Weringhausen/Sporke. Weringhausen (Finnentrop) und Sporke (Lennestadt) verbindet mehr als nur eine Freundschaft. Warum die Orte von unbändiger Liebe umgeben sind.

Ein bisschen Rivalität gehört einfach dazu. Wer auf dem Land groß wird und das Vereinsleben regelrecht aufsaugt, der ertappt sich vermutlich immer mal wieder dabei, das eigene Dorf mit dem Nachbarort zu vergleichen. Feiern die da drüben etwa das bessere Schützenfest? Sind ihre Vereine erfolgreicher als unsere? Haben die Nachbarn bei Dorfwettbewerben häufiger abgeräumt? Diese Rivalitäten gibt es seit Urzeiten. Eine verstaubte Denkweise? Möglich.

Familie Krabbe
Susanne Krabbe, geborene Zentgraf, und ihr Mann Helmut lernten sich 1977 beim Osterfeuer in Weringhausen kennen. Das Ehepaar hat drei Kinder, unter anderem Sohn Matthias (Mitte). © WP | Flemming Krause

Denn es gibt genügend Beispiele dafür, wie dorfübergreifende Gemeinschaft, ganz ohne Rivalität, funktionieren kann. Ein Beispiel für gelebte Freundschaft, für das innige Miteinander sind die beiden kleinen Dörfer Weringhausen aus der Gemeinde Finnentrop und Sporke aus Lennestadt. Getrennt durch ein kleines Waldstück, Luftlinie vielleicht zwei Kilometer. Querverbindungen gibt es zuhauf, Freundschaften hüben wie drüben – und in manchen Fällen sogar noch mehr.

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Das Paradebeispiel dafür: Susanne (64, geborene Zentgraf) und Helmut (67) Krabbe. Sie stammt aus Sporke und verbringt dort ihre Kindheit auf einem Bauernhof, bis sie 15 Jahre alt ist. Er ist Weringhauser durch und durch. Seit 1982 verheiratet, lebt das Ehepaar, das sich seit jeher in den Vereinen engagiert, seit ziemlich genau 40 Jahren in dem kleinen Finnentroper Dorf mit seinen rund 430 Einwohnern. Zur Familie gehören Tochter Katharina (39), die beiden Söhne Alexander (29) und Matthias (26) und zwei Enkelkinder.

Der Zufall bringt die beiden am Ostersonntag des Jahres 1977 zusammen. Als sei es gestern gewesen, kann sich Susanne, gelernte Hauswirtschafterin, noch genau an diesen Tag erinnern: Zusammen mit ihren Mädels, mit denen sie damals die Lehre macht, besucht sie das Osterfeuer in Weringhausen. „Ein spontaner Besuch“, erinnert sich die gebürtige Sporkerin. Und ein Besuch, der ihr Leben für immer verändern soll. Denn genau hier trifft sie auf ihren Helmut.

„Mein Vater hatte damals immer eine Zigarre dabei, die er anzündete, sobald wir den Wald betraten. Sie war der beste Mückenschutz.“

Helmut Krabbe (67)
gebürtig aus Weringhausen

Sie werden ein Paar. Fünf Jahre später folgt die Hochzeit, sie ziehen für drei Jahre nach Neukamp (Lennestadt), während sie ihr Eigenheim in Weringhausen bauen. Warum nicht Sporke? „Die Antwort ist simpel“, erklärt Helmut, Elektroinstallateur im Ruhestand: „Wir haben hier einfach schneller einen Bauplatz gefunden.“ Wäre es anders gelaufen, würde die Familie jetzt möglicherweise in Sporke leben. Susannes Bruder geht denselben Weg, auch er lebt in Weringhausen, natürlich verheiratet mit einer gebürtigen Weringhäuserin. „Es gibt noch eine Vielzahl von älteren Einwohnern, die Verwandtschaft jeglicher Art in Sporke haben“, weiß beispielsweise Gregor Flamme, 1. Brudermeister der Schützenbruderschaft Weringhausen.

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Schon als junger Bub schaut Helmut zu bestimmten Anlässen in Sporke vorbei, noch bevor er seine heutige Ehefrau trifft. Der Besuch des Schützenfestes in Sporke, das rund 180 Einwohner zählt, gehört natürlich zu den fest eingeplanten Terminen. Da war früher so, das ist heute so. „Ich kann mich noch erinnern, wie wir mit unseren Eltern durch den Wald nach Sporke gelaufen sind. Mein Vater hatte damals immer eine Zigarre dabei, die er anzündete, sobald wir den Wald betraten. Sie war der beste Mückenschutz“, schwelgt der Rentner in Erinnerungen. „Ich bin damals oft durch den Wald von Sporke nach Weringhausen gelaufen, manchmal war ich auch mit einem Pferd unterwegs, das ich am Zaun vor Helmuts Elternhaus festband“, erzählt Susanne. Zwei von unendlich vielen Anekdoten.

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Als vor wenigen Jahren in Weringhausen das Osterfeuer abgefackelt wird – und zwar vor dem eigentlichen Fest –, sind die Freunde aus Sporke sofort da und helfen beim Wiederaufbau. Während der Pandemie organisieren Sporker und Weringhauser eine gemeinsame Lichterfahrt mit beleuchteten Treckern zum Nikolaustag, um ein bisschen Frohsinn während der tristen Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen zu stiften. Es sind Gemeinschaftswerke zweier Dörfer, die sich einfach nahe stehen. Nicht nur geografisch, sondern freundschaftlich. Und in manchen Fällen auch mehr.