Kreis Olpe. Umfangreichste Jagdstrecke beim Rehwild vermeldet. Ebenfalls auf hohem Niveau: die Zahl erjagter Wildschweine. Das hat aber eine ganz andere Ursache.
Nach der Jagd wird die Strecke gelegt. Das ist alter Brauch und hat viel mit Tradition zu tun. So legen die Jäger ihre Beute dabei üblicherweise auf die rechte Körperseite: Dies soll nach alter Überlieferung verhindern, dass „Erddämonen“ ins Wild eindringen. Dieselbe Bezeichnung hat auch die Statistik, die jährlich vorgelegt wird und die in der jüngsten Sitzung des Beirats der Unteren Jagdbehörde präsentiert wurde. Hier geht es um nüchterne Zahlen, und Kreisjagdberater Dr. Alfred Holthoff hob hervor, dass diese in einigen Bereichen aus der Reihe fallen. So ist die Jagdstrecke beim Rehwild das bisherige Allzeithoch dessen, was im Kreis Olpe erlegt wurde: 4793 Rehe wurden geschossen, was einem Plus von 9 Prozent entspreche. Holthoff erklärt dieses „Allzeithoch“ mit der Erkenntnis, dass der Rehbestand niedriger gehalten werden müsse angesichts der Notwendigkeit der Pflanzaktivitäten von Förstern und Waldbesitzern. Denn hoher Rehbestand sorgt dafür, dass die Tiere das fressen, was für viel Geld in den Boden kommt, um die abgestorbenen Wälder nach Käferplage und Trockenheit wieder grün werden zu lassen.
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Auch beim Schwarzwild, wie die Wildschweine in Jägersprache heißen, gab es hohe Abschusszahlen: 2027 Tiere wurden geschossen, dies sei zwar nicht die höchste Zahl der Statistik, aber im Vergleich zu den Vorjahren ein deutliches Plus. Zum Vergleich: Im Vorjahr erlegten Jägerinnen und Jäger im Kreis Olpe nur rund 1100 Keiler, Bachen und Frischlinge. Dies entspreche einer landesweiten Tendenz, so Dr. Holthoff: Dies liege an einer „extremen Mast“, also sehr starken Ernten etwa von Eicheln oder Bucheckern, Früchten, die zur Leibspeise der Schwarzkittel gehören. „Die Zuwachsvoraussetzungen sind exzellent“, so der Kreisjagdberater, und angesichts der drohenden Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest sei auch hier eine hohe Jagdstrecke erwünscht.
Im Vergleich dazu fast verschwindend die Zahlen der im Kreis Olpe erlegten Hirsche, die hier, anders als in Siegerland und Wittgenstein, aber auch nur ein gelegentlicher Gast sind. 14 wurden erlegt, davon drei Hirschkühe und elf männliche Tiere. Eine Hirschkuh wurde als Fallwild registriert, also verendet gefunden. Ungewöhnliche Jagdbeute: ein Sikahirsch. „Der war aus dem Gatter ausgebüchst“, weiß Dr. Alfred Holthoff: „Da war irgendetwas auf den Zaun gefallen, die Tiere waren entkommen. Drei hat der Eigentümer wieder einfangen können, aber ein Tier musste erlegt werden.“ Die aus Asien stammenden Tiere werden, ähnlich wie Damwild, eigentlich in Gattern gehalten und sind in den heimischen Wäldern nicht beheimatet. Bei besagtem Damwild gab es 16 Abschüsse und sechs, die als Fallwild gefunden wurden. Hier handelt es sich um Tiere, die aus Gattern entkommen sind und sich in Teilen des Kreisgebiets angesiedelt haben. 51 Mufflons wurden geschossen, sieben als Fallwild registriert. Die Wildschafe kommen nur in Teilen des Kreisgebiets vor, vorwiegend sind die scheuen Hornträger im Raum Kirchhundem, auf der Einsiedelei, in Bilstein sowie Hünsborn anzutreffen.
Obwohl kein Jäger sie schießt, ist auch die Wildkatze auf der Jagdstrecke aufgeführt. Zwei Tiere wurden überfahren – laut Dr. Holthoff bedauerlich, aber letztlich „ein gutes Zeichen, denn das zeigt: Die Wildkatze ist wieder da.“ Vor 15 Jahren sei es eine Sensation gewesen, als ein Exemplar im Wendener Land mehr zufällig gefangen worden sei; erst im Tierheim habe sich geklärt, dass es keine wilde Hauskatze, sondern eben die hier fast ausgestorbene Wildkatze war. „Das ist wildbiologisch eine sehr erfreuliche Entwicklung“, erklärte Dr. Holthoff.
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Bei den Füchsen entspricht die Jagdstrecke von rund 1100 Tieren dem üblichen Jahresschnitt. Steigend die Zahl der gejagten Waschbären: 116 der klugen, aber in vielen Bereichen schädlichen Kleinbären wurden von Jägern erlegt. Und ein Tier spielt eine besondere Rolle auf der Jagdstrecke: der Kormoran, dessen Bejagung nicht unter das Jagdrecht fällt, sondern für den eine eigene Verordnung erlassen wurde, denn der Wasservogel ist in der Lage, Fischbestände aus Fließgewässern, Seen und Teichen auszumerzen. 39 der Vögel wurden erschossen, ein Tier tot gefunden.
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Marlon Ohms ist nicht nur Leiter des Forstamts Kurkölnisches Sauerland in Olpe, sondern auch zuständig für die Planung des Abschussplans für das Damwild. Hier gibt es seit einigen Jahren ein Problem, sind doch Siegerländer Reviere aus der gemeinsamen Planung für das Damwild-Verbreitungsgebiet Olpe-Freudenberg ausgestiegen. Laut Ohms laufen die Bemühungen weiter, die abtrünnigen Reviere zurückzugewinnen, hält sich das Wild schließlich nicht an Kreis- oder Gemeindegrenzen, daher, so Ohms, „sind wir da noch in einem Prozess, um die Reviere aus dem Siegerland wieder aktivieren zu können, verbunden mit dem Wunsch und der Hoffnung, das auf bessere Grundlage zu stellen.“