Heggen. Mike Hardenacke (52) aus Heggen sammelt über 70 Jahre alte Vespa-Roller. Wie es zu dieser Leidenschaft kam und welche Geschichte dahinter steckt.
„Ich liebe ihre wunderschöne Taille und ganz besonders ihre dicken Backen“, lächelt Mike Hardenacke aus Heggen fast schon schüchtern. Es wirkt wie eine Liebeserklärung, während er mit einer Hand über den grauen, glänzenden Lack seiner Vespa streichelt. Baujahr 1951 ist das gute Stück und eine von derzeit sechs „Knatterkisten“, die in seinem zweiten Wohnzimmer – einer eigens für seine Sammelleidenschaft erbauten – Garage stehen.
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Der 52-Jährige ist im Kreis Olpe bekannt wie ein bunter Hund. Und das nicht nur aufgrund seines Friseursalons in Bamenohl, sondern auch wegen seines markanten Aussehens. Mike Hardenacke ist braun gebrannt, muskulös und tätowiert. Die gegelten Haare, sein cooler Look und der gepflegte Bart sind sein Markenzeichen. Und wenn der Friseurmeister nicht die Schere schwingt, düst er mit einem seiner nostalgischen Motorroller durch das Sauerland oder schraubt in der Garage an einem neuen Projekt.
Beginn einer Leidenschaft
Seine große Leidenschaft zur Motorroller-Marke des italienischen Unternehmens Piaggio begann, als er gerade einmal zehn Jahre alt war. „Ich habe an einem Preisausschreiben von Niveacreme teilgenommen. Da gab es eine knallgelbe Vespa zu gewinnen und ich habe, weil ich noch nicht volljährig war, die Adresse meiner Oma angegeben“, lacht Mike Hardenacke. Anstelle der coolen Vespa erhielt die Oma jedoch ein riesengroßes Paket mit Nivea-Produkten als Trostpreis. „Während ich total traurig war, wetterte Oma, dass sie das Zeug ja gar nicht bestellt habe.“
Obwohl Mike Hardenacke mit 15 Jahren den Mofaführerschein macht, ist er bereits 27 Jahre, als er sich einen langjährigen Traum erfüllt und die erste Vespa kauft. „Dann überkam mich die Sucht. Als ich die erste Vespa hatte, wollte ich mehrere haben. Das ist wie bei den Tattoos“, spricht der 52-Jährige aus eigener Erfahrung. Hardenacke wird Mitglied in einem Vespa-Club, besucht Flohmärkte, fährt für besondere Modelle bis nach Meran und Bozen und kauft schrottreife Vespas, um sie in seiner privaten Werkstatt zu zerlegen und restaurieren. Stunden, Nächte, sogar Tage verbringt er für seine neue Leidenschaft und hat sogar das erste Vespa-Modell, das auf dem Markt war, aus dem Jahr 1946 in seinem Besitz.
Entwicklung einer Leidenschaft
„Es tut mir heute noch in der Seele weh, aber ich brauchte das Geld für den Hauskauf und habe die Vespa verkauft“, trauert Mike Hardenacke der italienischen „Knatterkiste“ hinterher, in die er rund 250 Stunden Herzblut steckte. In einer riesigen Garage hat sich der Heggener seinen eigenen Rückzugsort eingerichtet. Fünf seiner italienischen Motorroller hat Mike Hardenacke wie in einem kleinen Museum in Reihe und Glied zusammengestellt. Im Regal liegen die Einzelteile einer auseinandergenommenen Vespa, die sich der Friseurmeister als Winterprojekt vornehmen möchte. „Wenn ich im Winter nicht Vespa fahren kann, dann ziehe ich mich mit einem Gläschen Rosé zurück und lasse besondere Momente Revue passieren“, richtet Hardenacke den Blick auf das pinkfarbene, mit Samt bezogene Sofa.
„Es ist Nostalgie pur und beim Sound bekomme ich Gänsehaut. Gepaart mit dem Geruch von Öl und Benzin, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter.“
Seine besondere Liebe zu den italienischen Motorrollern der Marke Vespa liegt aber nicht nur im Aussehen, der wespenförmigen Form. Viel mehr ist es der Sound, der in den Ohren von Mike Hardenacke erklingt, wenn er seine heißgeliebten „Knatterkisten“ anschmeißt. „Es ist Nostalgie pur und beim Sound bekomme ich Gänsehaut. Gepaart mit dem Geruch von Öl und Benzin, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter“, berichtet der 52-Jährige von seiner Faszination. Für TÜV-Abnahmen und Eintragungen im Fahrzeugbrief – ein Modell hat er von vier auf zehn PS getunt – ist Mike Hardenacke bis nach Bayern gefahren.
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Seine Frau und seine drei mittlerweile erwachsenen Söhne im Alter von 26, 25 und 18 Jahren unterstützen und respektieren das besondere Hobby des 52-Jährigen. „Klar kommt dann schon mal der Satz ‚Papa ist bekloppt‘ oder meine Frau zitiert mich morgens um drei Uhr ins Bett, wenn ich beim Schrauben kein Ende bekomme, aber ich bin dann in meiner eigenen Welt“, erklärt Mike Hardenacke, der es liebt Vespa-Touren in benachbarten Ländern zu machen und sogar die Alpen überquerte.