Kreis Olpe. Die heimischen Gärten werden dieser Tage winterfest gemacht. Gärtnermeister Christian Theile verrät seine besten Geheimtipps - und was er niemals machen würde.

Mit dem fallenden Laub im Herbst gilt es für viele heimische Hobbygärtner, den Garten bereit für den Winter zu machen. Welche Pflanzen sollten noch mal geschnitten werden, wie überwintern Rosen und Hortensien und welche Dinge würde ein Gärtner niemals tun? Im Interview gibt Christian Theile aus Grevenbrück, Gärtnermeister der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, Tipps für Hobbygärtner und zu welchen Mitteln jetzt gegriffen werden sollte, um Pflanzen abzuhärten.

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Welche Pflanze ist der Überlebenskünstler unter den Pflanzen, sozusagen die Pflanze, die sogar bei Menschen überlebt, die jede Pflanze zerstören würden?

Da fällt mir spontan nur der Efeu ein, der ist nahezu unkaputtbar. Wenn es etwas Blühendes für den Garten sein soll, was wenig Pflege benötigt, empfehle ich wilde Geranien, auch Storchschnabel genannt. Die sehen gut aus, blühen bis in den Herbst und müssen nur ab und an geschnitten werden.

Wann empfiehlt es sich, den Garten winterfest zu machen?

Eigentlich sollte der Garten Ende Oktober fertig sein, zumindest bevor der erste starke Frost kommt. Alles, was ich schneide, muss erst verheilen. Je nach Pflanze könnte durch den Frost beispielsweise ein Pilz eintreten. Sobald die ersten Blätter fallen, empfiehlt es sich, den Garten auf den Winter vorzubereiten.

Dann habe ich das wohl verschlafen. Und nun?

Das sollte noch funktionieren. Nur vor längerem Dauerfrost sollte nichts mehr geschnitten werden.

Hilft es eigentlich, wenn ich meinen Pflanzen gut zurede oder sogar singe, mit Blick auf CO₂ und Schallwellen, zumindest habe ich davon schon gehört?

(lacht) Da ich sehr viel rede und die Pflanzen dadurch nicht besser wachsen, glaube ich persönlich nicht daran.

Welche Pflanzen im Garten sollten vorm Winter geschnitten werden und welche nicht?

Ein Obstbaum lässt sich gut vor dem Winter schneiden. Rosen werden drei Zentimeter über dem dritten Auge geschnitten, weil die immer noch ein Stück zurückfrieren. Gräser, wie beispielsweise das beliebte Pampasgras, binden wir nur zusammen, das gibt Winterschutz und wird dann erst im Frühjahr entsprechend bodenbündig geschnitten, damit es neu ausschlagen kann. Auch wenn es doof aussieht, raten wir dazu, Stauden erst im Frühjahr zu schneiden, weil das Laub vorm ersten Frost sogar noch schützt. Hecken, die gerade Laub abwerfen, sollten auch im Herbst geschnitten werden.

Gibt es Mittelchen, mit denen ich meine Pflanzen für den Winter abhärten kann?

Unbedingt sollten jetzt Kalimagnesia oder Patentkali als Dünger verwendet werden. Wichtig ist der hohe Kali-Anteil, der macht die Zellen härter, der Salzhaushalt in den Zellen verbessert sich und die Zellwände werden dicker und die Pflanzen halten dann im Sommer mehr Trockenheit und im Winter starken Frost aus. Kalimagnesia sind quasi die ‚Merz-Spezial-Dragees‘ für die Pflanzen.

Das wäre dann sogar ein Wundermittel für meine geliebten Hortensien, um sie durch den Winter zu bringen?

Kaputt gehen Hortensien generell nicht. Die frieren höchstes zurück. Der Sauerländer Boden ist eigentlich kein Hortensienboden, sondern ein guter Rosenboden. Nur ich mag Rosen nicht so gerne.

Wie oft haben Sie schon Anfragen erreicht, wie Hanfpflanzen gepflegt werden sollten?

Tatsächlich haben uns bislang noch keine Anfragen erreicht. Ich erinnere mich an zwei riesengroße vermeintliche Hanfpflanzen, die vor einiger Zeit auf unserem firmeneigenen Kompost wuchsen. Die haben wir sofort entfernt und nachher hat sich herausgestellt, dass die nur so aussahen und ohne den Wirkstoff von THC waren.

