Menden. Mehr als ein Dutzend Brüche erlitt Mandy Diezel bei einem Quad-Unfall. Mittlerweile kennt sie die Unfallursache - und ist froh, überlebt zu haben

Sieben gebrochene Rippen, vier gebrochene Brustwirbel, ein mehrfach gebrochenes Schlüsselbein. Es war ein dramatischer Unfall, den Mandy Diezel an einem Samstagnachmittag Mitte April erlitt. Dass die Lendringserin überlebt hat, verdankt sie „mindestens fünf Schutzengeln“, sagt die 46-Jährige.

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Insekt fliegt in den halboffenen Helm

Ihr Lebensgefährte fährt seit rund 20 Jahren Quad, erzählt Mandy Diezel, „er ist ein Profi“. Sie selbst saß an dem Samstag erst zum dritten Mal in ihrem Leben auf dem Quad. Entsprechend vorsichtig war sie unterwegs. Als sie in den Kress-Kreisel einbog, passierte es. Mandy Diezel, die einen halboffenen Helm trug, spürte auf einmal ein Insekt direkt vor ihrem Gesicht. Einen Monat zuvor war sie im Garten von einer Biene gestochen worden, „und da hab‘ ich ganz heftig drauf reagiert“. Entsprechend panisch reagierte sie, als das Insekt in ihren Helm flog.

Mandy Diezel wird gegen Laterne geschleudert

Die Folge: Mandy Diezel riss im Kreisel ruckartig den Lenker des Quads herum, kam aus Versehen mit ihrer Hand ans Handgas, wodurch das Fahrzeug noch mal kräftig beschleunigte: „Ich bin dann über Lenker abgestiegen.“ Sie sei gegen einen Laternenpfahl geschleudert worden, „das Quad war auch in der Luft und kam neben mir runter“, erinnert sie sich. Ihr Partner, der hinter ihr im Auto fuhr, dachte, sie sei tot, erzählt Mandy Diezel.

Mit einem Rettungswagen - hier ein Symbolbild - wurde Mandy Diezel nach ihrem schlimmen Unfall ins Krankenhaus gebracht.
Mit einem Rettungswagen - hier ein Symbolbild - wurde Mandy Diezel nach ihrem schlimmen Unfall ins Krankenhaus gebracht. © dpa | Monika Skolimowska

„„Beweg deine Beine!““

Mandy Diezels Lebensgefährte am Unfallort

Er sei sofort zu ihr gelaufen, habe immer wieder gesagt: „Beweg deine Beine!“ Das habe sie glücklicherweise auch gekonnt. Danach setzt ihre erste Erinnerung nach dem Unfall wieder ein, als sie auf der Intensivstation aufwacht: „Die haben mich gut weggeschossen“, sagt sie mit Blick auf die Schmerzmittel, die sie brauchte.

„Die waren so zerbröselt, anders wäre das nie gegangen. Die Stangen müssen auch für immer drin bleiben.“

Mandy Diezel
über ihre Brustwirbel-Brüche

Ein Rettungswagen brachte sie schwerstverletzt in ein Krankenhaus. Vier Operationen liegen mittlerweile hinter Mandy Diezel. In ihrem Rücken befinden sich nun Stangen, die die Brustwirbel zusammenhalten: „Die waren so zerbröselt, anders wäre das nie gegangen. Die Stangen müssen auch für immer drin bleiben.“ Wenn sie schnell isst und nicht sorgfältig kaut, spürt sie, „dass die Metallstangen da sind“.

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In ihrer Schulter befindet sich nun eine Metallplatte, die das Schlüsselbein stabilisiert. Und die sieben in Reihe gebrochenen Rippen schmerzen bis heute. Auch von Komplikationen blieb Mandy Diezel nicht verschont: „Eine Rippe hat meine Lunge angepiekst. Ich hatte dann einen Pneumothorax.“ Abends im Krankenhaus sei aus ihrem Atemgeräusch ein Knistern geworden – noch am selben Abend wurde bei ihr eine Thoraxdrainage gelegt. Auch hier gab es zunächst Komplikationen: „Ich habe den ganzen Schockraum zusammengebrüllt“, erinnert sich Mandy Diezel.

„Ich werde in meinem ganzen Leben nie mehr Quad fahren.“

Mandy Diezel
nach ihrem schweren Unfall

Nach zweieinhalb Wochen dufte Mandy Diezel das Krankenhaus endlich verlassen. Bis heute kann sie nicht gut lange sitzen, beim Gehen muss sie stärker auf ihren Gleichgewichtssinn achten, „weil ich manchmal schwanke. Und ich bin schneller außer Puste.“ Maximal fünf Kilo darf sie derzeit – und noch etliche Monate – heben: „Und mit Yoga darf ich auch erst im Herbst wieder anfangen.“

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Bis heute weiß Mandy Diezel nicht, welches Insekt sie und das Quad aus der Spur gebracht hat. Fest steht für sie indes: „Ich werde in meinem ganzen Leben nie mehr Quad fahren.“

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Auch wenn der Unfall für Schmerzen und viel Leid gesorgt hat, ist Mandy Diezel überzeugt: „Nichts geschieht ohne Sinn und Grund. Anscheinend musste ich einfach diese Erfahrung machen.“ Und warum? „Vielleicht, weil ich manchmal leichtsinnig bin – und das wurde mir noch mal vor Augen geführt.“ Denn bei der Unglücksfahrt sei sie zwar mit Helm, aber ohne Schutzkleidung unterwegs gewesen: „Hätte ich Protektoren getragen, wäre zumindest mein Rücken besser geschützt gewesen.“