Kreis Olpe. Der Kreis Olpe hat weniger Einwohner als alle anderen Kreise in NRW. Doch nicht nur das macht ihn aus. Hier sind sieben besondere Eigenschaften.

Seit 1819 gibt es den Kreis Olpe, zwei Jahre lang war es zuvor der „Bilsteiner Kreis“, und seine heutigen Grenzen hat er seit genau 50 Jahren. Er ist einer von 30 Kreisen in Nordrhein-Westfalen, aber es gibt einige Besonderheiten, die ihn hervorheben.

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So ist der Kreis Olpe seit 1969 der kleinste Kreis in Nordrhein-Westfalen: Rund 135.000 Einwohnerinnen und Einwohner wirken verschwindend gering gegenüber dem Kreis Wesel (467.000) oder dem Rhein-Sieg-Kreis (611.000). Dennoch gibt es eine einzige Gebietskörperschaft, die noch kleiner als der Kreis Olpe ist: die Stadt Bottrop mit nur 119.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, die aber eben eine der 22 kreisfreien Städte und kein Kreis ist.

Der Kreis Olpe hat aber siebenmal mehr Fläche (712 Quadratkilometer), was bedeutet, dass hier gerade 189 Menschen pro Quadratkilometer gemeldet sind. Noch dünner besiedelt als der Kreis Olpe sind die Kreise Euskirchen (160), der Hochsauerlandkreis (134) und der Kreis Höxter (118 Einwohner pro Quadratkilometer). Flächenmäßig ist der Kreis Olpe jedoch keineswegs der kleinste Kreis in Nordrhein-Westfalen; der Ennepe-Ruhr-Kreis, der Kreis Heinsberg, der Kreis Herford, der Kreis Mettmann, der Rhein-Erft-Kreis (Bergheim), der Rheinisch-Bergische Kreis (Bergisch Gladbach), der Rhein-Kreis Neuss und die Kreise Unna und Viersen sind flächenkleiner als der Kreis Olpe. Größter der NRW-Kreise ist übrigens Recklinghausen mit 620.000 Menschen, größte Gebietskörperschaft die kreisfreie Stadt Köln mit etwas über 1 Million Einwohnerinnen und Einwohnern. Die größte Fläche hat der Hochsauerlandkreis mit stolzen 1960 Quadratkilometern.

Ämter sind Geschichte

Für manche älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger gibt es sie noch: die Ämter, die bis 1969 im Kreis Olpe eine Zwischenebene zwischen Kreis und Gemeinden waren. Gehen sie doch bis heute „aufs Amt“, wenn beispielsweise der Personalausweis beantragt werden muss. Doch offiziell sind diese Geschichte. Von den 1840er-Jahren bis 1969 teilte sich der Kreis in das Amt Attendorn mit den Landgemeinden Attendorn und Helden, das Amt Bilstein mit Elspe, Förde, Kirchveischede und Rahrbach, Drolshagen mit Stadt und Landgemeinde, Kirchhundem mit Heinsberg, Kirchhundem, Kohlhagen, Lenne, Oberhundem und Saalhausen, Olpe mit Stadt Olpe und den Gemeinden Olpe-Land, Kleusheim und Rhode sowie dem Amt Wenden mit den Gemeinden Wenden und Römershagen. Zumindest im Gebiet unverändert wurde nur Wenden: Hier ist die heutige Gemeinde deckungsgleich mit dem alten Amt.

Eine weitere Besonderheit: Obwohl der katholisch geprägte Kreis Olpe ganz eindeutig zum Sauerland gehört, teilt er vieles mit dem „evangelischen“ Siegen-Wittgenstein. Über die einstige Grenze des „kölschen Hecks“ hinweg verbinden OE und SI (bzw. BLB) unter anderem die Tatsache, dass sie einen gemeinsamen Landgerichtsbezirk bilden, ebenso ist das Arbeitsgericht Siegen auch für den gesamten Kreis Olpe da, weiterhin die Industrie- und Handelskammer Siegen. Auch betreut die Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd beide Kreise, und auch die allermeisten Gewerkschaften und Innungen umfassen inzwischen beide Kreise.

Ausnahme: Die IG Metall gibt es als eigenen Kreisverband in Olpe, und von den Innungen sind noch die für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik, Elektrotechnik und Sanitär/Heizung/Klima/Klempnertechnik echte „Olper“ Einrichtungen. Die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd wurden ursprünglich von der Siegener Kreisbahn und dem Kraftverkehr Olpe gegründet und kümmern sich bis heute um den Busverkehr in beiden Kreisen. Warum die Menschen im Kreis Olpe für die Siegerländer die „Kölschen“ sind? Dies rührt von der langen Zugehörigkeit des Kreises Olpe zum Kurfürstentum Köln her.

