Balve. Gab es eine Wolfssichtung im Balver Wald? Im Kolpingforum ist ein Wolfsberater zu Gast. Und es gibt eine kontroverse Diskussion.

„Ich spreche weder für noch gegen den Wolf, ich spreche über den Wolf.“ So wollte zu Beginn des Kolpingforums am Montagabend Stefan Knippert gleich seinen Standpunkt für den Vortrag klarmachen. Was folgte, war eine spannende Diskussion rund um den Wolf, der sich mittlerweile gesichert in der Region wieder angesiedelt hat.

Referent Stefan Knippertz
Referent Stefan Knippertz © WP | Alexander Lück

Wenn es Risse von Nutztieren gibt, wird Wolfsberater gerufen

Knippertz arbeitet als Ranger im Hochsauerland beim Landesbetrieb Wald und Holz, erklärt vor allem dem Nachwuchs, aber auch allen anderen Menschen, die Natur. Er hält Wanderwege und deren Beschilderung in Schuss, ist aber auch Wolf- und Luchsberater. Eine Aufgabe, die zeitlich nicht tagesfüllend ist und für die man nicht unbedingt auch sonst beruflich in Wald und Natur unterwegs sein muss. Es gebe auch Ärzte oder Handwerker, die sich zum Luchs- und Wolfsberater qualifiziert hätten. Und die hauptsächlich dann gerufen würden, wenn man mögliche Spuren finde und vor allem dann, wenn es Risse von Nutztieren gebe. Dann kommen, so erklärte Stefan Knippertz, in der Regel mehrere Berater und sichten vor allem die getöteten Tiere und sammeln Spuren, kontrollieren auch die Zäune um eine Herde, klären die Besitzer auf.

„Das Ergebnis war deutlich, das war ein Hund.“

Stefan Knippertz
Wolfsberater, zum Ergebnis eines Gentests nach einem sogenannten „Overkill“

Vor allem versucht Knippertz dann, genetisches Material zu sichern, etwa mit Wattestäbchen. Das Senckenberg-Institut in Frankfurt am Main kann per Gentest den gesicherten, sogenannten C1-Nachweis über einen Wolf führen, Video- und Fotofallen geben gute Anhaltspunkte, aber nicht letzte Gewissheit. Die Spurensicherung und Dokumentation dafür übernimmt ein Wolfsberater wie Knippertz. Die Prüfung kann aber auch mal ergeben, wie im Frühjahr, dass ein sogenannter „Overkill“, 15 tote Schafe bei Rüthen, eben nicht auf einen Wolf zurückgeführt werden könne. „Das Ergebnis war deutlich, das war ein Hund“, erläuterte der Referent. Der dabei auch, wie er erläuterte, sich zumindest öffentlich nicht zu den teilweise emotional geführten Diskussionen äußern soll und will rund um die Frage, ob der seit etwa dem Jahr 2000 wieder in Deutschland anzutreffende Wolf weiter streng geschützt, oder doch zum Abschuss freigegeben werden soll.

Gut 25 Zuhörer waren am Montagabend gekommen.
Gut 25 Zuhörer waren am Montagabend gekommen. © WP | Alexander Lück

Den gut 25 Zuhörern beim Kolpingforum im Pfarrheim St. Blasius war eine solche Neutralität freilich nicht verordnet, sodass sich nach dem gut einstündigen Vortrag eine muntere und kontroverse Diskussion entwickelte. Ein Gast sprach das große Leid der gerissenen Tiere an. Antwort aus der Runde: Das sei aber nun mal seine Nahrung und der Lauf der Natur. Reaktion: Dann müsse man aber die Größe der Wolfspopulation in der Region nicht zu groß werden lassen. Dafür sprachen sich Zuhörer in mehreren Wortbeiträgen aus: Gerade in NRW sei die Menge der Nutztiere zu groß, die Bevölkerung zu dicht verteilt, die Verbreitung von Seuchen werde wahrscheinlich, die Wildpopulation gerate unter großen Druck bei immer mehr Wölfen. Bessere Bedingungen um eine größere Population zuzulassen, sehen manche im dünner besiedelten Ostdeutschland, wo auch weniger Nutztiere stehen.

Gast des Kolpingforums gibt an, zu Beginn des Jahres Wolf im Balver Wald gesichtet zu haben

Ein Gast des Kolpingforums, der seinen Namen aber nicht in der Zeitung sehen möchte, meldete sich gar zu Wort, er habe zu Beginn des Jahres wahrscheinlich einen Wolf gesichtet, im Balver Wald beim Spaziergang, auf größere Entfernung. „Er hat mich fixiert und sich nicht bewegt.“ Für ein Handyfoto habe er aber keine Gelegenheit mehr gehabt, er habe sich selber dann groß gemacht und laute Geräusche, wie es empfohlen wird. Keineswegs sollte man im Fall des Falles nämlich weglaufen. Aber normalerweise meidet der Wolf den Menschen wo es geht. Aber der Mann ist sich sicher: „Das war kein Fuchs.“ Stefan Knippertz gab aber zu Bedenken, es gäbe ein paar Hunderassen mit gewisser Ähnlichkeit. Für Wirbel hatte die mutmaßliche Sichtung eines Wolfes nahe der B 299 im Benkamp im Mai dieses Jahres gesorgt.

Referent Stefan Knippertz
Referent Stefan Knippertz © WP | Alexander Lück

Mittlerweile scheint in Herscheid im Südkreis ein ganzes Rudel bestätigt zu sein, das wäre ein Novum für das ganze Bundesland, bisher sind nur Einzeltiere nachgewiesen die auf Partnersuche sind. Stefan Knippertz ging auch auf die gerade geänderte Gesetzeslage ein, die nun einen Abschuss von problematischen Wölfen ermöglichen soll, die sich immer wieder Nutztieren nähern. Den Abschuss sollen dann aber Berufsjäger übernehmen und nicht etwa Jagdpächter oder auch Tierbesitzer selber. Wenn jemand einen Riss in seinem Tierbestand feststellt, soll er den Berater kontaktieren, die Infos dazu sind im Internet verfügbar. Wichtige Regeln beim Fund, so erklärte Knippertz: die toten Tiere nicht berühren, am besten mit einer Plane abdecken und sichern, die Zäune kontrollieren. Und vor allem, das gelte auch für jeden Zufallsfund irgendwo im Wald: „Die Hunde fernhalten!“