Menden/Lippstadt. Vor elf Jahren hat der Mendener Fußballer gemeinsam mit dem jetzt verstorbenen Erfolgstrainer auf dem Platz gestanden. Was dahinter steckte.
Es war ein sonniger Montagnachmittag im Juni 2013. Auf dem Rasen des alten Stadions am Waldschlösschen in Lippstadt standen die Spieler des heimischen SV Lippstadt 08. Während sich die Spieler aufwärmten, betrat der Trainer das Feld. Und der war an diesem Tag ein ganz besonderer: Christoph Daum. Unter den Aktiven, die damals dabei waren, war auch der Mendener Moritz Kickermann.
Die Sonnenstrahlen reflektieren vom weiß-blauen Trainingsanzug, den Christoph Daum damals trug und verliehen seiner Aura noch einmal mehr etwas Magisches. Mit Headset ausgestattet gab er lautstark Anweisungen, die von Kickermann und dessen Mannschaftskameraden dann umgesetzt wurden. „Man merkte schon, was er für eine Ausstrahlung hatte und wie eindringlich er seine Vorstellungen vermitteln konnte. Dieser Ruf eilte ihm ja auch voraus, ein großer Motivator zu sein“, erinnert sich Moritz Kickermann an diese einmalige Einheit.
„Man merkte schon, was er für eine Ausstrahlung hatte und wie eindringlich er seine Vorstellungen vermitteln konnte. Dieser Ruf eilte ihm ja auch voraus, ein großer Motivator zu sein.“
Aber, was machte Christoph Daum damals in Lippstadt? Die Antwort ist recht einfach. Der Bund deutscher Fußballlehrer hatte in das altehrwürdige Stadion eingeladen. Dort sollte Daum als prominenter Gasttrainer eine Trainingseinheit zum Thema: „Umschaltspiel: Angriffe mit und ohne Ballbesitz“ durchführen. Damals war Daum bereits ein renommierter Trainer, feierte seine großen Erfolge mit dem 1. FC Köln, VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen und im Ausland bei Galatasaray Istanbul. Nach seiner Kokain-Affäre und dem damit verbundenen Tief, war er zu diesem Zeitpunkt wieder ein gefragter Trainer. Als Demonstrationsobjekt dienten an diesem Nachmittag Moritz Kickermann und die Spieler des SV Lippstadt. „Wir sind damals frisch in die Regionalliga aufgestiegen und die Feierlichkeiten hingen uns noch in den Knochen“, sagt Kickermann schmunzelnd. 24 Stunden zuvor ging das letzte Heimspiel der Saison mit einem 1:1 gegen den TuS Erndtebrück zu Ende.
Gut 60 Minuten ging die Trainingseinheit, beobachtet von zahlreichen damals bekannten Trainergrößen wie Stefan Schnoor, Hannes Bongartz oder Heinz Knüwe. Auch Daniel Farke, heute Trainer beim englischen Zweitligisten Leeds United und vor zwei Jahren Cheftrainer bei Borussia Mönchengladbach in der Fußball-Bundesliga, schaute ganz genau hin. „Er hat einige der Übungen, die Christoph Daum mit uns gemacht hat, in sein Trainingsprogramm übernommen. Die waren äußerst intensiv und mannorientiert“, weiß Kickermann, dass die Einheit auch einen nachhaltigen Effekt auf die Mannschaft hatte.
Daum in Hochform
„Spiel den Ball schneller ab“, „super Rückpass“, „da muss mehr kommen von der schwarzen Mannschaft“- wer Daum bestellt, der bekommt Daum und zwar in Hochform. So war es auch am besagtem Nachmittag. Engagiert läuft der ehemalige Meistertrainer des VfB Stuttgart die zuvor abgesteckten Linien entlang und gab seine Anweisungen. Eine ist Moritz Kickermann besonders im Gedächtnis geblieben. „Er rief immer irgendwas Türkisches, was wohl so viel bedeutete wie „schießen“. Das genaue Wort kenne ich nicht mehr“, sagt Kickermann. Christoph Daum war damals Trainer bei Buraspor in der Türkei. Eine Position, die er nur ein Jahr lang bekleidete und seibe vorletzte Trainerstation in der illustren Karriere war.
Nach der Einheit bedankte sich Daum per Handschlag bei den Spielern des SV Lippstadt 08 für ihr Mitwirken. „Ansonsten hatten wir keinen Kontakt zu ihm. Aber es war ein schönes Erlebnis“, betont Kickermann.
Ob er für seine Arbeit als Trainer etwas von Christoph Daum lernen konnte. „Es war ja letztlich nur eine Einheit und damals habe ich noch keinen Gedanken daran verschwendet, irgendwann mal selbst als Trainer zu arbeiten“, verrät Kickermann, der inzwischen zum Trainerstab des BSV Menden gehört und dort für die Analysen zuständig ist.