Kreis Olpe. Zum Start ins neue Jahr kommt im Kreis Olpe mancherorts ein einzigartiges Naturphänomen zum Vorschein – hier gibt es „Zuckerwatte“ im Wald.
Wer zwischen den Jahren einen kleinen Spaziergang durch die Olper Laub- und Mischwälder macht, kann momentan öfter ein seltenes Naturschauspiel bestaunen – aus Totholz kommen plötzlich „weiße Haare“ empor, die eine beachtliche Größe erreichen können. Auf feuchtem und morschem Totholz bildet sich unter bestimmten Bedingungen das sogenannte „Haareis“. Obwohl das bizarre Naturphänomen schon lange bekannt ist, bleiben bis heute Fragen bei der Entstehung offen. Im Gespräch verrät der Pilzkenner Stefan Huppertz, welche Rolle die regionale Pilzlandschaft bei der Bildung spielt.
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Sichtungen im Kreis Olpe
Beim ersten Blick auf den Boden könnte man mancherorts zunächst den eigenen Augen nicht trauen, denn auch im Kreis Olpe kann eine Art „Zuckerwatte“ im Wald bestaunt werden. Wie es im kleinsten Detail dazu kommt, kann die Forschung bis heute nicht vollständig erklären, doch nur unter bestimmten Bedingungen kann sich das „Haareis“ überhaupt bilden. „Das Holz muss eingenässt sein und das Wasser darf aber nicht durchfrieren“, betont Pilzkenner Stefan Huppertz. Besonders in der Winterzeit könne es durchaus vorkommen, die weißen Haare im Wald zu entdecken, „Man findet das ,Engelshaar‘ eher dort, wo die Kälte nicht so intensiv hinkommt. Es bildet sich bei den Übergangstemperaturen rund um den Nullpunkt“, berichtet Huppertz von seinem letzten Waldspaziergang vor wenigen Tagen, bei dem er gleich mehrfach das „Engelshaar“ entdeckte. Vor allem im Bereich von Laubwäldern könne auf eine Sichtung gehofft werden. Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte auch Marlon Ohms vom Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland, das für den gesamten Kreis Olpe zuständig ist, dass es aktuell durchaus zur Bildung von „Engelshaar“ und weiterem Eisanhang kommen kann. „Punktuell habe ich Rückmeldung, dass es Eisanhang im Kreis Olpe gegeben hat“, berichtet er.
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In der Forschung wird mittlerweile davon ausgegangen, dass sich das Haareis nur unter ganz speziellen Wetterbedingungen bilden kann. Für das Naturphänomen müsse es vorher ein bis zwei Tage viel geregnet haben und die Temperatur anschließend gerade so um den Gefrierpunkt liegen. Zusätzlich müsse eine windstille Zeit folgen und die Temperatur anschließend unter den Gefrierpunkt fallen, heißt es in einer Erklärung der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Auch Pilze spielten aus der Sicht von Stefan Huppertz eine Rolle bei der Bildung des Phänomens. Haareis werde laut der aktuellen Forschung durch das Myzel winteraktiver Pilze (alle fadenförmigen Zellen eines Pilzes) ausgelöst, deren aerober Stoffwechsel Gase produziert, die das im Holz vorhandene Wasser an die Oberfläche verdrängen. „Das Wasser dehnt sich im Totholz aus. Die Wassermoleküle klettern bis zu einer ganz bestimmten Höhe. Die Myzel-Fäden geben dann die Struktur vor“, erklärt Huppertz.
Kaum Pilzforschung
Über die genauen Vorgänge bei der Entstehung könne er jedoch auch nur mutmaßen. Viele Fragen blieben bis heute offen. „Die ganze Pilzwelt ist kaum erforscht. Ich denke aber, dass wieder mehr Schwung in die Forschung kommt“, nach der LSD-Forschung und der damit einhergehenden Entdeckung der Abhängigkeitswirkung sei die Pilzforschung ab den 1960er-Jahren stetig verringert worden.