Kreis Olpe. Schlagzeilen vor 50 Jahren aus heutiger Sicht betrachtet: Drolshagen plant eigene Realschule, Finnentrop gar ein Gymnasium.
„Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern“ ist ein Sprichwort, das noch weiter danebenliegt als viele Bauernregeln. Denn ein Blick in alte Zeitungen lässt alte Zeiten lebendig werden. Im Olper Stadtarchiv lagert wohlbehütet neben anderen Schätzen auch das Archiv der Olper Kreisausgabe der WESTFALENPOST, und beim Blick auf die digitalisierten Seiten lässt sich erahnen, wie die Menschen früher von teilweise denselben Themen berührt wurden wie heute. Zum anderen staunt der Leser, was damals alltäglich war und heute schon fast vergessen ist. Wir haben genau ein halbes Jahrhundert weit zurückgeblättert, in den Januar 1975.
Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.
Folgen Sie uns auch auf Facebook.
Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.
Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.
Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.
So berichtete die WP am 3. Januar 1975 über eine Neuerung bei der Polizei: „Der Verkehrsdienst der Kreispolizeibehörde Olpe wurde zum 1. Januar 1975 um 13 Beamte verstärkt, die von der Verkehrsüberwachungsstation Süd in Hüttental-Weidenau übernommen wurden. Damit wird die Schutzpolizei im Kreis auf 117 Polizeibeamte aufgestockt“, heißt es. Aufgestockt wurden zum 1. Januar 1975 auch der Fahrzeugpark sowie die technische Ausrüstung des Verkehrsdienstes der Polizei im Kreis Olpe, der Polizei-Oberkommissar Sandholz untersteht. „Den insgesamt 21 Beamten des Verkehrsdienstes stehen zwei Kamerawagen, ein Zivilwagen, ein Radarwagen mit zwei Funkgeräten (Anschaffungspreis ca. 70 000 DM), zwei Streifenwagen und drei Funkkräder für die täglichen Einsätze zur Verfügung.“
Zu einem aufsehenerregenden Einsatz kommt es in Grevenbrück: Dort brennt es in der Nacht zum 5. Januar auf einem alten Bauernhof. „Zum Brandherd beordert wurde ein Funkstreifenwagen, der sich in der Gegend des Rhein-Weser-Turms befand. In einer scharfen Linkskurve geriet In der Rüspe der Streifenwagen von der Fahrbahn, überschlug sich, blieb auf dem Dach liegen und brannte völlig aus. Einer der beiden Beamten wurde verletzt.“
In Finnentrop starten 1975 Planungen für die Einrichtung eines Gymnasialzweigs am neuen Schulzentrum. Schon 1976, so Bürgermeister Walter Grauheer und Gemeindedirektor Ernst Vollmer, sollen die ersten Sextaner in Finnentrop eingeschult werden. Sie berufen sich auf erste Pläne von 1965. Bis heute ist in Finnentrop kein Gymnasium vorhanden, erst 50 Jahre später ist nun vorgesehen, die heutige Gesamtschule mit einer gymnasialen Oberstufe zu ergänzen.
Am selben Tag ist zu lesen, dass im letzten Quartal von 1974 immerhin zwei Patente, sechs Gebrauchsmuster und zehn Offenlegungen beim Deutschen Patentamt aus dem Kreis Olpe angemeldet wurden. Das eine Patent ist eine Steuervorrichtung für den Vor- und Rücklauf von Rammbohrgeräten der Firma Tracto-Technik Paul Schmidt aus Lennestadt, das andere ein Kippsauger zum Anheben von Gegenständen mit flacher Oberfläche, erfunden von Hilmar Vits aus Leichlingen. Welche Beziehung dieser in den Kreis Olpe hat, geht aus dem Bericht nicht hervor. Als weitere Erfindungen werden unter anderem eine Munddusche von Manfred Leusmann aus Attendorn, ein Leinenspanner für Wäscheleinen und Zeltspannleinen von Joseph Nolte aus Olpe, eine Feinverstellung für Bandkanten-Abtastgeräte der EMG Wendenerhütte oder eine Spannkanne zum Transport von Zwischenprodukten bei der Fertigung von Kunstfasern vom Apparatebau Rothemühle, Brandt und Kritzler, genannt.
Über ein geplantes neues Wahrzeichen der Stadt Olpe wird die Leserschaft am 8. Januar informiert: eine Leuchtfontäne im Vorstaubecken des Biggesees, „deren Mittelstrahl ein Wasser-Luft-Gemisch 16 Meter hoch schießt und von vier Nebenstrahlern mit 11 Meter Höhe flankiert wird“. Über abnehmende Schülerzahlen in Drolshagen informiert die WP am 10. Januar. „Sieben Schulen an der Zahl, so berichteten Bürgermeister Heinz Theile-Ochel und Stadtdirektor Hermann Schmelzer in einem Gespräch mit der WESTFALENPOST, mussten im Zuge der Schulreform seit 1966 im Stadtbereich Drolshagen bereits aufgelöst werden: Wegeringhausen, Benolpe, Iseringhausen, Berlinghausen, Germinghausen, Dumicke und Öhringhausen.“ Sie gingen damals davon aus, dass auch die Grundschulen Bleche und Schreibershof aufgegeben werden müssten, hatten damit aber nur zum Teil recht: Der Schulstandort Schreibershof ist bis heute lebendig. Die freiwerdenden Räume wollte die Stadt seinerzeit durch die Gründung einer eigenen Realschule nutzen, ein Plan, der nie umgesetzt wurde.
