Menden. Sophie Willenberg will sich in ihrer Praxis um Frauen in herausfordernden Lebenssituationen kümmern – vor allem rund um die Geburt.
Eine Frau, die zum ersten Mal Mutter geworden ist, und der alles über den Kopf wächst. Eine Frau, die sich unendlich über die langersehnte Schwangerschaft freut und ihr Ungeborenes verliert. Eine Frau, die ihr Baby in den Armen hält und es wenige Tage später betrauern muss. Eine Frau, die mit den körperlichen und seelischen Veränderungen nach der Geburt ihres Kindes hadert. Für sie alle und andere Frauen in besonderen, herausfordernden Lebenssituationen will Sophie Willenberg da sein. Den Raum dafür hat die 34-Jährige nun mit „Lebensweise“ an der Bodelschwinghstraße in Menden geschaffen.
Nach ihrem Abitur hat Sophie Willenberg eine Ausbildung bei einer Spedition absolviert. In einem Krankenhaus startete sie eine Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin, konnte ihre Lehre allerdings nicht abschließen, weil sie im dritten Jahr eine Thrombose erlitt. Sie arbeitete wieder im Büro, war zuletzt im internen Schulungsmanagement eines Unternehmens für Speditionssoftware tätig. Mit unbefristetem Vertrag. Und doch, so erzählt Sophie Willenberg, spürte sie, dass sie sich beruflich verändern wollte. Gerade ihre Jahre im Krankenhaus haben Sophie Willenberg geprägt, betont sie. Zum einen wolle sie „nicht akzeptieren, dass Menschen da wie eine Nummer sind und einfach durchlaufen“. Und zum anderen habe sie gespürt, wie sehr sie manchen Patienten durchs Zuhören und durch ihre Anwesenheit vor einem Eingriff unterstützen können.
„Da kam so eine Dankbarkeit zurück, so viel Liebe. Es ist toll, wenn man sieht, wie Menschen sich verändern und offen werden.“
Sie absolvierte verschiedene Weiterbildungen – zum Beispiel zur Psychologischen Beraterin, zur Prä- und Postpartalen Coachin, zur sogenannten Humanenergetikerin (hier arbeite sie mit der Atmung, Akupressur und Klopftechniken). Darüber hinaus macht sie derzeit noch eine Weiterbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie.
Zum Erstaunen ihres Chefs kündigte sie schließlich ihre feste Anstellung – und verwirklicht nun ihren Traum. Nachdem Sophie Willenberg in den vergangenen Monaten bereits Meditationskurse im Kindergarten in Sümmern angeboten hat, spürte sie, wie erfüllend dies auch für sie selbst war: „Da kam so eine Dankbarkeit zurück, so viel Liebe. Es ist toll, wenn man sieht, wie Menschen sich verändern und offen werden. Die Menschen sind nach der Meditation verändert wieder nach Hause gegangen.“ Bestärkt durch diese Erlebnisse hat Sophie Willenberg einen Businessplan aufgestellt und nun an der Bodelschwinghstraße 39 die Praxis „Lebensweise“ eröffnet.
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Umzug der Liebe wegen
Sophie Willenberg ist Mutter eines Sohnes und hat durch ihren Lebenspartner drei Bonus-Kinder, wie sie erzählt: „Ich habe durch meine Familie viel Rückhalt.“ Die 34-Jährige stammt aus dem Raum Hannover und ist „der Liebe wegen“ im Spätsommer vergangenen Jahres nach Sümmern gezogen.
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In ihrer Praxis führt sie nicht nur verschiedene Kurse durch, sondern bietet auch Einzelbegleitung für Frauen in allen lebensverändernden Situationen an. Der Schwerpunkt liegt, so erzählt sie, „auf den frischgebackenen Mamas“.
Wichtig ist ihr, dass sie für „Krisen- und Alltagssituationen geschult“ sei, sie behandele indes niemanden, der an einer akuten psychischen Erkrankung leide. Hier seien dann etwa Psychologische Psychotherapeuten gefragt. Bei Alltagsthemen unterstütze sie ihre Klientinnen zum Beispiel dabei, ihre eigenen Ressourcen zu erkennen und zu aktivieren. „Ich möchte ein Anker für Frauen sein, wenn sie selbst ein bisschen die Orientierung verloren haben.“ Mit „Lebensweise“ wolle sie „Frauen in der Zeit des Umbruchs ein bisschen Raum bieten“.
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Was unterscheidet sie dabei von einer guten Freundin? „Ich bin mit meinen Klientinnen nicht befreundet“, stellt sie klar. „Ich bin kein Teil der Geschichte, ich gucke von außen drauf. Ich gebe auch keine Ratschläge oder sage den Frauen, was sie tun sollen, sondern ich gebe Impulse.“ Ziel sei es, dass die Frauen mit diesen Impulsen und im Gespräch mit Sophie Willenberg selbst den Weg zur Lösung eines Problems entwickeln: „Die Frauen treffen selbst die Entscheidung, wie es weitergeht.“
Ein Herzensthema für Sophie Willenberg sind die Mütter von Sternenbabys. Oft gebe es für Frauen und Familien, deren Baby kurz vor oder kurz nach der Geburt stirbt, kaum eine Möglichkeit, ihre Trauer zu verarbeiten: „Die Trauer- und Abschiedsarbeit ist immer noch ein Tabu-Thema. Viele Frauen erzählen in ihrem Umfeld gar nicht, dass sie ihr Baby verloren haben“, weiß Sophie Willenberg. Auch gebe es oft Unverständnis im privaten Umfeld, wenn eine Frau um ihr Kind trauert, obwohl sie erst wenige Wochen schwanger war: „Eine Frau ist ab dem Moment Mutter, wo sie sich als Mutter fühlt“, betont Sophie Willenberg. Die 34-Jährige will deshalb auch für Gespräche im Krankenhaus zur Verfügung stehen, wenn Frauen dies möchten. Sie habe bereits Kontakte zu Krankenhäusern, Hebammen und Gynäkologinnen sowie zu den Familienlotsinnen geknüpft: „Ich will den Frauen Halt geben.“ Bei „Lebensweise“ sei auch der Raum für Abschiedsrituale – ob durch Bilder, Blumen oder Musik.
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Sophie Willenberg bietet in „Lebensweise“ verschiedene wöchentliche Kurse („Meine Auszeit“, „Glück im Bauch“, „Neues Leben“) an, die ab dem 8. Januar starten. Eine Zehner-Karte beispielsweise kostet 140 Euro. Einmal im Monat findet donnerstags ab 19 Uhr ein Meditationsabend statt. Teilnahme an den Kursen nur nach vorheriger Anmeldung. Einzelgespräche (60 bis 90 Minuten, 90 Euro pro Einheit) finden nach Vereinbarung statt. Kontakt und mehr Informationen unter lebe-deine-weise.de/ sowie www.instagram.com/lebe_deine_weise/