Rothemühle. Halle 1 des einstigen Apparatebaus Rothemühle war lange die größte Industriehalle im Kreis Olpe. Bald ist sie Geschichte.

Mit einem lauten Schlag, der bis weit ins Dorf hinein zu hören war, ist am Dienstag ein beträchtlicher Teil der einst größten Industriehalle im Kreis Olpe in sich zusammengestürzt. Die Halle 1, zentraler Montage- und Produktionsstandort des ehemaligen Apparatebaus Rothemühle, Brandt & Kritzler, ist nun Geschichte. Es war kein Unglück, sondern Plan: Ein gigantischer Abbruchbagger mit einer Abbruchzange an seinem überlangen Arm hatte die Statik der Halle so beschädigt, dass sie gezielt zusammenbrach.

Tor
Das einstige Werkstor samt Firmenwappen dient nun als Absperrung der Baustelle: Ob daran gedacht wird, wenigstens dieses Relikt Rothemühler Industriegeschichte zu retten? © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Damit wurde der monatelange Stillstand auf dem einstigen Industriegelände eindrucksvoll beendet. Wie berichtet, hatte der unerwartete Fund von gesundheitsschädlichem Asbest in der Dachabdichtung der riesigen Halle für einen Baustopp gesorgt. Denn sonst wären die lungengängigen, krebserregenden Fasern in die Umwelt gelangt. Ein aufwendiger Sanierungseinsatz auf dem Dach war die Folge. Dieser wiederum hatte sich länger hingezogen als erwartet, sodass die Abbrucharbeiten sich noch einmal um vier Wochen verzögerten.

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Doch nun, so Rüdiger Hüpper vom Bauamt der Gemeinde Wenden, werde zügig weitergearbeitet, sodass der Abbruch der Halle 1 und aller übrigen noch erhaltenen Brandt-Gebäude bis Ende Februar vollzogen sein werde. Lediglich die Halle 6, die im weiteren Verlauf der Crottorfer Straße in Richtung Dörnscheid steht, bleibt erhalten.

Halle 1
Der Abbruch der Halle 1 ist schon weit gediehen, obwohl von der Straßenfront fast nichts davon zu sehen ist. Doch weit mehr als die Hälfte des riesigen Bauwerks ist bereits weg. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Im Anschluss an die Abbrucharbeiten werde unmittelbar mit den Räumarbeiten begonnen, so Hüpper, denn die Abbruchmaterialien müssen sortiert und zerkleinert werden. Ziel sei ein freigeräumtes Baufeld. Noch nichts Neues gibt es in Sachen Bigge: Wie berichtet, verläuft der Fluss verrohrt durch das Grundstück und soll aus diesem Korsett befreit werden. Doch immer noch liegt keine wasserrechtliche Genehmigung für die im Lauf der Arbeiten geänderten Pläne vor. In der nächsten Woche, so Hüpper, stehe ein Ortstermin an, um die endgültige Abstimmung vorzunehmen und „auch diese Kuh vom Eis zu kriegen“.

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Das gesamte Areal gehört der Projektgesellschaft „Zukunftsquartier Rothemühle“, einem Gemeinschaftsunternehmen der Pyramis Immobilien Entwicklungs GmbH und der Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden. Sie planen den Bau von Kleinbetrieben und Gastronomie, nachdem auf dem benachbarten ehemaligen Firmenparkplatz Wohnraum geschaffen wurde.

Halle 1
Der Abbruch der Halle 1 ist schon weit gediehen, obwohl von der Straßenfront fast nichts davon zu sehen ist. Doch weit mehr als die Hälfte des riesigen Bauwerks ist bereits weg. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

1938 wurde die Halle erbaut und immer wieder vergrößert. Im Buch „Bau – Kunst – Boden – Denkmäler im Kreis Olpe“ ist festgehalten: „Die Halle weist mit ihrer repräsentativen hochgezogenen Fassade und dem angedeuteten Stufengiebel leichte Anklänge an den Backstein-Expressionismus auf, der in den 1920er- und 1930er-Jahren in Norddeutschland und im Ruhrgebiet weit verbreitet war. Auch der Firmenschriftzug ist charakteristisch für die 1930er-Jahre.“ Zumindest das Buch hält diesen wichtigen Abschnitt heimischer Industriegeschichte in Erinnerung.