Menden. Welcher Glasfaser-Anbieter baut vor meiner Haustür? Bei wem kann ich einen Vertrag abschließen? Adressgenaue Infos im Glasfaser-Atlas.

Die Telekom versorgt in Menden derzeit ausschließlich Haushalte mit einem schnellen Glasfaseranschluss, die an einer förderfähigen Adresse liegen. Aber welche Haushalte sind dies – und welche Möglichkeit haben alle anderen Bürgerinnen und Bürger?

In den vergangenen Monaten haben sich immer wieder Leserinnen und Leser bei der WP-Redaktion gemeldet, die sich wunderten, dass ihr Haus keinen Glasfaseranschluss erhält, obwohl die Telekom doch direkt vor ihrem Haus in Sachen Glasfaser buddelt. Andere ärgern sich, dass sie immer noch keinen Glasfaseranschluss haben, obwohl sie vor weit mehr als einem Jahr einen entsprechenden Vertrag unterschrieben haben. Die wichtigsten Fragen beantwortet Matthias Pohl, Gigabitkoordinator und Mobilfunkkoordinator beim Märkischen Kreis.

Der Märkische Kreis hat kürzlich den „GlasfaserAtlas Märkischer Kreis“ veröffentlicht (www.maerkischer-kreis.de/glasfaseratlas bzw. https://maerkischer-kreis.org/aktuelle-informationen/glasfaseratlas/) bei dem Bürgerinnen und Bürger Infos für ihre Adresse abrufen können. Welche Informationen stehen zur Verfügung?

Matthias Pohl: Der GlasfaserAtlas ist eine zentrale und transparente Übersicht über den Glasfaserausbau im Kreisgebiet. Hier können sich alle Bürger adressgenau informieren, welcher Netzbetreiber wo baut beziehungsweise gebaut hat. Im Märkischen Kreis bieten bereits sechs verschiedene Netzbetreiber Glasfasernetze für Endkunden an. Eine zentrale Auskunftsstelle, die alle Informationen bündelt, gab es bislang nicht. Daher hat der Märkische Kreis den Glasfaseratlas erstellt.

In Menden bauen derzeit Westconnect und UGG privatwirtschaftlich Glasfaser aus. Die Telekom hat kürzlich erklärt, am privatwirtschaftlichen Ausbau in Menden kein Interesse zu haben, weil es bereits die beiden anderen Anbieter gebe. Nur an den so genannten „weiße Flecken“ – also Haushalte, wo die Internetgeschwindigkeit schlecht ist – baut die Telekom derzeit in Menden aus. Wie sind diese „weißen Flecken“ definiert?

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Matthias Pohl, Gigabitkoordinator und Mobilfunkkoordinator beim Märkischen Kreis. © Märkischer Kreis | Märkischer Kreis

Grundsätzlich kann man sagen, dass Unternehmen da ausbauen, wo es aus ihrer Sicht wirtschaftlich ist. Wenn es nicht wirtschaftlich ist, muss das Marktversagen festgestellt werden, sodass der Staat durch Förderung eingreifen darf – das ist unter anderem die Breitbandförderung des Bundes. Aktuell läuft der so genannte 6. Call, bei dem unterversorgte Schulen, Krankenhäuser, Gewerbegebiete und so genannte „weiße Flecken“ ausgebaut werden. Der Märkische Kreis hat ein Markterkundungsverfahren durchgeführt, also alle Anbieter abgefragt, inwieweit sie zurzeit und in den nächsten drei Jahren die Haushalte versorgen. Danach stand dann fest, welche „weißen Flecken“ es gibt.

Wie genau definiert sich die Förderfähigkeit?

Förderfähig sind alle Adressen, die damals – das war 2019 – eine Versorgung von unter 30 Mbit/s erhalten (laut Markterkundungsverfahren) und bei denen sich dies in den kommenden drei Jahren auch nicht ändern würde.

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Welche Anbieter bauen zurzeit beziehungsweise in naher Zukunft wo in Menden aus?