Und was sind nun die drei besten Tipps für eine perfekte Hanfpflanze?

Da kann ich gar nichts zu sagen. Wir bauen im Garten Hopfen an. In die Richtung kenne ich mich als Sauerländer wohl besser aus (lacht).

Welche acht Dinge würden Sie als Gärtner niemals tun?

Einen Mähroboter nachts fahren lassen, wegen der Igel und anderer Kleintiere. Ich würde kein Unkraut-Ex benutzen. Ein Gärtner würde keinen Maulwurf totschlagen, weil es ein Nützling ist. Gegen einen kleinen Steingarten ist nichts einzuwenden, aber ein Garten, der fast ausschließlich aus Steinen besteht, ist ein No-Go. Ich würde den Garten niemals so verbauen, dass im Nachhinein kein Bagger mehr in den Garten kommt, weil wir damit sehr häufig unsere Probleme haben, die uns vor echte Herausforderungen stellen. Ich würde nicht nur auf einzelne Pflanzen, sondern auf mehrere Pflanzensorten im Garten setzen und lasse auch mal eine hohe Hecke für eine Spatzenkolonie stehen. Ich würde keine Insektizide spritzen, denn es funktioniert auch ohne. Ein Garten ist zum Leben da, wird nie fertig und darf auch mal wilder aussehen. Ein Gärtner würde niemals mit stumpfen Geräten arbeiten. Ob beim Mähen oder dem Heckenschnitt: Stumpfe Scheren fransen die Pflanze aus und machen somit den Eintritt für Viren und Pilze leichter.

Wie funktioniert ein pflegeleichter Garten?

Durch eine vernünftige Bepflanzung, die auf den Boden abgestimmt ist. Eine Rasenpflege kann manchmal intensiver sein als die Pflege eines Staudenbeetes. Ich würde nicht nur mit Rindenmulch, sondern mehr mit Bodendeckern arbeiten, die die Wildkräuter dann fernhalten.

Was sind die größten Fehler und No-Gos?

Zwischen März und Oktober sollten keine Starkschnitte vorgenommen werden, zum Schutz der Insekten und Vögel. Pflasterflächen zu salzen ist das zweite No-Go. Das ist nicht nur verboten, sondern das Pflaster geht dadurch kaputt. Dasselbe gilt auch für Essigreiniger. Was wir zurzeit immer wieder erleben, sind unwahrscheinlich viele nicht eingetragene und zu hoch gelegte Glasfaserkabel. Das ist ein großes Problem für die Tiefbauer und die Garten- und Landschaftsbauer, weil die Kabel nicht fachmännisch verlegt wurden und teilweise nur fünf bis zehn Zentimeter tief liegen.

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Was hat die Gärtner in diesem Jahr am meisten geärgert? Waren es die Schnecken?

Ja, die sind einfach nur ekelig gewesen und sowas habe ich in all den Jahren noch nie erlebt. Wir haben mindestens fünf Eimer je zehn Liter mit Schnecken aus unserem Garten geholt, und ein Geheimrezept, die Dinger loszuwerden, haben wir nicht gehabt.

Welche kuriosen Gartengeschichten haben Sie schon erlebt?

Es gibt den sogenannten Lebensbaum im Garten. Und in vielen Köpfen ist es immer noch Tradition, mit dem Pflanzen des Baumes die Nachgeburten der geborenen Kinder in die Erde zu geben. Einmal hatte ich das Erlebnis, dass eine Familie uns drei Nachgeburten hinlegte mit den Worten ‚endlich ist die Kühltruhe leer‘. Das älteste Kind war schon in der Grundschule.

Steckbrief:

Christian Theile (49) kommt aus Grevenbrück. Nach seiner Ausbildung zum Gärtner der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau und dem Erhalt seines Meisterbriefes im Jahr 2000 machte er sich im Jahr 2007 selbstständig. Heute beschäftigt er in seinem Unternehmen für Garten- und Landschaftsbau insgesamt 18 Mitarbeiter. Theile ist verheiratet und hat zwei Kinder, engagiert sich im Schützenverein und genießt seine Freizeit in der Natur und mit Familienhund Flo.

Kurz & knapp

Rasenroboter oder Rasenmäher? Mäher.
Herbst oder Frühling? Frühling.
Kompost oder Dünger? Kompost.
Handschuhe oder ohne? Ohne.