Kreis Olpe. Acht Bahnhöfe im Kreis Olpe wurden mit viel Geld zu Mobilstationen aufgerüstet, aber keine einzige ist bisher in Betrieb. Warum ist das so?
Der „Fall“ erinnert ein wenig an die Deutsche Bahn. Die DB baut und baut und trotzdem fahren Züge nicht pünktlich oder gar nicht. Ähnlich ist es mit den neuen Mobilstationen im Kreis Olpe. Sie sind seit Monaten fertig, aber im Betrieb ist noch keine einzige. Im Rahmen der Mobilitätskampagne des NRW-Verkehrsministerium und der Verkehrsunternehmen, Zweckverbände, Verkehrsverbünde und -gemeinschaften werden acht Bahnhöfe im Kreis Olpe und elf in Siegen-Wittgenstein für rund vier Millionen Euro technisch aufgerüstet, um den Bürgern den Umstieg von Pkw zum Rad oder ÖPNV zu versüßen.
Im Kreis Olpe ist der Umbau weitgehend abgeschlossen. So verfügen acht Bahnhöfe jetzt neben Schließfächern über abschließbare Fahrradboxen. Berufspendler, die mit dem Rad zum Bahnhof fahren, könne das Rad darin sicher abstellen und mit dem Zug weiterfahren. Außerdem bekommen alle acht Bahnhöfe große Digitaldisplays, wie man sie aus größeren Städten kennt. Diese zeigen an, wann der nächste Bus kommt bzw. abfährt. In Lennestadt zum Beispiel wurden die Fahrradboxen und die Halterungen für die Displays schon Mitte September fix und fertig montiert, seitdem herrscht Stillstand.
Stefan Wied, Geschäftsführer des Zweckverbands Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS), hat eine Erklärung parat: „Erst, wenn alle fertig sind, werden sie in Betrieb gehen – und zwar alle zusammen, nicht hier und dort mal eine.“ Dass die ersten Bahnhöfe warten müssen, bis die letzten fertig sind, das hänge mit der Förderung zusammen. „Es gibt für alle Stationen einen gemeinsamen Förderantrag mit nur einer Abrechnung und es wird auch nur eine Gesamtabnahme geben. Ich kann nicht für jede Station eine eigene Abnahme machen“, so Wied. Das habe mit der Zweckbindungsfrist zu tun, die dann für jede unterschiedlich wäre. „Das geht nicht“, so der Geschäftsführer.
So wird es noch einige Zeit dauern, bis die Mobilstationen im Kreis Olpe endlich genutzt werden können. Denn im Kreis Siegen-Wittgenstein fehlten noch sechs von elf Bahnhöfen und auch im Kreis Olpe sind die Mobilstationen in Welschen Ennest, Altenhundem, Grevenbrück und Finnentrop noch nicht betriebsbereit, weil der Anschluss an das Stromnetz fehlt. Dafür sei laut Stefan Wied die Westnetz GmbH als Versorger zuständig. Westnetz sei bereits vor fünf Monaten beauftragt worden, so Wied.
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Die Westnetz GmbH teilt dazu auf Anfrage dieser Zeitung mit: „Die Baumaßnahmen an den Bahnhöfen Finnentrop und Altenhundem wurden im April bzw. November dieses Jahres an unser Partnerunternehmen zur Ausführung beauftragt. Die Anschlüsse müssen vom ZWS nur abgerufen werden.“ Für den Anschluss in Grevenbrück (ZOB) sei ein Angebot erstellt und versendet worden. „Leider haben wir darauf bislang keine Rückmeldung erhalten.“ Zur Mobilstation in Welschen Ennest erklärt Westnetz, man könne aktuell keinen Auftrag dazu im System finden.
Aufmerksamen Bürgern ist aufgefallen, dass die „Bedienungsanleitung“ für das digitale Buchungssystem der Fahrradboxen und Schließfächer wenig nutzerfreundlich weit unten in Bodennähe angebracht wurde, so dass man sich hinknieen muss, um den Text zu lesen – für ältere Leute eine Zumutung. Die Kritik ist auch beim ZWS schon angekommen. „Das ist unglücklich gemacht“, so Geschäftsführer Stefan Wied, aber später würden die Bedienungsschritte auch auf dem Bedienfeld eingeblendet.
An diesen Orten sind Mobilstationen geplant:
Attendorn (Zentraler Omnibusbahnhof/ZOB), Drolshagen (Marktplatz), Finnentrop (ZOB), Welschen Ennest (Ortsmitte), Altenhundem (ZOB), Grevenbrück (ZOB), Olpe (ZOB) und Wenden (Rathaus).
Das Buchen und Bezahlen der Fächer und Boxen wird übrigens nur digital, also über eine Handy-App funktionieren, also ohne Geldscheine und Münzen. „Denn sonst wäre der Schaden durch Vandalismus größer als der Nutzen“, so Wied. Wann die 19 nagelneuen und modernen Mobilstationen in Südwestfalen ans Netz gehen werden, ist nach wie vor unklar. Auch Stefan Wied weiß es nicht. „Dieses Jahr sicher nicht mehr“, so der Geschäftsführer. Aber bis zum Start der neuen Fahrradsaison dauert es ja auch noch ein paar Monate.
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