Olpe/Rahrbach. Josef Tillmann aus Rahrbach erhält nach über dreieinhalb Jahren einen Bescheid über Grundbesitzabgaben aus dem Jahr 2021. Laut Post eine Ausnahme.

Da traute Josef Tillmann aus Rahrbach seinen Augen nicht, als er am vergangenen Dienstag, 29. Oktober einen Brief der Stadt Olpe aus seinem Briefkasten fischte und einen Bescheid über die Grundbesitzabgaben für das Jahr 2021 in den Händen hielt. 1377 Tage – das Schreiben war auf den 29. Januar 2021 datiert – war der Brief von der Stadt Olpe unterwegs, bis er in Rahrbach zugestellt wurde. „Den vielen Meldungen über die ‚zuverlässige‘ Postzustellung ist ein neues Kapitel hinzuzufügen. Der Engelsberg zwischen Neuenkleusheim und Kruberg wurde bezwungen und der Steuerbescheid sicher zugestellt“, wandte sich der 76-Jährige an unsere Zeitung.

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Josef Tillmann, der bis zu seinem Eintritt in die Rente als Verkaufsleiter und Prokurist in einem metallverarbeitenden Betrieb im Siegerland tätig war, ist im Besitz eines rund 6000 Quadratmeter großen Wiesengrundstücks in Altenkleusheim. Neben dem Bescheid für die Grundbesitzabgaben für sein Haus in Rahrbach, der von der Gemeinde Kirchhundem ausgestellt wird, erhält er also auch von der Stadt Olpe einen weiteren Bescheid für seine Wiese.

Steuerbescheid fehlte im Aktenordner

„Ich hatte mich anfangs noch gewundert, wie schnell die Stadt Olpe ist und schon Bescheide für 2025 versendet. Als ich dann jedoch das Datum von 2021 sah, wurde ich stutzig“, berichtet der Rentner. Und siehe da: Ein Blick in den Aktenordner, in den Josef Tillmann alle Unterlagen abheftet, zeigte, dass genau dieser Steuerbescheid fehlte. Den fälligen Betrag hatte die Kreisstadt Olpe, nach Durchsicht der Kontoauszüge am 15. August 2021 längst abgebucht, weil Tillmann der Stadt seinerzeit die Lastschriftermächtigung erteilt hatte.

Josef Tillmann aus Rahrbach
Josef Tillmann aus Rahrbach hat nach 1377 Tagen den Bescheid über die Grundbesitzabgaben 2021 von der Deutschen Post zugestellt bekommen.  © WP | Nadine Niederschlag

„Dass wir in den kleinen Dörfern von der Post längst abgehängt sind, ist ja leider kein Geheimnis mehr. Manchmal bekommt man die ganze Woche keine Post und an einem Tag wird sie dann gesammelt zugestellt“, berichtet Josef Tillmann über seine eigene Wahrnehmung in Sachen Zustellung. 14 Kilometer liegen zwischen der Stadtverwaltung Olpe und dem Wohnhaus von Josef Tillmann und dazwischen befindet sich der 588 Meter (über N.N.) hohe Engelsberg zwischen Neuenkleusheim und Kruberg. „Die Schneckenpost liefert ‚pünktlich‘ nach 1377 Tagen“, schmunzelt Tillmann.

Spekulation über den Verbleib des Briefes

Dass Zusendungen eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, kannte der Rentner bislang nur von Ansichtskarten aus dem Ausland. „Zuletzt waren wir in Andalusien im Urlaub und haben unseren Enkelkindern Postkarten geschrieben, obwohl uns klar war, dass wir noch vor den Postkarten wieder zu Hause sind“, erzählt der 76-Jährige. Wo jedoch der Steuerbescheid der Stadt Olpe aus dem Jahr 2021 so lange gesteckt hat, wird wohl reine Spekulation bleiben.

„Wir können uns nicht erklären, warum der Brief so lange unterwegs war. In der Regel sind 46 Millionen unserer täglichen Briefsendungen ein bis zwei Tage unterwegs. Wir können uns bei dem Kunden nur entschuldigen.“

Achim Gahr
 DHL Group. Leiter für regionale Kommunikation

Dies bestätigt auch Achim Gahr, Leiter für regionale Kommunikation von der DHL Group: „Wir können uns nicht erklären, warum der Brief so lange unterwegs war. In der Regel sind 46 Millionen unserer täglichen Briefsendungen ein bis zwei Tage unterwegs. Wir können uns bei dem Kunden nur entschuldigen.“ Trotz Codierung sei der Verbleib des Briefes in den vergangenen dreieinhalb Jahren nicht mehr nachzuverfolgen. „Bei Einschreiben beispielsweise hätten wir eine Spur gehabt. Normale Briefsendungen werden nicht registriert“, so Gahr.

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Doch welchen Weg hat der Steuerbescheid von Josef Tillmann eingeschlagen, nachdem er von der Stadt Olpe verschickt worden ist? Das Briefzentrum in Freudenberg ist eines von 81 in ganz Deutschland. Hier werden alle aufgegebenen Brief- und Paketsendungen aus dem Postleitzahlenbereich 57 eingeliefert und entsprechend sortiert, um in andere Briefzentren ausgeliefert zu werden. Alle Sendungen vom und für den Postleitzahlenbereich mit den Anfangsziffern „57“ bleiben in Freudenberg und werden entsprechend der Gangfolge der Zusteller je Bezirk vorsortiert und in Briefbehältern übergeben. Dabei ist dann wohl auch der Steuerbescheid von Josef Tillmann wieder aufgetaucht und nach mehr als dreieinhalb Jahren zugestellt worden.