Menden. Feuerwehr-Alarm: Anwohner will Herkulesstauden verbrennen, die nicht in Grüncontainer dürfen. ZfA sagt, wie‘s richtig geht.

Die Alarmmeldung um kurz nach 11 am Samstag klingt bedrohlich: Von „massiver Rauchentwicklung“ über der Fröndenberger Straße in Höhe des Lidl-Marktes und der Autowerkstatt ist die Rede, vermutet werde ein Gebäudebrand. Doch als die ersten Kräfte der Feuerwehr vor Ort eintreffen, ist das Aufatmen groß: Ein Anlieger wollte auf seinem Grundstück den grassierenden kaukasischen Bärenklau verbrennen, den er im Schutzanzug gerade beseitigt hatte. Unterschätzt hat er dabei jedoch die enorme Rauchentwicklung durch den furztrockenen Schädling.

Anwohner bedauert den Aufwand: Bärenklau darf nicht in Grünabfall

Es tue ihm leid, damit die Umgebung erschreckt und die Feuerwehr auf den Plan gerufen zu haben, berichtet er der WP kurz nach dem Ablöschen. Allerdings sei es auch schwierig den Bärenklau überhaupt loszuwerden. „Ich habe bei der Stadt gefragt und zu hören bekommen, dass man das Zeug auf keinen Fall in die Grünabfallcontainer werfen darf, weil man so nur noch mehr zur Verbreitung beiträgt.“ Also erschien es ihm als gute Idee, einen großen Grillkorb zu nehmen, das giftige Gebüsch hineinzustopfen und es darin zu verbrennen.

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Stadt ruft im Frühjahr 2024 Ehrenamts-Initiative zur Bekämpfung ins Leben

Im Frühjahr hatte die Stadt Menden noch Freiwillige dazu aufgerufen, der Herkulesstaude im Rahmen einer Ehrenamtsinitiative zu Leibe rücken, „um deren fortschreitender Verbreitung Einhalt zu gebieten“. Denn obwohl Stadt und Wasserverbände Jahr für Jahr die Herkulesstaude bekämpfen, habe sich die gefährliche Pflanze im Mendener Stadtgebiet, aber auch nahezu landesweit immer weiter ausgebreitet. Bei einer regelmäßigen Bekämpfung über mehrere Jahre bestehe aber immerhin „die Chance einer erfolgreichen Zurückdrängung der Herkulesstaude“. Darüber, wie man den einmal ausgebuddelten Schädling danach endgültig loswerden kann, wird aber nicht informiert.

Giftpflanze in Plastiksäcke packen und über den Hausmüll entsorgen

Das erklärt auf Nachfrage der WP jetzt Dieter Petereit, Geschäftsführer des Zweckverbandes für Abfallbeseitigung (ZfA), ein Entsorgungs-Verbund, dem sich auch die Stadt Menden angeschlossen hat. „Das Verbrennen auf dem eigenen Grundstück ist ganz sicher nicht das Richtige. Man sollte die abgeernteten Pflanzenreste vielmehr in ganz normale Müllsäcke packen. Passen die dann in die Abfalltonne, ist das der richtige Weg. Falls nicht, bitten wir die Säcke zum Bringhof an der Unteren Promenade zu fahren. Von dort aus wandern sie sicher in die Verbrennung im Müllheizkraftwerk Iserlohn, da kommt dann auch keine Feuerwehr“, schmunzelt Petereit.

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Staude im Müllsack: Entsorgung am Bringhof kostet Gebühren

Allerdings koste die Entsorgung auf diesem Weg dann auch Gebühren. „Das lässt sich leider nicht vermeiden, ansonsten wäre der büroratische Aufwand zu hoch.“ Eine Umlegung dieser Kosten auf die Allgemeinheit, die jetzt immerhin im Ehrenamt den Kampf gegen die Herkulesstaude führen soll, wäre aus seiner Sicht auch nicht in Ordnung. „Das gibt ja niemandem das Recht, seinen Grünabfall in den Wald zu werfen. Denn auch ansonsten ist bei uns jeder Eigentümer für den Zustand seines Grundstücks selbst verantwortlich. Auch für das, was darauf wächst oder wuchert.“

„Man sollte die abgeernteten Pflanzenreste vielmehr in ganz normale Müllsäcke packen. Passen die dann in die Abfalltonne, ist das der richtige Weg.“

Dieter Petereit
Geschäftsführer des Zweckverbandes für Abfallbeseitigung

Einst als botanische Attraktion eigens in Europa eingeführt

Der kaukasische Riesen-Bärenklau wurde schon im 19. Jahrhundert fatalerweise als botanische Attraktion in die heimischen Garten- und Parkanlagen Europas eingeführt. Heute wird man sie nicht mehr los. Die mehrjährige Staude erreicht eine Höhe von vier Metern und hat bis zu einem Meter große Blätter. Der rotfleckige, hohle Stängel ist bis zu 10 Zentimeter dick. Jede Pflanze kann bis zu 50.000 Samen produzieren.

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Pflanze auch gefährlich für spielende Kinder

Für Menschen kann das Berühren der Pflanze wirklich gefährlich werden. Alle Pflanzenteile enthalten giftige Inhaltsstoffe. In Verbindung mit Sonnenlicht kann es bei Berührung zu schweren verbrennungsähnlichen Erscheinungen (Blasenbildung) und langwierigen allergischen Hautreaktionen kommen. Besonders spielende Kinder sind gefährdet, wenn sie die Pflanze nicht kennen. Mitte Juli traf es eine Sportlergruppe, die im Essener Grugapark 24 Stunden lang marschieren wollte. Doch aus dem Wettkampf wurde am Ende ein Großeinsatz für die Rettungskräfte. Dank der überall wuchernden Herkulesstauden hatten sich viele der Teilnehmer den Ausschlag mit verbrennungsartigen Symptomen an Händen und Beinen zugezogen.