Westconnect in Hüingsen und Schwitten; UGG unter anderem im Lahrfeld, in Lendringsen, auf der Platte Heide, in Halingen und Holzen. Ich kann aber natürlich nicht für die Unternehmen sprechen, wie weit diese mit dem Ausbau sind, da die Ausbauten eigenwirtschaftlich geschehen.

Sie haben als Bürgerservice allen Adressen in Menden und im gesamten Märkischen Kreis die möglichen Glasfaser-Netzbetreiber zugeordnet. Gibt es in Menden Haushalte, die zwischen mehreren Anbietern wählen können?

Es gibt nur ganz wenige Bereiche, die von mehreren Netzbetreibern versorgt sind.

Wenn man sich die Karte genauer anschaut, gibt es manche Straßen, in denen es nur ein oder zwei Haushalte mit gefördertem Glasfaser-Ausbau durch die Telekom gibt. Alle anderen Häuser sind nicht förderfähig, werden dann also entweder durch UGG, Westconnect oder später durch Förderung ausgebaut. Müssen Straßen dann mehrfach aufgerissen werden?

Wir versuchen, Maßnahmen zu koordinieren, wenn das zeitlich möglich ist, aber ja, das kann durchaus passieren. Wir sind verpflichtet, alle förderfähigen Adressen aufzunehmen – selbst wenn das nur eine einzelne Adresse in einer Straße ist.

Und Kunden können sich nicht, wenn in ihrer Straße ohnehin im Rahmen eines geförderten Ausbaus gebuddelt wird, auch einen Anschluss legen lassen?

Die Netzbetreiber, welche gefördert ausbauen, bekommen nur die geförderten Adressen bezahlt. Was sie darüber hinaus ausbauen, müssen sie selber finanzieren. Daher muss dieses das ausbauende Unternehmen nach der Wirtschaftlichkeit entscheiden. Dazu muss man allerdings sagen, dass man nicht an jede Glasfaserleitung auch Häuser anschließen kann. Oftmals werden auch sogenannte Hauptkabel zu den auszubauenden Gebieten verlegt. Daran können keine Häuser angeschlossen werden.

Wenn es in Menden nur wenige Netzanbieter gibt, dann haben die Kunden auch kaum Auswahl, beim wem sie ihren Internetanschluss dann buchen, oder?

Wir zeigen auf unserer Karte an, wer der Netzbetreiber ist. Wo man dann den Tarif bestellt, ist eine andere Sache. Manche haben hierfür mehrere Anbieter/Provider, andere weniger. Ich gehe aber davon aus, dass in den nächsten Jahren mehrere Anbieter dazukommen – zumindest bei den großen Anbietern.

Wie lange wird es nach Ihrer Einschätzung dauern, bis die Mendener tatsächlich das schnelle Internet über Westconnect und UGG nutzen können, also bis alle Glasfaserleitungen verlegt und angeschlossen sind?

Ich nenne hierzu mal ein Beispiel. Die Telekom und die Telemark haben im dritten Call im gesamten Märkischen Kreis rund 24.700 Adressen mit rund 1100 Kilometer Tiefbau versorgt. Das hat rund vier Jahre gedauert. Die UGG will mehr als 11.000 Adressen in Menden versorgen. Das bedeutet, dass Bauarbeiten zum Teil auf engstem Raum stattfinden und dass koordiniert werden muss, wann welche Straße aufgerissen wird. Sonst würden die Baustellen den kompletten Straßenverkehr in Menden lahmlegen. Das ist ein Großprojekt, das garantiert mehrere Jahre dauert. Der gesamte Glasfaserausbau in Deutschland ist eine riesengroße Infrastrukturmaßnahme.

Haben laut dem GlasfaserAtlas des Märkischen Kreises alle Bürgerinnen und Bürger im Laufe der nächsten Jahre die Möglichkeit, einen Glasfaseranschluss zu bekommen?

Ja, das gilt für rund 99 Prozent. Ein Prozent hat nur schnelles Internet über einen Kabel-TV Anschluss der Vodafone. Da suchen wir noch nach Netzanbietern, die den Ausbau dort eigenwirtschaftlich vornehmen. Wichtig ist, dass diese Aussage nur für offiziell vergebene Adressen in Menden gilt – also nicht, wenn jemand eine Hütte irgendwo im Wald hat.