Kreis Olpe. Igel werden international als gefährdet eingestuft. Gerade im Winter brauchen viele Jungtiere Hilfe. Experten verraten, wie den Nützlingen geholfen werden kann.

In den letzten Jahren haben sich die Lebensbedingungen für Igel – auch im Kreis Olpe – stark verschlechtert. Gründe dafür sind unter anderem zunehmender Verkehr, die Verkleinerung natürlicher Lebensräume und der Einsatz von Pestiziden. Dabei spielen Igel eine wichtige Rolle im heimischen Ökosystem, sind besonders wertvoll für den Garten und die Natur und ein Indiz dafür, dass das Umfeld gesund ist. Die Stachelträger sind natürliche Schädlingsbekämpfer und tragen zur Artenvielfalt und Bodenqualität bei. Der Igel wurde mittlerweile offiziell als gefährdet eingestuft und steht daher auf der internationalen Roten Liste. Doch wie verhalte ich mich richtig, wenn ich einem Igel in meinem Garten begegne – oder sogar einem einsamen Igel-Baby? Unsere Zeitung fragte unter anderem bei der 1. Vorsitzenden Nicole Hielscher von bei der Wildtierhilfe Sauerland e. V. nach.

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Wie reagiere ich, wenn mir ein Igel über den Weg läuft?

Gesunde Igel, die mehr als 600 Gramm wiegen und nachts angetroffen werden, sollte man laufen lassen. Anders ist das bei verletzten Tieren, die tagaktiv sind und beispielsweise ziellos umherlaufen, torkeln oder abgemagert sind. Auch Tiere, die in Gruben oder Lichtschächten gefangen waren, benötigen Hilfe. Häufig laufen zurzeit auch verwaiste Igelsäuglinge umher, die sich tagsüber außerhalb ihres Nestes befinden und noch geschlossene Augen und Ohren haben und sich womöglich kühl anfühlen. Unter einem Gewicht von 600 Gramm benötigen diese Tiere in jedem Fall Hilfe.

Wie kann ich einem Igel helfen?

Sollte der Igel ein Gewicht von unter 600 Gramm haben, muss er entsprechend versorgt werden. Es empfiehlt sich, einen Kleintierkäfig, einen Karton oder eine größere Kunststoffbox mit Zeitungspapier oder Küchenrolle auszulegen. Außerdem sollte der Igel bei einer Temperatur von 18 bis 20 Grad gehalten werden. Hier raten wir zu einer Wärmflasche oder PET-Flasche mit warmem Wasser, in ein Handtuch gewickelt. Fundtiere müssen immer langsam aufgewärmt werden, sonst könnte ein Kreislaufzusammenbruch drohen. Igel haben einen starken Stoffwechsel und gesunde Igel sind längst im Winterschlaf. Nach Bedarf sollte dem Igel genügend Wasser zur Verfügung gestellt werden. Ganz wichtig ist es, dass dem Igel keine Milch gegeben wird, weil sie das nicht vertragen. Als Futter empfehlen wir Katzenfutter in Trockenform mit einem hohen Fleischanteil. Igel sind nämlich reine Insektenfresser und daher sollte geschwächten Igeln auf keinen Fall Igelfutter gegeben werden, weil dieses oftmals Getreide enthält.

Wann muss der Igel zum Tierarzt?

Privaten Pflegestellen ist zu raten, den Kot der Igel über einige Tage zu sammeln und von einem Tierarzt auf Parasiten untersuchen zu lassen, um frühzeitig behandeln zu können. Von einer prophylaktischen Behandlung gegen Flöhe raten wir ab. Wir empfehlen eine gezielte Behandlung anhand von Laborproben.

Igel stehen mittlerweile auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere.
Igel stehen mittlerweile auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere. © dpa-tmn | Karl-Josef Hildenbrand

Wann ist ein Igel soweit, wieder in die Natur gelassen zu werden?

Wenn der Igel mehr als 600 Gramm erreicht hat, kann er wieder herausgelassen werden. Dann sollte der Igel mit einem Totalentzug an Futter konfrontiert werden, damit er schnell in den Winterschlaf kommt. Der Futterentzug findet am besten verbunden mit einem Temperatursturz statt. Das animiert den Igel, in den Winterschlaf zu gehen. Ein Futterentzug muss sicher drei bis fünf Tage durchgezogen werden, damit er die gewünschte Wirkung zeigt. Wasser erhält der Igel weiterhin. Der Igel hält Winterschlaf, weil er keine Nahrung mehr findet und nicht wegen der Kälte. Einige Igel gehen nicht in den Winterschlaf, wenn sie immer gefüttert werden.

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Wie kann ich als Gartenbesitzer und Naturliebhaber aktiv werden, um Igeln zu helfen?

Igel bevorzugen natürliche und unaufgeräumte Gärten. Eine wildwachsende Ecke im Garten oder ein Laubhaufen bieten Igeln Schutz und Nahrung. Besonders im Herbst und Winter brauchen Igel geeignete Schlafplätze und Verstecke.

Elke Stellbrink, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins für den Kreis Olpe.
Elke Stellbrink, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins für den Kreis Olpe. © Privat | Privat

Eine gesonderte Anlaufstelle oder Wildtierhilfestation für Igel gibt es im Kreis Olpe nicht. Das Tierheim Olpe und der Tierschutzverein für den Kreis Olpe springen als Pflegestation im Bedarfsfall jederzeit ein, wie Vorsitzende Elke Stellbrink auf Anfrage erklärt. „Dass Igel zu uns kommen, ist keine Seltenheit. Im vergangenen Jahr haben wir einigen Igeln durch den Winter geholfen.“ Im Kreis Olpe gefundene Igel können daher ans Olper Tierheim gemeldet und dort abgegeben werden. www.tierheim-olpe.de, Tel. (02761) 4600.