Olpe. Schock in der Betriebsversammlung: Stahl-Riese schließt Auslieferungslager. 63 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor dem Aus.

An der schmucklosen weißen Blechwand, die die riesigen Hallen des Stahlhandels Arcelor Mittal in Olpe umschließt, hängen in Richtung der Straße In der Trift große Plakate: Dreifach wirbt der luxemburgisch-britische Konzern hier um Mitarbeiter für seinen Olper Standort. Umso größer muss am Dienstag die Überraschung, ja, der Schock gewesen sein, als die 63 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen einer Betriebsversammlung vom Geschäftsführer der zuständigen Niederlassung Köln erfuhren, dass der komplette Standort in Olpe geschlossen wird. Und das zügig: Ende März, so Informationen unserer Zeitung, sollen die Lichter in den gewaltigen Hallen bereits ausgehen, wo auf rund 16.500 Quadratmetern Hallenfläche im Hochregallager Stahlprofile, -rohre und andere Produkte des zweitgrößten Stahlproduzenten der Welt auf ihre Auslieferung an Kunden in ganz Südwestfalen warten.

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Die Niederlassung in Köln bestätigt die Nachricht: „Der ArcelorMittal Stahlhandel in Deutschland hat am 3. Dezember eine Versammlung für die Mitarbeiter seines Lagerstandorts in Olpe abgehalten. Während der Versammlung wurden die Mitarbeiter über die schwachen Marktbedingungen in der Region Südwestfalen informiert. Der Markt für Stahl- und Metallbau, Blechverarbeitung und Maschinenbau, der von dem Standort in Olpe bedient wird, sieht sich mit einem strukturellen Rückgang der Kundennachfrage konfrontiert.“ Seit 2017 sei dieser Markt um etwa 30 Prozent geschrumpft.

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Darüber hinaus herrsche in diesem Sektor ein intensiver Wettbewerb, wobei Niedrigpreisimporte aus dem außereuropäischen Ausland eine große Herausforderung darstellten. „Daher beabsichtigt ArcelorMittal, den Standort Olpe bis Mitte 2025 zu schließen.“ Das Lager werde bis zur Schließung unverändert weitergeführt, sodass die Kunden weiterhin auf die gesamte Produkt- und Dienstleistungspalette zugreifen könnten. Ein Sozialplan werde derzeit ausgearbeitet, der Konsultationsprozess mit dem Betriebsrat sei im Gange. „Der ArcelorMittal Stahlhandel wird seine Kunden in der Region Südwestfalen auch in Zukunft über das regionale Vertriebsnetz des Konzerns mit der gesamten Produktpalette beliefern“, so Pressesprecher Arne Langner.

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Der heutige Arcelor-Mittal-Standort in Olpe war viele Jahre lang ein Olper Familienunternehmen: „Heller & Köster“ stand auch viele Jahre noch im Namen des Standorts, eine Firma, deren Spuren heute noch an drei Stellen in der Stadt vertreten sind: das Sportfachgeschäft in der Innenstadt, das den traditionellen Namen weiterführt, und der Fachhandel Zweygart, unmittelbar neben Arcelor Mittal, auch hier ist der Name „Heller & Köster“ noch als Untertitel vorhanden. Ein Ladegleis der unmittelbar benachbarten Bahnstrecke Olpe-Betzdorf führte in die Hallen. Nach der Einstellung des Bahnverkehrs erinnerten die Gleise noch viele Jahre an diese Phase, bis sie irgendwann mit Asphalt überdeckt wurden. Was mit den Gebäuden nach der Schließung geschehen wird, dazu äußerte der Konzern sich bisher nicht.

„Das ist eine weitere schlechte Nachricht für unsere Region.“

Peter Weber
Bürgermeister der Stadt Olpe

Den Olper Bürgermeister Peter Weber hat die Nachricht erschüttert: „Das ist eine weitere schlechte Nachricht für unsere Region und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sicherlich ist die Situation nicht zu vergleichen mit der Standortschließung von Thyssenkrupp in Eichen. Doch der Verlust von rund 70 Arbeitsplätzen wiegt für die Betroffenen ebenso schwer und trifft auch die Stadt Olpe.“

Update:
Am Freitag erreichte uns eine Stellungnahme des Betriebsrats. In dieser heißt es: „Als die Geschäftsführung uns als Betriebsrat über die Schließung des Standorts Olpe informierte, war das für uns überraschend. Dass die Lage am Stahlmarkt momentan sehr schwierig ist und die Zahlen in Olpe schon länger leider nicht zufriedenstellend sind, war uns bewusst. Doch das man vorhat, den Standort komplett zu schließen, hat uns hart getroffen.“ Die Belegschaft habe seiner Vertretung ihr vollstes Vertrauen ausgesprochen „und wir als Betriebsrat versprechen, das wir alles für die Kolleginnen und Kollegen tun werden, sei es bei der Ausarbeitung des Sozialplans oder bei der Suche nach einem neuen Job“. Ein rechtlicher Beistand sei engagiert worden, um die Verhandlungen des Interessenausgleichs und des Sozialplans mit der Geschäftsleitung bestmöglich führen zu können. „Wir sind stolz auf jede einzelne Kollegin und jeden einzelnen Kollegen, dass sie trotz der schlechten Nachricht als Belegschaft zusammenhalten und bis zur Schließung des Lagers weiterarbeiten, um unsere Kunden weiterhin beliefern zu können“, schreibt Betriebsratsvorsitzende Nicole Roth.