Menden/Balve. Ein Rudel Wölfe lebt im Märkischen Kreis und sorgt für viele Diskussionen. Experten sagen jetzt, wie sich ihre Anwesenheit konkret auswirkt.
Der Wolf ist zurück: Im Märkischen Kreis lebt ein Rudel, dessen Anwesenheit auch das Verhalten der Wildtiere verändert. Doch wie ist die aktuelle Situation im Kreisgebiet genau und welche Tipps geben Experten im Umgang mit dem Wolf? Die Arbeitsgruppe „Wolf“ hat sich mit diesen und weiteren Fragen jüngst im Lüdenscheider Kreishaus auseinandergesetzt und gibt Tipps, an wen sich auch Hobby-Nutztierhalter wenden können.
Rudel ist im südlichen Kreisgebiet ansässig
Dr. Matthias Kaiser vom Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (LANUV) fasste die aktuellen Erkenntnisse zum Verhalten des Wolfes und der Verbreitung zusammen: Trotz des Rudels, das mittlerweile im Gebiet des Märkischen Kreises ansässig ist, habe sich das Streifgebiet gegenüber dem vergangenen Jahr nicht nennenswert verändert. Im Märkischen Kreis betroffen sind demnach weiterhin Halver, Kierspe, Meinerzhagen, Herscheid und Plettenberg.
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Auf der Tagesordnung der Arbeitsgruppe „Wolf“ standen außerdem auch die aktuelle Situation im Bereich der Förderkulisse, rechtliche Rahmenbedingungen, Beratung von Nutztierhaltern und Hobbyhaltern sowie die Dokumentation von Wolfsbeobachtungen und Nutztierrissen. Teilnehmer waren unter anderem Vertreter der Landwirtschaftskammer, des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands, der Kreisjägerschaft, Wolfsberater sowie der betroffenen Kommunen im Märkischen Kreis.
Deutlich wurde in der anschließenden Beratung der Fachleute, dass Fördermittelanträge für Zäune und die Entschädigung von Tierhalterinnen und Tierhaltern unbürokratischer werden müssen. Diese Forderung soll aus der Arbeitsgruppe an die Landesregierung herangetragen werden. Wichtig sei allerdings: Es obliegt Landes-, Bundes- und EU-Ebene, Lösungen dafür zu finden, wie der Schutzstatus des Wolfs ausgestaltet werden kann - ohne die Weidetierhaltung in der Landwirtschaft dauerhaft zu gefährden.
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Auch Einzeltiere können massive Schäden verursachen
Zu den vielerorts zu hörenden Erwartungen an ein „Wolfsmanagement“ führte Matthias Kaiser aus, dass nach den Erfahrungen in anderen Landesteilen und Bundesländern die Populationsgröße nicht zwingend aussagekräftig für die Häufigkeit von Nutztierrissen sei. Auch Einzeltiere seien in der Lage, zu massiven Schäden zu führen. Umgekehrt sei in Ländern, in denen der Wolf – anders als hierzulande – bejagt wird, kein spürbarer Rückgang der Risszahlen zu verzeichnen. Matthias Kaiser wies deshalb eindringlich darauf hin, dass Herdenschutzmaßnahmen unumgänglich seien.
Die Landwirtschaftskammer NRW biete betroffenen Haltern Beratung und Fördermöglichkeiten für Präventionsmaßnahmen an. Anträge auf Fördermittel wurden nach Mitteilung der Landwirtschaftskammer bereits in 18 Fällen gestellt. Auch Hobbyzüchterinnen und -züchter können die Herdenschutzberatung der Landwirtschaftskammer (Telefon: 02945 989-429, herdenschutz@lwk.nrw.de ) in Anspruch nehmen. Allen Tierhaltern werde geraten, frühzeitig Kontakt mit der Herdenschutzberatung der Landwirtschaftskammer aufzunehmen, um den Antragsprozess zu erleichtern.
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Wildtiere verhalten sich jetzt anders
Die Kreisjägerschaft berichtete darüber hinaus über ein verändertes Verhalten des Wildes im Wolfsgebiet. Das Rotwild bilde größere Rudel, was größere Schäden an den ausgesuchten Waldbeständen erwarten lasse. Außer dem Waldumbau sei der Wolf als Ursache zu vermuten. Das Schwarzwild reagiere intensiver auf Hunde. Auch im Bereich des Wolfsgebietes konnten Drückjagden in diesem Jahr aber weitgehend wie üblich durchgeführt werden. Allerdings seien immer weniger Jäger bereit, ihre Hunde hierfür zur Verfügung zu stellen. Das LANUV wies in diesem Zusammenhang auf Untersuchungen aus Brandenburg hin, wonach sich das Wild an die Anwesenheit des Wolfes gewöhne und dann wieder zum alten Verhalten zurückkehre.
Aktuell, so das Fazit der zweiten Sitzung dieses Formats, sollte der Fokus darauf liegen, durch Präventionsmaßnahmen die Risszahlen bei Nutztieren zu minimieren.
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Einladung zur öffentlichen Informationsveranstaltung
Welche Tipps geben Experten im Umgang mit dem Wolf? Und welche Fördermöglichkeiten haben Weidetierhalter? Diese und viele weitere Fragen werden in einer weiteren Informationsveranstaltung beantwortet, zu der die Untere Naturschutzbehörde des Märkischen Kreises interessierte Bürgerinnen und Bürger einlädt. Sie findet am Mittwoch, 18. Dezember, um 17 Uhr im Kreishaus II, großer Sitzungssaal (Lüdenscheid, An den Tannen) statt. An dem Tag werden unter anderem Experten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) und Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer für Fragen der Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen.
Wichtig: Jede Wolfsbegegnung ist dem LANUV zu melden. Das dient der Dokumentation und Überprüfung auffälliger Tiere. Das Landesumweltamt ist auch außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende erreichbar: Werktags (9 bis 16 Uhr): Telefon: 02361-305-3322, außerhalb der Geschäftszeiten / am Wochenende / an Feiertagen: Nachrichtenbereitschaftszentrale LANUV NRW, Telefon: 0201-714488.