Heute längst vergessen: Ängste der Menschen im Kirchhundemer Land vor einer Umsiedlung. In einer CDU-Versammlung, so wird am 12. Januar berichtet, informierte Bürgermeister Karl-Josef Luster-Haggeney über die geplante Hundemtalsperre, deren Pläne vor 50 Jahren schon so weit gediehen waren, dass es hieß: „Schon jetzt steht fest, daß die Ortschaft Selbecke ganz verlegt werden muß. Wieweit der Wasserspiegel an Marmecke herankommen wird, kann noch nicht endgültig gesagt werden.“ Inzwischen sind die Pläne längst beerdigt und weitgehend vergessen. In Bilstein laufen die Vorbereitungen der 750-Jahr-Feier, unter anderem mit dem Bau eines großen Modells der Burg. Doch der Antrag aus der CDU, zusätzlich zu einem Zuschuss von 50.000 DM der Stadt auch noch für 10.000 DM Bilder der Lennestädter Maler Steinhoff, Bicher und Brörmann zu kaufen, scheitert.
In Olpe verzögern „Probleme bei der Filter-Gummierung“ die Fertigstellung des neuen Hallenbads. Proteste insbesondere in Rehringhausen rufen indes Pläne hervor, die neue Kreismülldeponie zwischen Fahlenscheid und Rehringhausen im Gelände „Markhagen“ zu errichten. In einem Bericht heißt es von einer Versammlung im Dorf: „Mit ungläubigem Gelächter quittierte die Versammlung die Bemerkung des Leitenden Baudirektors Bergander von der Kreisverwaltung, daß es an dieser Mülldeponie Geruchsbelästigung und Rattenplage nicht geben werde.“
Am 16. Januar erfährt die Leserschaft von der Verurteilung eines 26-jährigen Attendorner Maschinenschlossers, der Mitglied der dortigen „Liga gegen den Imperialismus“ war und bei einer Demonstration auf dem Alten Markt wegen Widerstands gegen Volltreckungsbeamte in Tateinheit mit Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 750 DM verurteilt worden war. Am 18. Januar ist zu lesen, dass ein Grevenbrücker Textilkaufmann einen mit Pistole bewaffneten Räuber die Treppe hinunterwirft, anstatt ihm wie gefordert Geld auszuhändigen. „Der Räuber verlor dabei seinen grau-melierten Filzhut (Marke „Meridan“, Größe 55 mit dunkelbraunem, hellbraun gestreiftem Band) und flüchtete.“
Die Kreisstadt Olpe plant, so erfährt die Leserschaft am selben Tag, einen „neuen Stadtteil für 520 Bewohner“ am Kimicker Berg: Für das Areal zwischen Johann-Hatzfeld-Straße und Landeskrankenhaus sollen in 185 Wohnungseinheiten rund 520 Menschen Quartier finden können. Das Landeskrankenhaus wurde nie realisiert, hier befindet sich heute das Förderschulzentrum des Landschaftsverbands. Wenig rosig waren die Zukunftsaussichten für das Wahrzeichen des Kreises Olpe vor einem halben Jahrhundert: In den Aussichtsturm auf der Hohen Bracht muss investiert werden, und gegenüber dem „umfassenden Ausbau einschließlich moderner Gastronomie“ für 800.000 DM wird auch der „völlige Abbruch“ für nur 40.000 DM ernsthaft diskutiert. „Versuche, andere Interessenten (z. B. Brauereien) zu gewinnen, sind fehlgeschlagen. ,Nicht einmal geschenkt‘, (Oberkreisdirektor Dr. Grünewald) findet das 50 Jahre alte Bauwerk einen Abnehmer.“
- Warum Telefon-Vorwahlen ein Relikt sind
- Sie starb für ihre Liebe zu einem Juden
- Was den Biggesee so besonders macht
Und an der Olper St.-Franziskus-Schule, einem privaten Gymnasium der Olper Franziskanerinnen, endet eine Ära: „Im Rahmen einer Elternberatung gab Oberstudiendirektorin Schwester Ruth, Leiterin der St.-Franziskus-Schule Olpe, jüngst bekannt, daß mit Beginn des neuen Schuljahres 1975/76 die Franziskus-Schule erstmals ihre Tore auch für Jungen öffnet.“ Das Schlagwort hieß „Koedukation“. Indes fühlt man sich fast in heutige Zeiten versetzt, was das letzte Thema des Januar 1975 angeht: „Mit der Situation des Antonius-Krankenhauses in Heggen befaßt sich der FDP-Landtagskandidat im Wahlkreis Olpe, Dr. Otto Röpke, in einem Schreiben an den Finnentroper Gemeindedirektor Ernst Vollmer. Nach Mitteilung von Dr. Röpke hat sich die FDP-Landtagsfraktion kürzlich allgemein mit dem Problemkreis ,kleine Krankenhäuser im ländlichen Raum‘ befasst und fordert eine „flexible Handhabung der Auslauffristen für Krankenhäuser, die nicht in den Bedarfsplan aufgenommen werden. Die FDP-Fraktion möchte, auch im Interesse einer ausreichenden ärztlichen Versorgung, die Träger von kleinen Krankenhäusern ermuntern, ihren Krankenhausbetrieb auf Nachsorge- oder Praxiskliniken, Altenheime oder ähnliches umzustellen.“