Weringhausen. Beim WP-Mobil-Auftakt in Weringhausen kommen die Anwohner über ihren Ort ins Schwärmen. Was das 430-Seelen-Dorf so außergewöhnlich macht.
Das WP-Mobil rollt wieder durch die Dörfer im Kreis Olpe. Zum Start der Aktion besuchten wir das 430-Seelen-Dörfchen Weringhausen in der Gemeinde Finnentrop. Rund 30 Bürgerinnen und Bürger kamen in die Schützenhalle, um am Dienstagabend über regionale und örtliche Themen zu sprechen, die ihnen am Herzen liegen. Neben der Liebe zur Heimat verbindet die Anwohner und Anwohnerinnen vor allem der starke Zusammenhalt im Vereinswesen. Die Weringhauser sind sich einig: In dem kleinen Dorf oberhalb von Bamenohl lässt es sich mehr als nur gut aushalten. Wirklich große Sorgen gibt es bei den Bürgern und Bürgerinnen nicht. Sie sind glücklich, in Weringhausen leben zu können.
Kleine Wohlfühloase
„Erstmal ist die Lage absolut phänomenal. Es ist einfach traumhaft hier. Ich habe mich in den Ort verliebt“, berichtet Anwohner Markus Henkes, der vor vielen Jahren sein Stadtleben in Lüdenscheid aufgab, um ins idyllische Weringhausen zu ziehen. Der Anwohner ist nicht der einzige, der sein altes Leben in der Stadt für die Ruhe im Dorf aufgab. „Wir haben hier einige Stadtflüchtlinge“, witzelt Landwirt Peter Arens. Vor allem die Lage mache es den Anwohnern leicht, sich wohlzufühlen, zusätzliche Wünsche bleiben aus seiner Sicht kaum offen. „Ich bin hier geboren. Weringhausen ist einfach ein geiler Ort. Es ist schön ruhig und trotzdem zentral gelegen“, betont Matthias Henken. Tatsächlich ist seit vielen Jahren Ruhe ins Dorf eingekehrt, nachdem eine Ortsumgehung vom Frettertal Richtung Bamenohl die Verkehrssituation deutlich entspannt hatte. Im Dorf selbst sind mit den Firmen Graewe Dreh- und Gewindetechnik, Erwes Reifenberg und MKT Metall- und Kunststofftechnik größere Betriebe verwurzelt.
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Die idyllische Abgeschiedenheit ist jedoch längst nicht alles, was das Dorf für seine Anwohner so lebenswert macht. Das ausgeprägte Miteinander im Vereinsleben, aber auch im Privaten mache die Gemeinschaft aus. „Der Zusammenhalt ist uns wichtig. Hat man ein Problem, gibt es bald keins mehr. Wenn hier etwas gemacht werden muss, passiert ganz viel in Eigenregie. Das macht schon ganz viel aus“, berichtet Markus Schulte stolz von den Bauarbeiten im Schützenvereinsheim. Trotz „nur“ 430 Einwohnern haben die Vereine in Weringhausen eine große Bedeutung. „Wir haben einen sehr aktiven Schützenverein. Hier ist jeder quasi in jedem Verein vertreten“, spricht Peter Arens vom wohl kleinsten Schützenverein im gesamten Sauerland. Das Schützenfest über Pfingsten stellt aus der Sicht der Weringhauser Anwohner ein Highlight des Jahres dar. „Es ist so, dass unsere Schützenfeste von allen Personen besucht werden, die hier lange verwurzelt waren“, erzählt eine Anwohnerin. Viele auswärtige Gäste trügen sich das Schützenfest rot im Kalender ein und nähmen sich extra vorab frei, um das schöne Dorfleben länger genießen zu können.
Tolle Aktionen
Besonders stolz sind die Weringhauser auf ihren NDW-Club (Neue Deutsche Welle) und die alle zwei Jahre stattfindende „Ampel“-Revival-Party. Die „Ampel“ war früher die beliebte Disco im Ort. Zu diesem Event kommen auch viele ehemalige Weringhauser, die mittlerweile umgezogen sind. Zur „Ampel“-Revival-Party, die Jung wie Alt lockt, ist die Schützenhalle immer rappelvoll: „An dem Abend sind mehr Menschen in der Schützenhalle als wir Einwohner haben.“ Fast einzigartig macht den Standort auch die dorfeigene Kapelle, die sich nicht im Besitz des Erzbistums Paderborn befindet, sondern dem ortseigenen Kapellenverein gehört. In Eigenregie kümmern sich die Anwohner um die Instandhaltung. „Wir haben das größte Glück, das Allerheiligste hier zu haben“, betont ein Anwohner. Trotz der eigenen Kapelle ist momentan unklar, wie es mit dem aktuellen Pastor weitergeht. Der Unmut über die Entscheidung des Erzbistums, den langjährigen Geistlichen zu versetzen (wir berichteten), ist im gesamten Dorf groß. „Der Pastor war hier Schützenkönig und jetzt kommt einfach Paderborn daher und nimmt ihn uns weg“, zeigt sich Detlev Sprenger verärgert.
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Im kleinen Dorf der Gemeinde Finnentrop ist der positive Grundtenor deutlich spürbar, Verbesserungswünsche für die Zukunft gibt es nur wenige. Einer der wenigen drängenden Wünsche ist die Kernsanierung des örtlichen Ehrenmals, das bereits 1948 errichtet wurde. Der Wunsch, bis zum 100-jährigen Jubiläum der St.-Sebastian-Schützenbruderschaft (2027) die Sanierungsarbeiten abgeschlossen zu haben, ist groß. „Das Ehrenmal ist natürlich unser Sorgenkind“, erklärt Thomas Krabbe. Und auch Anwohner Gregor Flamme, 1. Brudermeister und CDU-Politiker, betont: „Wir kommen an dieser Stelle nicht weiter.“ Ein anderer Kritikpunkt ist das mangelnde Freizeitangebot für Jugendliche und junge Erwachsene. Wirkliche Dorfkneipen, in denen auch mal Billard, Darts oder Kicker gespielt werden könne, gebe es nicht und auch für Mädchen sei das Vereinsangebot in Weringhausen quasi nicht vorhanden. Meist gingen diese nach Finnentrop in die Tanzgarden, um am Vereinsleben teilzunehmen. Dies ändert aber nichts daran, dass sich die Anwohner und Anwohnerinnen keinen schöneren Ort für ihr Leben vorstellen können.