich im Lesecafé mit anderen Müttern und Kindern zu treffen.“ Sohn Nicolas, inzwischen längst erwachsen, begleitet seine Eltern und auch er erinnert sich gerne. „Es gab damals eine kleine Tüte Chips und eine Fanta, darauf haben wir uns immer gefreut“. Die erwachsenen Gäste liebten vor allem die selbstgebackenen Torten und Kuchen und die frischen Waffeln. „Nirgendwo in Menden kann man sonst so gute, selbstgebackene Leckereien essen“, sind sich alle Anwesenden einig.
Die gemütliche Atmosphäre, die Torten und Kuchen, die vom Team des Lesecafés zu Hause in den Küchen gebacken wurden, und die Herzlichkeit, mit der man dort die Gäste empfing, veranlassten Hermann Averhage und seine Freunde sich dort, immer dienstags, zu ihrem Stammtisch zu treffen. „Ihr habt für diese menschliche und herzliche Atmosphäre gesorgt. Hier im Lesecafé haben wir uns immer wie zu Hause gefühlt“, sagt Peter Schaminet aus der Stammtischgruppe, als Resi Frey ihm den letzten Kaffee in gewohnter Umgebung serviert.
„Ihr habt für diese menschliche und herzliche Atmosphäre gesorgt. Hier im Lesecafé haben wir uns immer wie zu Hause gefühlt.“
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Voll des Lobes und der Anerkennung, für dass, was alle ehrenamtlichen Mitarbeitenden in den vergangenen Jahrzehnten im Lesecafé geleistet haben, ist auch Roland Schröder. „Vor meiner Zeit als Bürgermeister gehörte auch ich zu den Stammkunden im Café, ich habe hier gerne Zeitung gelesen, einen Kräutertee getrunken und ein Stück Kuchen gegessen.“ Schröder bezeichnet den Tag des Abschieds als Ende einer Ära.
Fotos und Erinnerungen aus längst vergangenen Zeiten des Lesecafés
Auch die ehemaligen Mitarbeiterinnen vom Café neben der Bücherei kommen am Samstag, sie haben Fotos und Erinnerungen aus längst vergangenen Zeiten mitgebracht. Hildegard Fuhrmann, Monika Adolph, Renate Noll und Irmgard Hartmann haben bereits vor einigen Jahren ihren Dienst im Café beendet. „Anfangs haben wir die Arbeit im Café schon vermisst, aber die Entscheidung war richtig. Alles hat seine Zeit“, so die Ehemaligen, die die Erfahrung, die den Freys und Helga Claaßen jetzt bevorsteht, bereits gemacht haben.
„Langeweile wird aber nicht aufkommen“, dessen ist sich die Familie der Freys sicher. Tochter Julia mit Ehemann Markus und die Enkelkinder Malina und Timon, freuen sich, dass Oma und Opa jetzt mehr Zeit für sie haben. Enkel Timon weiß auch, wie viel Einsatz und Arbeit von seinen Großeltern und Helga Claaßen geleistet wurde: „Ich war jeden Dienstag und Freitag mit ein paar Freunden hier zum Waffelessen.“ Genau deshalb stehen die Enkelkinder am Samstag auch hinter der Theke und unterstützen, wo sie nur können.
Büchereileiterin Veronika Czerwinski indes versucht nachzurechnen, wie viele Stück Kuchen seit 1989 hier über die Theke gegangen sein mögen. Sie kommt zu dem beeindruckenden Ergebnis von etwa 455.000 Stück allein an Kuchen und Torten. „Schon allein diese Zahl zeigt, was hier geleistet wurde“, so die Büchereichefin anerkennend.
Zum Abschied viele liebe Worte für das Team des Lesecafés
Helgen Claaßen und Jürgen und Resi Frey haben am Samstag jedoch keine Zeit zum Rechnen oder Innehalten. Seit morgens um 8 Uhr sind sie, wie gewohnt, damit beschäftigt, Kaffee zu kochen und Kuchen und Brötchen auszugeben. Doch als der letzte Gast das Lesecafé verlassen hat, alles sauber und aufgeräumt ist, stellt sich auch bei ihnen ein wenig Wehmut, aber auch Dankbarkeit ein, für die vielen Jahre, die, wenn auch arbeitsreich, aber dennoch sehr schön waren. „Es war so schön für uns heute, wir haben so viele liebe Worte und Wünsche entgegengenommen“, sagt das Team gerührt, denn so wie Nicolas Lau geht niemand von den Gästen ohne eine Umarmung und die besten Wünsche für die „Drei vom Lesecafé“ auszusprechen. „Danke für alles, frohe Weihnachten und bleibt gesund“, das hört man am letzten Tag im Lesecafé, bevor die Gäste nach Hause gehen.