Olpe/Attendorn. Der Stausee im Biggetal ist ein echtes Juwel und bietet weit mehr als nur Wasser. Einige einzigartige Eigenschaften machen ihn so besonders.

Ob zum Camping, zum Schwimmen, am Strand liegen, zum Angeln oder Wandern – der Biggesee im Kreis Olpe ist über die Grenzen des Sauerlands hinaus ein beliebtes Ausflugsziel für Naturliebhaber. Doch nicht nur seine Beliebtheit als Urlaubsziel macht den Biggesee so außergewöhnlich: Diese sieben spannenden Fakten zeigen, warum der Biggesee etwas Besonderes ist.

  • Gebaut wurde die Biggetalsperre von 1956 bis 1965. Es war seinerzeit die größte Baustelle der alten Bundesrepublik. Bauherrin war der Ruhrtalsperrenverein, der heute als Ruhrverband weiterhin Betreiberin des Stausees ist.
  • Für den Bau wurde eigens das „Biggetalsperrengesetz“ erlassen: Die Stadtwerke hatten im Versorgungsgebiet von jedem Wasserbezieher anfänglich 1,2 Pfennig je Kubikmeter bezogenen Wassers als sogenannten „Biggepfennig“ einzuziehen. Bis 2009 wurde dies praktiziert, zuletzt entsprach der „Biggepfennig“ 1,79 Cent pro Kubikmeter.
  • Die Baukosten der Biggetalsperre betrugen umgerechnet 250 Millionen Euro.
  • Der Pegelstand liegt bei (Stand 24. September) 300,58 Meter über Normalnull. Weitere Infos zur Stauanlage Biggetalsperre finden Sie hier.

Üblicherweise herrscht zwischen den beiden Städten Olpe und Attendorn ein gesunder Wettbewerb. Der „Kattfiller“ gönnt dem „Pannenklöpper“ nicht das Schwarze unterm Fingernagel – und umgekehrt genauso, könnte man zumindest dann meinen, wenn man die Reden zu Schützenfesten oder Karnevalsfeiern verfolgt. Aber es gibt eines, was beide Städte eint: die Bigge. Denn Olpe wie Attendorn sind direkte Anlieger und auch größte Nutznießer dieses Gewässers, das beide Städte durchfließt und das genau zwischen beiden Städten zum riesigen, die ganze Region prägenden Biggesee gefangen wird. Dieses künstlich angelegte Gewässer genießt einen immensen Bekanntheitsgrad und dürfte wohl die Lokalität sein, die bundesweit in einem Atemzug mit „Sauerland“ genannt wird. Ihre Quelle hat der namensgebende Biggefluss übrigens in der Gemeinde Wenden: Oberhalb von Römershagen entspringt das hier noch winzige Gewässer, das, bevor es die Dimensionen eines kleinen Flusses annimmt, zunächst Nordrhein-Westfalen verlässt und eine Schleife durch das Wildenburger Land und damit Rheinland-Pfalz zieht, bevor es bei Heid wieder zurück in den Kreis Olpe fließt.

Sinn und Zweck des gigantischen Bauvorhabens war, Rohwasser zu speichern, um im Ruhrgebiet eine gleichmäßige Wassermenge des namensgebenden Flusses Ruhr zu sichern. Angenehmer Nebeneffekt: Ein Wasserkraftwerk unterhalb des Hauptdamms erzeugt rund 22 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr.

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1. Biggesee in Olpe und Attendorn: zweitgrößter Stausee in NRW

Der Biggesee ist einer der größten Stauseen Deutschlands, von seinem Stauvolumen der zweitgrößte von Nordrhein-Westfalen. 1965 eingestaut, umfasst der Biggesee bei Vollstau 171,7 Millionen Kubikmeter – anders geschrieben: 171.000.000.000 Liter Wasser. Aktuell (Stand 24. September) ist er mit 130,610 Millionen Kubikmetern gefüllt.

2. Biggesee in Olpe und Attendorn: Zwei Stauseen in einem

Blick auf die Listersperrmauer, die heute auf der ehemaligen „Luftseite“ zu zwei Dritteln im Wasser des Biggesees steht.
Blick auf die Listersperrmauer, die heute auf der ehemaligen „Luftseite“ zu zwei Dritteln im Wasser des Biggesees steht. © Unbekannt | Archivfoto

Einmalig am Biggesee ist die Tatsache, dass zu ihm ein kompletter zweiter Stausee gehört: Zwischen 1909 und 1912 erbaut, war die Listertalsperre früher eine komplett eigenständige Talsperre, sogar mit eigener Personenschifffahrt. Die gewaltige Sperrmauer nach dem Prinzip des Bauingenieurs Otto Intze wurde durch den Bau des Biggesees zu einem seiner Vorstaubecken. Die Staumauer, einst talseitig frei, steht nun komplett im Wasser als trennendes Element zwischen Bigge- und Listersee.

