Attendorn. Der große Umzug in Attendorn erlebt eine Zäsur: Die Prinzen aus Ennest und dem Ihnetal müssen ihre Garderobe wechseln. Das ist der Grund.

Der große Veilchendienstagszug, der jährlich durch die engen Straßen des karnevalistischen Attendorns zieht und als der größte seiner Art in Südwestfalen gilt, erlebt zur kommenden Karnevalssaison eine sichtbare Veränderung: Die Attendorner Karnevalsgesellschaft „Die Kattfiller“ hat beschlossen, dass die Prinzen der Nachbarvereine Ihnetal und Ennest nicht mehr in ihren traditionellen Prinzengewändern, den Ornaten, am Zug teilnehmen dürfen, sondern stattdessen in schwarzen Anzügen mit Narrenkappe erscheinen sollen.

Mehr zum Thema

Für diesen Schritt gebe es verschiedene Gründe, erklärt der ehemalige Präsident der Kattfiller, Marc Rohrmann, im Gespräch mit dieser Redaktion. Ein Hauptgrund sei, dass dem Attendorner Prinzen, der immer am Ende des Zuges durch die Massen fährt, nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt würde. „Wenn am Straßenrand bis zu 25.000 Menschen stehen, verstehen sie mitunter nicht, warum verschiedene Prinzen im Zug mitfahren. Schlimmstenfalls erkennen sie unseren eigenen Pinzen nicht“, erklärt der Amtsvorgänger von Christian Lohhölter.

Auch interessant

Es sei auch ein Stück weit unfair, dass andere Vereine mit ihren Prinzen von der immensen (Vor-)Arbeit der Kattfiller, vor allem vom Elferrat, profitieren würden und sich deren Prinzen ins Schaufenster stellen dürften, während einige Elferrats-Mitglieder aufgrund ihrer Verpflichtungen schon gar nichts mehr vom eigentlichen Umzug mitbekämen. Rohrmann: „Wir haben uns in alle Richtungen Gedanken gemacht, viele Gespräche geführt und am Ende doch nur die Bitte, dass die anderen Prinzen auf ihr Ornat verzichten, ansonsten bleibt alles wie immer.“

Ohne Prinzen im Zug
Axel I. (Hellner) ist aktuell Prinz in Ennest. In diesem Jahr durfte er noch in seinem Gewand bei großen Umzug teilnehmen. © Barbara Sander-Graetz | Barbara Sander-Graetz

Die beiden betroffenen Vereine, die Karnevalsgesellschaft Ihnetal (KGI) und die Ennester Karnevalsgesellschaft (EKG), zeigen sich indes enttäuscht und können die Entscheidung des Elferrates der Kattfiller nur schwer nachvollziehen. Thorsten Hundt, Präsident der KGI, betont jedoch: „Wir haben deutlich gemacht, dass wir uns der Anordnung beugen werden, wenn es untersagt ist, dass unser Prinz im Ornat teilnimmt.“ So werde der Prinz aus dem Ihnetal im Veilchendienstagszug im schwarzen Anzug mit Narrenkappe mitfahren.

Auch Oliver Bödefeld, neuer Präsident der EKG, informierte seine Mitglieder über die Entscheidung, die seiner Ansicht nach einen Bruch mit der seit 1997 bestehenden Tradition bedeute. In einem aktuellen Schreiben an die Ennester Vereinsmitglieder, das unserer Redaktion vorliegt, schreibt der Vorstand: „Wir teilen die Einschätzung der Attendorner Verantwortlichen nicht, dass der dortige Prinz durch die Anwesenheit von Prinzen im Ornat zu wenig Aufmerksamkeit genießt. Wir werden dennoch alles dafür unternehmen, dass der Veilchendienstagszug für alle Ennester Narren als karnevalistischer Höhepunkt ein würdiger Ausklang einer jährlichen Session bleibt.“

Ohne Prinzen im Zug
Der amtierende Prinz aus dem Ihnetal: Uli I. (Blissenbach). © Barbara Sander-Graetz | Barbara Sander-Graetz

Obwohl bis vor kurzem Gespräche liefen, um eine Lösung für alle Beteiligten zu finden, sei die Haltung der Kattfiller unverändert geblieben. Vorschläge aus Ennest und dem Ihnetal, wie beispielsweise ein gemeinsamer Prinzenwagen für alle Tollitäten des Stadtgebietes oder den Prinzen von Attendorn den Zug anführen zu lassen, seien von den Kattfiller-Leitern abgelehnt worden. Für die betroffenen Vereine ist dies ein herber Rückschlag, hatten doch 1997 die Kattfiller selbst die Nachbarvereine eingeladen, um den Veilchendienstagszug zu bereichern. „Damals war Jubiläum“, erinnert sich Thorsten Hundt, der 1997 selbst als Tollität aktiv war. Die Enttäuschung über das aktuelle Verbot ist in beiden Vereinen spürbar und wird bei der KGI auch im diesjährigen Motto und in den Karnevalsorden ihren Ausdruck finden.

Sessionsstart am 11.11

Die Karnevalssession in Attendorn startet traditionell am Montag, 11. November, um 11.11 Uhr auf dem Alten Markt. Hier präsentieren sich bei freiem Eintritt und jecker Karnevalsmusik die aktuellen Tollitäten der Kattfiller – Prinz Christopher I. (Huperz) und Kinderprinz Ruben I. (Bendikowski) – mit ihrem Gefolge der jubelnden Menge und geben den Auftakt zur närrischen Zeit.

Der Veilchendienstagszug wird im kommenden Jahr am 4. März wieder durch „Kattfilleria“ ziehen. Im Jahr 2024 lockte das Event rund 20.000 Zuschauer an, die in Attendorn eine Hochburg des südwestfälischen Karnevals erlebten, mit neun Großwagen, 57 Fußgruppen und neun Musikgruppen, insgesamt über 2000 Teilnehmern – unter ihnen auch die Prinzen aus Ennest und Ihnetal, damals noch in ihren festlichen Ornaten. Dieses Privileg bleibt ihren Nachfolgern nun verwehrt.

Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.

Folgen Sie uns auch auf Facebook.

Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.

Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.

Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.