Menden. Herber Schlag für die Wirtschaftsförderung: Initiativkreis Mendener Wirtschaft gibt Gesellschafter-Anteile zurück. Was die WSG sagt.

Die Mendener WSG-Affäre hat einen weiteren Paukenschlag: Der Initiativkreis Mendener Wirtschaft (IMW) tritt als bisheriger Mitgesellschafter aus der Wirtschaftsförderung Menden aus. „Nach intensiven internen Diskussionen“, teilt der Verein am Mittwoch mit, „haben wir uns entschieden, unsere Stellung als Gesellschafter zu beenden.“ Diese Entscheidung, erklärt der Vorstand weiter, sei ihm nicht leichtgefallen. „Wir als Gesellschafter tragen eine große Verantwortung, und die jüngsten Ereignisse im Hause der WSG haben uns tief erschüttert.“

„Sprachlos“ über die Vorfälle in WSG-Affäre und den Umgang damit

„Sprachlos gemacht“ hätten die Wirtschaftsvertreter die Vorfälle der letzten Monate und die Art und Weise, wie damit umgegangen worden sei. Gemeint ist die Affäre um den Beratervertrag für den früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Maywald und ihre Folgen, zu denen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen Untreueverdachts sowohl gegen Maywald als auch gegen die aktuelle Geschäftsführerin Sara Schmidt zählen. Hohe Wellen schlägt die WSG-Affäre in der Politik, aber auch Bürgermeister und Stadtkämmerer stehen in der Kritik, seit das Rechnungsprüfungsamt der Stadt eine umfangreiche und noch laufende Untersuchung begonnen hat.

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Grundsätzlich ist der IMW weiter für eigenständige Wirtschaftsförderung

„Grundsätzlich stehen wir hinter der Idee einer eigenständigen WSG und halten diese für Menden und unseren Standort für wichtig und richtig“, erklärt dazu jetzt der Vorstand des IMW, der 270 Unternehmen und Institutionen in Menden vertritt. Dies setze jedoch voraus, dass die sachliche Ausrichtung der WSG im Vordergrund stehe. Doch angesichts der aktuellen Situation sehe man den Erfolg in der Zukunft nicht mehr gewährleistet, und man wolle sich weder an Alibifunktionen noch an Schaufensterpolitik beteiligen.

„Wir als Gesellschafter tragen eine große Verantwortung, und die jüngsten Ereignisse im Hause der WSG haben uns tief erschüttert.“

Der Vorstand des IMW
zur Berater-Affäre in der Wirtschaftsförderung Menden

Vertrauliches in der Öffentlichkeit lässt „falsches Bild entstehen“

Besonders die Offenlegung von vertraulichen internen Themen in der Öffentlichkeit und der Presse seien für den IMW nicht akzeptabel. Durch die auszugsweise Darstellung von Interna aus dem Aufsichtsrat entstehe in der Öffentlichkeit „ein falsches Bild, das korrigiert werden müsste, was wir aufgrund unserer Verschwiegenheitsverpflichtung aber nicht tun dürfen“. Denn: Was in Gesellschafterversammlungen oder im Aufsichtsrat besprochen wird, unterliege einer gesetzlichen Schweigepflicht. „Auch aus diesem Grund können wir uns in der aktuellen Situation eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht vorstellen.“

IMW: Neue Wege, um sich weiter für die Stadtentwicklung einzusetzen

Als Unternehmer, so der IMW weiter, wolle man „aktiv gestalten, Erfolge erzielen und dafür sorgen, dass Menden glänzt und positive Strahlkraft entwickelt“. Dauerhafte negative Schlagzeilen gehörten dagegen „nicht zu unserer Vorstellung von erfolgreicher Arbeit“. Eine gute strategische Ausrichtung in der Sache sei für den Erfolg der WSG unerlässlich. Dabei müsse mit der Wirtschaft ein Konsens bestehen, selbst wenn der IMW nur Minderheitsgesellschafter sei. „Für uns steht das Gewerbegebiet Hämmer-Süd im Mittelpunkt – es ist existenziell wichtig für Menden. Menden liegt uns sehr am Herzen, deshalb werden wir uns wie in der Vergangenheit stark für eine gute Entwicklung der Stadt Menden einsetzen. Die Wege dazu werden wir jetzt neu definieren.“

Außerordentliche Kündigung ist bereits auf dem Weg

So habe man entschieden, die eigenen Anteile an der WSG abzugeben und die Gesellschafterrunde zu verlassen. Eine außerordentliche Kündigung in die Gesellschafterrunde sei bereits auf den Weg gebracht worden. Mehrheitsgesellschafterin der Wirtschaftsförderung ist die Stadt Menden, hinzu kommen die Sparkasse Märkisches Sauerland Hemer-Menden, die Märkische Bank eG und die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK). Der Initiativkreis Mendener Wirtschaft zählt ab sofort nicht mehr dazu. Der IMW, gegründet 1995, vertritt die Interessen von 270 Mendener Unternehmen und arbeitet ehrenamtlich.

Zuletzt noch Scharmützel um Zukunft der Wirtschaftsförderung im Rathaus

Wie berichtet, hatte die SPD-Fraktion kürzlich den Antrag gestellt, das Thema Wirtschaftsförderung wieder unter die Fittiche der Stadtverwaltung zu nehmen. Dafür wiederum verlangten drei andere Ratsfraktionen eine Entschuldigung der Sozialdemokraten bei der Wirtschaftsförderung.

Markus Kisler

„Wir sind noch mitten in der Entwicklung und auch mitten in der Aufklärung, die aus meiner Sicht noch lange nicht abgeschlossen ist.“

Markus Kisler

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Sein Bedauern über den drastischen Schritt des heimischen Wirtschaftsverbandes drückte der neue WSG-Aufsichtratsvorsitzende Markus Kisler am Abend auf WP-Anfrage aus. „Wir sind noch mitten in der Entwicklung und auch mitten in der Aufklärung, die aus meiner Sicht noch lange nicht abgeschlossen ist“, erklärte der Jurist. „Gerade in solch einer Lage ist es wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben und auch andere Meinungen auszuhalten.“

Künftig ein Sitz weniger im WSG-Aufsichtsgremium

Immerhin habe der IMW in seiner Stellungnahme den Gesprächsfaden zur WSG insgesamt nicht abgeschnitten, auch wenn auf den Kontakt mit allen Akteuren fortan verzichtet werde. „Aber natürlich wollen wir weiter miteinander reden.“ Zwar ändere sich jetzt die Gesellschafterstruktur und es gebe einen Aufsichtsratssitz weniger. Doch einen Domino-Effekt etwa bei den Mendener Banken befürchte er nicht: „Jedes Geldinstitut hat für sich genau dieselben Fragen zu prüfen wie der IMW und wird zu eigenen Schlüssen kommen.“