Lennestadt. Lange Busfahrt statt kurzer Schulweg, Lehrermangel und volle Klassen. Für viele Erstklässler in Lennestadt kommt es knüppeldick. Diese Schulen sind betroffen.
234 Vorschulkinder in Lennestadt fiebern ihrem ersten Schultag im August entgegen. In einigen Familien wurde die Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt jetzt ziemlich gedämpft. Ihre Kinder dürfen nicht die Schule ihrer Wahl besuchen, andere müssen sich auf überfüllte Klassenräume einstellen. Der Elternfrust ist jedenfalls groß.
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„Ich bin mit Sorgen hergekommen. Was mich umtreibt, ist: Nach welchen Kriterien werden die Kinder denn jetzt ausgewählt?“, fragte die besorgte Mutter eines Vorschulkindes in der Sitzung des Schulausschusses. Sie hatte ihr Kind in Bilstein angemeldet, und dieser Schulstandort ist diesmal am meisten betroffen. An der Schule, Teilstandort der Agatha-Schule Altenhundem, können im Schuljahr 2025/26 nur zehn von 18 angemeldeten Schulkindern angenommen werden, acht werden abgelehnt und müssen sich eine andere Schule suchen – das bedeutet für die Erstklässler eine tägliche Busfahrt nach Grevenbrück oder Altenhundem. Außerdem werden gewachsene Kindergarten-Freundschaften auseinandergerissen. Auch an der Franziskus-Schule in Meggen und Maumke (Teilstandort) gibt es Probleme. Hier gibt es so viele Anmeldungen, dass an jedem Standort eine Eingangsklasse mit 29 Kindern, das ist die höchstzulässige Schülerzahl, gebildet werden muss. Eine dritte Eingangsklasse wird es hier nicht geben.
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Das Problem ist nicht neu, es tritt jedes Jahr aufs Neue auf. Hintergrund ist die im Schulgesetz NRW festgeschriebene sogenannte Kommunale Klassenrichtzahl als Berechnungsgrundlage. Diese schreibt der Stadt als Schulträger unmissverständlich vor, dass sie im kommenden Schuljahr maximal elf statt der erforderlichen 13 Eingangsklassen bilden darf. Kurios: Gäbe es nur ein angemeldetes Schulkind mehr, also 235 Erstklässler, könnte die Stadt zwölf Klassen bilden. Aber auch das wäre immer noch eine zu wenig, um ab Sommer alle Erstklässler an ihrem Wunschstandort zu unterrichten. Genug Klassenräume sind an allen Schulen vorhanden, das Problem ist das Personal. Es gibt für 13 Eingangsklassen nicht genug Lehrerinnen und Lehrer.
„Es ist traurig, dass wir diesen Missstand absegnen müssen. Da stimmt was nicht in der Schulpolitik. “
Der Ausschuss stimmte der von der Stadt vorgeschlagenen Aufteilung der Eingangsklassen „zähneknirschend“ zu. Demnach wird es jeweils zwei Klassen in Altenhundem, Elspe und Grevenbrück und je eine in Meggen, Maumke, Oedingen, Saalhausen und Bilstein geben. Weil hier die Erst- und Zweitklässler jahrgangsübergreifend, also in einer Klasse, unterrichtet werden, ist nur Platz für zehn I-Männchen. Heinz Vollmer (SPD): „Es ist traurig, dass wir diesen Missstand absegnen müssen. Da stimmt was nicht in der Schulpolitik“. Christa Orth-Sauer, selbst Lehrerin im Ruhestand, sind die vollen Klassen in Meggen und Maumke ein Dorn im Auge. Pastor Ludger Wollweber, der an der Schule Religion unterrichtet und dem Ausschuss als sachkundiger Bürger angehört, gab ihr Recht: „Die Lehrer in Meggen und Maumke sind am Limit, es gibt dort einen hohen Migrationsanteil. Ich kann die Lehrerinnen und Lehrer verstehen, die sagen, ich kann nicht mehr.“
Unter den Eltern in Bilstein und Kirchveischede geht nun die bange Frage um: Welches Kind wird abgelehnt und welches nicht? Diese Frage soll ab Mitte Februar geklärt werden, wenn der Stadtrat den Beschluss des Ausschusses bestätigt hat. Dann sollen die Gespräche starten. Die Entscheidung treffe aber nicht die Stadt, sondern die Schulleitungen nach festgelegten Kriterien, so Bürgermeister Tobias Puspas (CDU). Laut Fachbereichsleiter Thomas Meier kann die Schulleitung nach folgenden Kriterien entscheiden: Härtefälle, zum Beispiel Kinder mit Behinderung; die Berücksichtigung von Geschwisterkindern, die schon die Schule besuchen; die Entfernung zur Schule (je kürzer der Schulweg, umso besser); ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mädchen und Jungen, ein ausgewogenes Verhältnis von Schülern unterschiedlicher Herkunftssprache und das Kriterium Bekenntnisschule. „Hier kann die Konfession des Kindes eine Rolle spielen“, so Meier. Von diesen Kriterien könnten eins oder auch mehrere angewandt werden, aber ohne Priorisierung, es gibt also keine stärkeren oder schwächeren Kriterien. Die Schulleitungen werden bei der Entscheidung von der Schulrätin beim Kreisschulamt beraten.