Neben dem Biggesee das größte touristische Pfund des Kreises: die Attahöhle, eine unterirdische Wunderwelt.
Neben dem Biggesee das größte touristische Pfund des Kreises: die Attahöhle, eine unterirdische Wunderwelt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Fest in „Sauerländer Hand“ sind hingegen die Schützen im Kreis Olpe, wenn es um das Feiern geht: Denn die sind im Sauerländer Schützenbund zu Hause, zusammen mit den Kreisschützenbünden Arnsberg, Brilon, Iserlohn, Lippstadt, Meschede und Soest. Wenn das sportliche Schießen gemeint ist, dann ist man wiederum im Westfälischen Schützenbund, und hier bilden Olpe und Siegen einen gemeinsamen Bezirk.

Vogelschießen Olpe Schützenfest
Beim Schützenwesen ist der Kreis Olpe zweigleisig unterwegs: was das Brauchtum angeht, im Sauerländer Schützenbund, beim sportlichen Schießen im Westfälischen Schützenbund. Hier die Königsproklamation in Olpe. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Der Kreis Olpe hat eine Landesgrenze: Die Gemeinde Wenden im Süden des Kreises stößt bei Römershagen an den Landkreis Altenkirchen, der zu Rheinland-Pfalz gehört. Die übrigen Nachbarn Oberbergischer Kreis (GM), Märkischer Kreis, Hochsauerlandkreis und Siegen-Wittgenstein gehören sämtlich wie Olpe zu Nordrhein-Westfalen.

Viele Jahre lang war Olpe zwar Kreisstadt und Namensgeberin des ganzen Kreises, nicht aber größte Kommune: Dieser Status oblag stets der Stadt Lennestadt, die auch die erste Kommune im Kreis war, die die für manchen Zuschuss nötige Messzahl von 25.000 Einwohnern durchbrach. Doch das ist seit der jüngsten Volkszählung anders: Denn nun hat hier die Stadt Olpe die Nase vorn. 24.651 Einwohnerinnen und Einwohner in Olpe liegen vor Lennestadt mit 24.423. Allerdings sind die Zensus-Zahlen umstritten, die Einwohnermeldeämter der Städte und Gemeinden haben sämtlich höhere Zahlen in ihren Computern, und diesen zufolge wäre weiterhin Lennestadt die Nummer eins.

Das Wahrzeichen des Kreises: der Aussichtsturm auf der Hohen Bracht zwischen Bilstein und Altenhundem.
Das Wahrzeichen des Kreises: der Aussichtsturm auf der Hohen Bracht zwischen Bilstein und Altenhundem. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Der höchste Punkt des Kreises Olpe ist der Härdler im Bereich der Stadt Lennestadt, er misst 756 Meter über Normal-Null. Doch der weitaus bekannteste Berg im Kreis Olpe ist die Hohe Bracht, obwohl sie nur 588 Meter hoch reicht. Ihre Bekanntheit ist dem Wahrzeichen des Kreises Olpe geschuldet, das auf dem Berg steht: der gleichnamige Aussichtsturm, der 1930 eingeweiht wurde und aus 36 Metern Höhe einen einmaligen Ausblick über das „Land der 1000 Berge“ ermöglicht. Der niedrigste Punkt des Kreises liegt bei Rönkhausen und wird mit 224 Meter über NN angegeben, 532 Meter niedriger als der Härdler.

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Das wohl bekannteste Bauwerk des Kreises ist die Biggetalsperre, die bei Attendorn den Biggefluss zum Stausee macht. Sie ist eine der größten Talsperren Deutschlands und spielt eine wichtige Rolle für die Wasserversorgung des Ruhrgebiets. Übrigens durchfließt die bei Römershagen entspringende Bigge kurz nach ihrer Quelle zunächst in einer weiten Schleife rheinland-pfälzisches Gebiet, bevor sie zurück in den Kreis Olpe fließt und schließlich den Biggesee speist. Anders als der Biggesee, ist die Attahöhle in Attendorn, zweiter touristischer Höhepunkt, natürlichen Ursprungs. Die riesige Tropfsteinhöhle zieht seit ihrer Entdeckung im Jahr 1907 jährlich Tausende von Besuchern an, die die unterirdische Wunderwelt bestaunen. Sie gilt als eine der meistbesuchten Schauhöhlen in ganz Deutschland.