Attendorn. Ab 2028 können sich die ersten Unternehmen im neuen Industriegebiet Fernholte in Attendorn niederlassen. Was dieser Unternehmer dazu sagt.

Die Liste im Attendorner Rathaus ist lang: Mehr als 100 Firmen haben sich auf einen Bauplatz im neuen Industriegebiet Fernholte im Eckenbachtal beworben. Ihr Flächenwunsch übersteigt die 100-Hektar-Marke. Diesen immensen Bedarf wird die Stadt Attendorn nicht abdecken können, auch nicht nach Fertigstellung des neuen Industriegebiets unweit der Justizvollzugsanstalt, das „nur“ 26,27 Hektar (Netto-Baufläche) groß sein wird. Wie viele der mehr als 100 Unternehmer von besagter Liste tatsächlich ein Grundstück erwerben, wird sich zeigen. Die aktuelle wirtschaftliche Lage, die sich nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA wohl kaum verbessern wird, wird zumindest bei einigen Unternehmern für Zurückhaltung sorgen.

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Bürgermeister Christian Pospischil bleibt dennoch optimistisch. „Trotz der augenblicklichen wirtschaftlichen Schwächephase bin ich überzeugt, dass das Industriegebiet dazu beitragen wird, zusätzliche Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen für unsere Stadt zu generieren. Die Erschließung des Industriegebiets gibt unseren Unternehmen endlich wieder eine Entwicklungsperspektive vor Ort und wird dafür sorgen, dass wir schneller und besser aus der Krise kommen“, betonte der SPD-Politiker aus Ennest jüngst in seiner Haushaltsrede für 2025. Die Gefahr, dass die Stadt ein Industriegebiet bauen lässt, in dem ab 2028 kaum Unternehmen sesshaft werden, sieht auch der Attendorner Unternehmer Arndt G. Kirchhoff (Kirchhoff Automotive) nicht. Die konjunkturelle Lage sei zwar nicht berauschend, „doch solche Phasen gab es immer wieder und deswegen gehen in Deutschland die Lichter nicht aus“, erklärt der Vorsitzende des Aufsichtsrats von Kirchhoff Automotive, der zudem Arbeitgeberpräsident in NRW ist, im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Vor allem seine Heimat Attendorn, „ein Industriestandort mit Tradition“, brauche dringend zusätzliche Gewerbeflächen, sei die Stadt doch hochattraktiv und habe vieles zu bieten, mit Ausnahme von Expansionsflächen für Unternehmer aus Nah und Fern. „Die Erfahrung lehrt uns, dass es extrem wichtig ist, genügend Gewerbeflächen vorzuhalten, um auch Neuansiedlungen zu ermöglichen“, beteuert Kirchhoff und nennt die Industriegebiete in Ennest und Hüppcherhammer (Olpe/Drolshagen) als Erfolgsgeschichten. Der bekannte Unternehmer geht daher auch weiter und macht auf die Notwendigkeit interkommunaler Gewerbegebiete aufmerksam. Mit Blick auf den immensen Bedarf, den Fernholte nicht ansatzweise decken kann, wird auch die Stadt Attendorn um diese Zusammenarbeit nicht umherkommen. Zu einer lose angedachten Zusammenarbeit zwischen den Städten Attendorn, Herscheid und Meinzerhagen auf Meinzerzhagener Gebiet, in unmittelbarer Nähe zur dortigen Autobahnabfahrt, wird es jedoch nicht kommen.

„Die Erfahrung lehrt uns, dass es extrem wichtig ist, genügend Gewerbeflächen vorzuhalten, um auch Neuansiedlungen zu ermöglichen.“

Arndt G. Kirchhoff, Unternehmer aus Attendorn

Kommen wird indes das Industriegebiet Fernholte, wenn auch im Schneckentempo mit Blick auf die extrem lange Planungsphase. „In keinem anderen Land dauert es 20 Jahre, um ein Industriegebiet zu errichten. Da hat die Stadt leider einiges verpasst in den letzten Jahren“, kritisiert Kirchhoff. Bekanntlich dauern die rechtlichen Streitereien bis heute an, konkret geht die Landesgemeinschaft Natur und Umweltschutz im Auftrag der heimischen Initiative zur Erhaltung des Eckenbachtals gegen die Verlegung eines namenlosen Gewässers im Plangebiet vor. Ihre Versuche, auf juristischem Wege das neue Gewerbegebiet zu verhindern, sind bis jetzt aber immer gescheitert. Aktuell steht noch die Frage aus, ob das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster eine erneute Berufung zulässt, nachdem das Verwaltungsgericht in Arnsberg (im Eil- als auch im Hauptverfahren) und das OVG (im Eilverfahren) zugunsten der Stadt bzw. des Kreises als Baugenehmigungsbehörde entschieden hat. Die Stadt hat mittlerweile auch besagte Gewässerverlegung abgeschlossen und wird noch in diesem Jahr rund 300 Bäume entlang des neuen Fließgewässers pflanzen.

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Die kommenden beiden Jahre stehen dann ganz im Zeichen der immensen Erdbau-Arbeiten, die unerlässlich sind, um das hügelige Gelände baureif zu machen. Rund 700.000 Kubikmeter Erde müssen verschoben werden, die Stadt hat unlängst eine europaweite Ausschreibung auf den Markt gebracht und wird noch dieses Jahr die Ausschreibung (Submission) durchführen. Im Frühjahr (ab April) soll dann mit den Arbeiten, die aktuellen Schätzungen zufolge mit rund 17 Millionen Euro zu Buche schlagen, begonnen werden. 2027 schließt sich laut Uwe Waschke, Amtsleiter Bauen und Planen im Rathaus, dann der Kanalbau in den späteren Straßenbereichen, genauso wie der Bau des Regenrückhaltebeckens und die Herstellung der Baustraßen. Insgesamt wird die Stadt mehr als 30 Millionen Euro für ihr neues Industriegebiet in die Hand nehmen. Und nicht nur der Bürgermeister ist zuversichtlich, dass dieses Geld selbst in Zeiten unsicherer Finanzlagen gut investiert ist. Ab 2028 wird sich zeigen, wie viele Unternehmer willig und in der Lage sind, in Fernholte zu expandieren.