Menden. Neuer Marktstand: Aktive wollen sich und ihre Arbeit öffentlich vorstellen. Die Aufgaben wachsen, das Spendenaufkommen schrumpft.

Ein beschirmter Stand freitags auf dem Wochenmarkt, dazu 15.000 neue Flyer und wieder neue Aktivitäten: Mit einer Öffentlichkeits-Offensive wollen die Aktiven von „Mendener in Not“ in den kommenden Wochen und Monaten sich selbst und ihre vielfältige Arbeit einer breiten Bevölkerung vorstellen. „Wir sind nicht bloß ein Spendensammelverein“, bringt der Vorsitzende Klaus Ullrich das Anliegen auf den Punkt. Das habe man zuletzt auf dem Platte Heider Stadtteilfest vermittelt, auch auf dem Mendener Herbst will „Mendener in Not“ präsent sein.

Nachbarn und Bekannte sollen bedürftige Mendener dem Verein melden

Man wolle am Stand die eigene Arbeit erläutern, zusätzliches Vertrauen gewinnen – und auch wieder mehr Mitstreiter. Laut Klaus Ullrich können und sollen das ausdrücklich auch Menschen außerhalb des Vereins sein, die versteckte Armut in ihrer Nachbarschaft erkennen und sie „Mendener in Not“ melden. Schatzmeisterin Veronika Czerwinski berichtet, dass Schulen, Vereine, Geschäfts- und Privatleute auch im letzten Jahr mit tollen Spendenaktionen dazu beigetragen haben, dass „Mendener in Not“ weiter handlungsfähig bleibt. So habe es mehrfach namhafte und überraschende Zuwendungen gegeben, wenn etwa um Spenden statt Geschenken zu Geburtstagen oder Jubiläen gebeten wurde. Zugleich gebe es verlässliche Großspender wie den Lions Cub, deren Treue zum Verein gerade jetzt besonders wichtig sei.

Spendenaufkommen zuletzt um ein Drittel zurückgegangen

Mehr direkte Unterstützerinnen und Unterstützer für den Verein bleiben gleichwohl gefragt. Das Spendenaufkommen des Mendener Nothilfevereins ist laut Czerwinski seit Mitte 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa ein Drittel zurückgegangen: „Wir müssen uns immer wieder in Erinnerung bringen.“

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Wiederwahl des Vorstands: Elly Bettermann herzlich aus Beirat verabschiedet

Auf der jüngsten Hauptversammlung im Mai ist der Vorstand um Klaus Ullrich, Veronika Czerwinski und Geschäftsführer Rainer Zentgraf komplett wiedergewählt worden. Im Beirat gab es indes einen Wechsel: Herzlich verabschiedet wurde Elly Bettermann, die sich als Frau der ersten Stunde jahrzehntelang als Ansprechpartnerin für Bedürftige zur Verfügung gestellt hat. Neu aufgenommen wurde Olaf Jäger, dessen Wunschbaum für Mendener Senioren im Advent der Verein mittlerweile ebenso unterstützt wie den Wunschbaum für Kinder. Zum Beirat zählen neben Gummert und Jäger weiterhin auch Pfarrer Björn Corzilius, der SKFM-Vorsitzende Franz Daniel, Diakon Rüdiger Eßmann, Marita Hepping, Silvia Hoth und Kerstin Scheppmann.

Herzlicher Abschied: Elly Bettermann hat
Herzlicher Abschied: Elly Bettermann hat "Mendener in Not" über Jahrzehnte begleitet.  © Mendener in Not | Veronika Czerwinski

Ohnehin warten auf die aktuell 50 Mitglieder von „Mendener in Not“ immer neue Herausforderungen, etwa die Einsamkeit im Alter, während die bekannten Aufgaben um etwa ein Drittel teurer geworden sind. Das gilt zum Beispiel für den Kampf gegen Energiesperren bei Familien und älteren Menschen ebenso wie für die Hilfen zur Schul-Ausstattung armer Kinder. 110.000 Euro hat der Verein allein gegen die Stromsperren eingesetzt. Weitere 43.000 kosteten gezielte Hilfen wie Lebensmittelgutscheine, Medikamente oder die Mietbeihilfen bei drohenden Räumungen.

Strenge Prüfungen der Bedürftigkeit: Keine Hilfe mit der Gießkanne

Das alles, sagt Beiratsmitglied Cristina Gummert als Ansprechpartnerin und Frontfrau, liege nicht etwa daran, dass der Verein die ihm anvertrauten Spenden mit der Gießkanne verteile: „Unsere Bedürftigkeitsprüfung ist streng. Wir wollen alles sehen. Wir geben weder Geld noch Darlehen, unsere Hilfe muss immer unmittelbar ankommen. Wir kontaktieren direkt die Stadtwerke, Wohnungsgesellschaften, Banken, Behörden, Krankenkassen, Ärzte und Apotheken, Amtsgerichte, Inkassobüros, Rechtsanwälte, Beerdigungsinstitute. Doch es gibt“, erklärt Gummert, „einfach immer mehr bedürftige Menschen in Menden.“

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Sprechstunde freitags im Alten Rathaus: Vernetzung wichtig

Cristina Gummert sitzt immer freitags viereinhalb Stunden lang im Alten Rathaus, um nach Terminvereinbarung die Prüfungen mit bedürftigen Menschen durchzuführen und die jeweils richtigen Hilfen einzuleiten. Dazu zählt im Einzelfall auch das Einschalten anderer Institutionen wie der Schulden- oder der Drogenberatung in Menden. Zudem ist Gummert auch für Hilfeersuchen per Telefon zuständig und unter der Mendener Rufnummer 39 00 95 erreichbar.

Altersarmut: Wenn die Rentenerhöhung vom Segen zum Fluch wird

Was die wachsende Altersarmut angeht, werde unterdessen sogar ein Segen zum Fluch: „Jede Rentenerhöhung, auch die jüngste, lässt nicht wenige alte Menschen plötzlich aus der Grundsicherung fallen.“ Dieses Phänomen beobachtet Cristina Gummert in letzter Zeit immer häufiger. Das Problem dabei: Mit der Grundsicherung wird auch ein Teil der Miete beglichen, mit der Rentenerhöhung muss mancher das Geld plötzlich wieder komplett selbst berappen. Die Miete kostet aber viel mehr, als jede Erhöhung einer schmalen Rente bringt. „Damit“, beschreibt Gummert, „erhalten betroffene Seniorinnen und Senioren von jetzt auf gleich nicht mehr Geld, sondern deutlich weniger. Und wir reden hier von einem Alltag an der absoluten Armutsgrenze.“

Die Spendenkonten

Sparkasse Märkisches Sauerland Hemer Menden
IBAN DE54 4455 1210 1800 0728 68
Märkische Bank
IBAN DE14 4506 0009 0108 8550 00
Mendener Bank
IBAN DE 42 4476 1312 0000 0060 60