3. Biggesee in Olpe und Attendorn: Zwei besondere Brücken führen hinüber

Eine der beiden Doppelstockbrücken, die Straße und Schiene auf zwei Etagen über den Biggesee führen.
Eine der beiden Doppelstockbrücken, die Straße und Schiene auf zwei Etagen über den Biggesee führen. © Unbekannt | Archivbild: Stefan Reinke

Als der Biggesee entstand, musste die Bahnlinie Olpe-Attendorn verlegt werden, die vorher durch das Tal verlief. Die damalige Deutsche Bundesbahn ließ dazu drei Tunnel graben. Als architektonische Besonderheit entstanden dazu zwei Doppelstock-Brücken, eine über das Lister-, eine über das Dumicketal: Auf der unteren Etage verkehrt die Bahn, auf der oberen verläuft die Landesstraße 512.

4. Biggesee in Olpe und Attendorn: Zwei Schiffe tragen die Gäste über das Wasser

Ein Blick von der „Westfalen“ auf das Motorschiff „Bigge“.
Ein Blick von der „Westfalen“ auf das Motorschiff „Bigge“. © Unbekannt | Britta Prasse

Einst waren es vier Schiffe, welche die „Weiße Flotte“ auf dem Biggesee bildeten. Auf dem Hauptsee waren drei Passagierschiffe im Einsatz, auf dem Obersee Olpe fuhr ein Grachtenboot. Dieses wurde, ebenso wie das kleinste der drei Hauptsee-Schiffe, verkauft. Allerdings bieten die Motorschiffe „Westfalen“ und „Bigge“ nach diversen Umbauten inzwischen mehr Platz als früher alle vier Schiffe zusammen. Eine Besonderheit: Inzwischen fahren beide Schiffe mit Elektroantrieb, die Dieselaggregate wurden mithilfe einer Landesförderung aufs Altenteil geschickt.

5. Biggesee in Olpe und Attendorn: Die Nixe auf der Insel

Die Betonskulptur Attania, die „gute Nixe vom Biggesee“ auf der Gilberginsel, ist ein Jubiläumsgeschenk der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem.
Die Betonskulptur Attania, die „gute Nixe vom Biggesee“ auf der Gilberginsel, ist ein Jubiläumsgeschenk der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem. © Unbekannt | Archivfoto

Einst war der Gilberg einer der vielen ganz normalen Berge, angeblich sind es ihrer genau 1000 im Sauerland. Durch den Einstau des Biggesees wurde der Berg jedoch komplett vom Wasser umspült, sein Gipfel ist nun die Gilberginsel. Hier ist das Betreten streng verboten, weil die ganze Insel wie auch die benachbarte Uferregion ein Naturschutzgebiet bildet und daher auch als Vogelinsel bekannt ist. Das hält aber viele Schwimmer nicht davon ab, trotz drohender Bußgelder das Ufer anzusteuern und sich dort in die Sonne zu legen.

6. Biggesee in Olpe und Attendorn: Die versunkenen Dörfer

Rund 2550 Menschen verloren durch den Bau des Bigge- und des Listersees ihre Heimat. Im Vorstaubecken Olpe wurden die Ortschaften Ronnewinkel, Hessenhammer, Kirchesohl, Eichhagen und Stade vom damaligen Ruhrtalsperrenverein, dem Vorgänger des heutigen Ruhrverbands, gekauft und niedergebrannt oder abgebrochen. In der Listertalsperre versanken die Örtchen Alte und Neue Weuste, und im Hauptsee lagen Niederstenhammer, Schneppenohl, Hanemicke, Hohen Hagen, Welkenohl, Howald, Kessenhammer Mühle, Sondern, Bruchwalze, Imminghausen, Dumicketal, Listernohl, Klinke, Ackerschott, Maiwormshammer, Langenohl und die Waldenburger Kapelle, die allerdings in unmittelbarer Nähe des Sees wiederaufgebaut wurde und bis heute ein beliebtes Pilgerziel ist. Neu gebaut und von Talbewohnern bezogen wurden die heutigen Dörfer Neu-Listernohl, Sondern/Hanemicke und Eichhagen. Dass nur Neu-Listernohl den Zusatz „Neu“ hat, liegt daran, dass Alt- und Neu-Listernohl als einzige der Dörfer nebeneinander existierten: Die Listernohler wohnten schon in Neu-Listernohl, und Alt-Listernohl wurde als Wohnstätte für Bauarbeiter genutzt. Daher erhielt das neue Dorf den Namenszusatz, damit die Post die Dörfer unterscheiden konnte.

7. Biggesee in Olpe und Attendorn: Der einzige Seebahnhof in NRW

Im neu gebauten Ort Sondern wurde der einzige Seebahnhof von Nordrhein-Westfalen errichtet. Er ist zwar eisenbahntechnisch inzwischen kein Bahnhof mehr: Früher waren hier Zugkreuzungen möglich, doch Überholgleis und Weichen wurden von der Deutschen Bahn inzwischen entfernt. Aber der verbliebene Haltepunkt ermöglicht einen Umstieg von der Regionalbahn 92, die als „Biggesee-Express“ bezeichnet wird, in die wenige Meter entfernte Zustiegsstelle der Personenschifffahrt.