Finnentrop. Die Gemeinde möchte zwei Spielplätze zurückbauen und eine Spielfläche verkleinern. Doch es gibt massiven Widerstand – von Politik und Anwohnern.

Eigentlich hat Johannes Korn „die Warterei satt“. Der CDU-Politiker aus Finnentrop will endlich einen Strich unter die leidige Frage ziehen, welche Spielplätze in der Gemeinde erhaltenswert und welche verzichtbar sind. „Wir müssen umgehend etwas tun und dieses Thema nicht immer weiter verschieben“, sagte Korn im zuständigen Ausschuss am Mittwochabend. Um dann selbst – und das zeigt die knifflige Gemengelage – dafür zu plädieren, eine Grundsatzentscheidung zu den „gefährdeten“ Spielplätzen an der Josef-Anton-Henke-Straße in Frettermühle, „Habbecker Heide“ in Finnentrop und „Am Jägerhain“ in Bamenohl (Letztgenannter soll „nur“ verkleinert werden) erneut zu vertagen.

Denn eines wurde am Mittwochabend zum wiederholten Male deutlich: Ein Großteil der Politik hat schlicht Bauchschmerzen, den von der Verwaltung vorgeschlagenen Weg mitzugehen, denn dann würden sich Korn und Co. gegen den Willen vieler Eltern stellen. „Das schlagende Argument sollte der Bürgerwille sein“, machte Dominik Vielhaber von den Freien Wählern deutlich, dass seine Fraktion weder der Spielplatz-Schließung „Habbecker Heide“ noch einer Verkleinerung „Am Jägerhain“ zustimmen werde. Denn an beiden Orten haben sich – wie mehrfach berichtet – Anwohner zusammengeschlossen, um eine Schließung bzw. Verkleinerung zu verhindern.

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Die Diskussion um die Zukunft des Spielplatzes „Habbecker Heide“ ist schon dreieinhalb Jahre alt. Vor der Sommerpause 2021 schlug die Gemeinde einen Rückbau vor, der damals auch politische Zustimmung erfuhr, ehe sich im Herbst 2021 verärgerte Anwohner an Bürgermeister Achim Henkel (CDU) wendeten. Sie sammelten Unterschriften für einen Erhalt. Daran erinnerte der Erste Beigeordnete, Ludwig Rasche, jetzt im Ausschuss, um dann klarzumachen, dass sich an der Haltung der Verwaltung nichts geändert habe: „Wir haben im Rathaus-Umfeld eine Reihe von Spielflächen, die gut erreichbar sind“, sagte Rasche und sprach etwa die Plätze an der Theodor-Storm-Straße und am Max-Planck-Ring an. „Und unsere Erfahrungen zeigen, dass die Frequenz für die Habbecker Heide nicht ausreicht.“

Mehr als 70 Kinder

Leben also zu wenig Kinder im direkten Umfeld dieses Spielplatzes? Johannes Korn will das nicht glauben. Ein Blick auf die Steckbriefe aller Spielplätze im Gemeindegebiet – in Sisyphusarbeit von der Gemeinde zusammengestellt und eine Grundlage für das immer noch nicht beschlossene Spielplatz-Konzept – verdeutliche dies auch: Mehr als 70 Kinder im Alter bis 14 Jahre lebten im Einzugsgebiet, das sind mehr als beispielsweise im Umkreis des Spielplatzes an der Theodor-Storm-Straße, der jedoch nicht zur Disposition steht. Für Korn sei das nicht schlüssig. „Ich warne davor, die Kinderzahlen als alleinigen Anhaltspunkt zu nutzen, es geht auch um die räumliche Zuordnung“, wiederholte Rasche sein Argument, dass es im Finnentroper Rathaus-Umfeld nicht an Spielflächen mangele.

„Er liegt zentral und verkehrstechnisch ruhig, er ist barrierefrei erreichbar und es gibt viele Kinder im Umfeld. “

Dominik Vielhaber, Freie Wähler
will den Spielplatz „Habbecker Heide“ erhalten

Und noch etwas verdeutlichte der Beigeordnete: „Wir dürfen nicht vergessen, welch riesige Herausforderung die Pflege und Instandhaltung für unseren Bauhof bedeutet. Lieber weniger Spielplätze, dafür aber qualitativ bessere – gerade auch vor dem Hintergrund der schwierigen finanziellen Situation.“ Für Dominik Vielhaber und die Freien Wähler gebe es dennoch keinen Anlass, sich von der „Habbecker Heide“ zu trennen: „Er liegt zentral und verkehrstechnisch ruhig, er ist barrierefrei erreichbar und es gibt viele Kinder im Umfeld. Aus unserer Sicht ist der Platz noch am erhaltenswertesten.“

In Bamenohl ist die Ausgangslage eine andere: Hier will die Gemeinde den Spielplatz „Am Jägerhain“ verkleinern, einerseits, weil er für den tatsächlichen Gebrauch zu groß sei und andererseits, um Platz für ein Baugrundstück zu schaffen. Dabei wolle man den bestehenden Platz aber qualitativ aufrüsten, versprach Rasche. Das will aber eine eigens gegründete Bürgerinitiative nicht, die aus vielerlei Hinsicht für einen Erhalt des Spielplatzes kämpft, dem „einzig vollwertigen im Bamenohler Oberdorf“. Vielmehr biete der Platz großes Entwicklungspotenzial und schon mit einfachen Pflegemaßnahmen könne man eine „grundlegende Aufwertung“ erreichen, teilte die Initiative im April in einem Schreiben mit.

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Sie bekommt dabei unter anderem Unterstützung von Petra Beule, CDU-Politikerin und selbst wohnhaft in Bamenohl. Beule betonte am Mittwochabend: „Momentan wohnen mehr als 80 Kinder im Einzugsgebiet. Beobachtungen aus der direkten Nachbarschaft haben sehr wohl eine hohe Frequentierung festgestellt.“ Zudem werde der Platz beispielsweise vom örtlichen Kindergarten regelmäßig genutzt. Gerade diese größere Fläche sei wertvoll und biete ein „abwechslungsreiches Spielangebot“. Nicht zuletzt sei die Seilbahn ein Frequenzbringer, dieses Spielgerät würde einer Verkleinerung wohl zum Opfer fallen.

Am Ende einer langen Diskussion wurde eine Entscheidung, ob die beiden Spielplätze in Finnentrop und Frettermühle geschlossen werden und der große Platz im Bamenohler Oberdorf verkleinert wird, erneut vertagt. So müssen sich die Anwohner, die sich für den Erhalt ihrer Spieplätze in Finnentrop und Bamenohl einsetzen, weiter in Geduld üben.