Griesemert. Beim „WP-Mobil“-Treff auf der Griesemert begeistert die Anwohner ein ganz spezieller Ort. Hier spielt sich ein einmaliges Naturschauspiel ab.
Der Kaminofen bullert, rund 25 Menschen haben sich an den Tischen im Dorfhaus von Griesemert versammelt. Sie sind dort zusammengekommen, wo vor zehn Jahren ein Treffpunkt geschaffen wurde, durch den nach der Einschätzung von Jörg Feldmann die Zukunft der Dorfgemeinschaften von Griesemert, Waukemicke, Möllendick, Siedenstein und Hof Siele gesichert wurde. „Das Dorfhaus hier ist ein Glücksfall für uns. Hier kommen alle Generationen zusammen, hier wird gefeiert. Ereignisse wie das Patronatsfest fänden ohne das Dorfhaus nicht mehr statt.“ Die übrigen Teilnehmer der jüngsten Station des „WP-Mobils“ nicken: Auch sie schätzen ihr Dorfhaus, und auch Tina Sondermann und Thomas Bruse gehören zu den Unterstützern, und das, obwohl sie zwei der drei gastronomischen Betriebe vertreten, die im Ortsvorsteherbezirk von Tobias Stahl mit großem Erfolg betrieben werden. Stahl ist überzeugt: „Wir nehmen mit dem Dorfhaus keinem der drei etwas weg.“ Das bekräftigt Thomas Bruse, dessen Ehefrau Katja Bruse-Albus Chefin des Hauses Albus ist. Alle zwei Monate ist die Dorfgemeinschaft mit ihren turnusmäßigen Dorfstammtischen dort, im Haus Möllendiek oder in der Alten Meierey Schwarz zu Gast, um sich auszutauschen und Probleme zu besprechen.
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Das ist wohl eines der Geheimrezepte, die dafür sorgen, dass sich die Menschen in den kleinen Orten rund um Griesemert so wohlfühlen. Zaklina Marjanovic lebt dort seit sechs Jahren, erst in Griesemert, nun in Waukemicke: „Hier gibt es wunderbare Menschen, die Neubürger in ihre Gemeinschaft aufnehmen und dafür sorgen, dass hier tolle Veranstaltungen stattfinden.“ Veronika Knies-Klocke: „Ich bin erst mit sehr großer Skepsis nach Waukemicke gezogen. Eigentlich bin ich ein Großstadtkind, Olpe war für mich schon ein Kompromiss. Aber inzwischen habe ich festgestellt, dass man hier sehr gut leben kann“, freut sie sich über ihre damalige Entscheidung. Und auch Thomas Bruse kommt ins Schwärmen: „Man wohnt hier praktisch mitten in der Natur, und trotzdem ist man schnell überall.“ Für ihn sei Waukemicke und seine Umgebung ein regelrechtes Naherholungsgebiet, erklärt Fritz Klocke, der vor rund 20 Jahren ein altes Haus in Waukemicke gekauft und saniert hat. Insbesondere der Rundwanderweg, der durch Waukemicke und Griesemert über den Gerstenhagen und entlang der Bieke am Haus Möllendiek vorbeiführt, sei auch für viele Olper ein beliebter, weil steigungsarmer Naturspaziergang. Er habe sein Herz an einen für ihn ganz besonderen Ort verloren: die Waldkante auf der Anhöhe, von der man von der Jungfernhöh aus auf Olpe und Lütringhausen herabblickt. Hier sei abends buchstäblich zu erleben, wie die erhitzte Stadtluft abziehe, Vögel den vom Aufwind mitgezogenen Insekten hinterherjagten. „Dieser Bereich hat eine ganz hohe Naturintensität“, erzählt Klocke. Die dort vorhandenen Ruhebänke seien im Sommer oft so gut besucht, dass man sich einen Klappstuhl mitbringen müsse. „Das ist wirklich Naherholung, und wir hoffen, dass das so bleibt.“
Für Thomas Bruse ist in Griesemert und Umland das Wort „Work-Life-Balance“ mehr als nur erfüllt. Ole Janson ist von Siegen nach Waukemicke gezogen: „Ich fühle mich total gut aufgenommen. Nach einem heißen Tag im Büro brauche ich mit dem Fahrrad genau 2,8 Kilometer bis zur Badestelle im Biggesee. Auf den Weiden stehen Kühe mit ihren Kälbern, man kann sich hier einfach wohlfühlen. Das Leben fühlt sich hier einfach richtig an.“ Und auch der Weg zum riesigen Bikepark auf dem Fahlenscheid sei mit dem Fahrrad leicht zu erreichen. Für Outdoor-Freizeitaktivitäten sei so jederzeit gesorgt.
Klar gibt es auch Probleme. Etwa die mangelnde Anbindung ans schnelle Internet. Norbert Grobbel ist Geschäftsführer des Dorfvereins, der seit 2006 die Interessen der Bevölkerung gemeinsam mit dem Ortsvorsteher vertritt. Wie anderswo auch, hat die Insolvenz der Firma Soli den sogenannten „Weiße-Flecken-Ausbau“ gestoppt; die Leerrohre liegen zum Teil, aber Glasfaser lässt auf sich warten. Und was insbesondere für Unmut sorgt: Diese Leerrohre wurden zu den Gebäuden verlegt, die eben als „Weiße Flecken“ gelten, also Rand- oder Alleinlagen. Sie wurden an anderen Häusern vorbeigelegt, die aber allesamt nicht mit angeschlossen werden, weil sie eben nicht als „Weißer Fleck“ zählen. Viele Bürger schauen somit bis auf Weiteres in die Röhre, was das schnelle Internet angeht. „Es ist ein leidiges Thema“, fasst Stahl zusammen.
Der Zustand des Gerstenhagens in Verlängerung der Zufahrt zum Dorfhaus sorgt ebenfalls für Sorgen: Tiefe Löcher, Risse und Aufbrüche warten dringend auf Reparaturen. Laut Fritz Klocke ein Problem, weil die Straße so alt ist, dass sie nicht aus Asphalt besteht, sondern aus Teer, der heute nicht mehr verbaut wird und aufwendig entsorgt werden müsste. Ebenfalls Thema: die Lärmbelästigung auf der B 55. Durch die Sperrung der Rahmedetalbrücke habe der Pendelverkehr am Ort vorbei nochmals angezogen. Die Hoffnung, dass sich die Situation langfristig verbessert, ist jedoch groß. Doch das sind nur wenige Punkte, die das Leben in und um die Griesemert trüben. In Dörfern, in denen sich die Bewohner trotz dieser Einschränkungen spürbar wohlfühlen.