Kreis Olpe. Postmitarbeiter im Kreis Olpe packen aus und kritisieren die Führungsebene der DHL Group: „Die Bedingungen sind eine Zumutung.“ Die Hintergründe.

Im Kreis Olpe kommt es seit Monaten in verschiedenen Postbezirken immer wieder zu Problemen in der Zustellung (wir berichteten mehrfach). Zuletzt blieben Pakete und Briefsendungen in Grevenbrück tagelang liegen und vielerorts kam die Post nur noch alle zwei Tage. Jetzt haben sich zwei Mitarbeiter der DHL Group anonym an unsere Zeitung gewandt, um über die generelle Postproblematik aufzuklären. Sie wollen vor allem Postkunden erläutern, dass das Problem nicht nur bei ihnen zu suchen sei.

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Als Grund für die unzuverlässige Zustellung nennt einer der beiden Mitarbeiter, dass es sich um strukturelle Probleme handele, da die Bezirke, die den Zustellern zugeteilt würden, viel zu groß seien und mitunter die zuzustellenden Mengen an Paket- und Briefsendungen zu hoch seien. „Es ist nahezu unmöglich, den Bezirk innerhalb eines Tages vollständig und sauber zu fahren“, ergänzt sein Gegenüber, ebenfalls langjährig bei der DHL Group beschäftigt.

Zu wenig Personal?

Hinzu komme, dass es generell zu wenig Mitarbeiter gebe. Das führe dazu, dass einige Bezirke auf andere Zusteller aufgeteilt werden müssten. „Es hat Tage gegeben, da musste ich teilweise mehrere Bezirke an einem Tag zusätzlich bedienen, neben dem eigentlichen Bezirk, der ohnehin schon kaum schaffbar ist“, bemängelt einer der beiden Zusteller.

Viele Postmitarbeiter gehen täglich an ihre Grenzen und kommen bei den Mengen an Briefsendungen und Paketen kaum noch mit der Zustellung hinterher (Symbolbild).
Viele Postmitarbeiter gehen täglich an ihre Grenzen und kommen bei den Mengen an Briefsendungen und Paketen kaum noch mit der Zustellung hinterher (Symbolbild). © dpa | Oliver Berg

Froh, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, beißen beide immer wieder in den „sauren Apfel“ und stellten die Postsendungen teilweiser fremder Bezirke „blind“ zu. „Es gibt Sendungen, die tagesaktuell herausmüssen. Dazu zählen Pakete, Einschreiben, Zustellurkunden und Tageszeitungen, was für uns bedeutet, dass wir damit beschäftigt sind, entsprechende Sendungen auszusortieren“, erzählen die beiden Postmitarbeiter. Als zusätzliche Hilfestellung gäbe es eine sogenannte A- und B-Sortierung, was bedeutet, dass Bezirke in zwei Teile aufgeteilt werden, wovon einer der beiden Teile dann täglich mehr Post bekommt.

„Die Bedingungen sind eine Zumutung und man sollte mal überlegen, warum die Post in nahezu allen Teilen Deutschlands massiv unterbesetzt ist.“

Postmitarbeiter, die anonym bleiben wollen

Dies ist dann wohl auch der Grund dafür, warum viele Postkunden in der Vergangenheit bemängelten, dass die Post nur noch alle zwei Tage käme, wenn der A-Teil des Bezirks dienstags und der B-Teil des Bezirks erst am Folgetag gefahren werde. „Somit sollen wir Zusteller also gewährleisten, dass Briefe spätestens nach zwei Tagen ankommen“, erklären die Mitarbeiter.

Unzumutbare Bedingungen?

„Wir versuchen täglich unser Allerbestes zu tun, um möglichst viele Postsendungen zuzustellen, damit sie nicht liegen bleiben. Obwohl wir recht früh anfangen, sind wir und viele Kollegen nie vor 18 Uhr zu Hause und am Ende des Tages trotzdem nicht fertig geworden, weil diese Mengen auch ein guter und erfahrener Zusteller nicht schaffen kann“, begründen die beiden Mitarbeiter, dass die Erwartungshaltung seitens der DHL Group an die Mitarbeiter einfach viel zu hoch sei. „Die Bedingungen sind eine Zumutung und man sollte mal überlegen, warum die Post in nahezu allen Teilen Deutschlands massiv unterbesetzt ist“, hoffen die Angestellten, dass es seitens der DHL Group zu einem Umdenken kommt.

Das sagt die Post

Die Pressestelle der DHL Group in Düsseldorf wurde von der Redaktion mit den Vorwürfen der Mitarbeiter konfrontiert. Achim Gaar, Leiter regionale Kommunikation Mitte, sagt dazu: „Zu anonymen Aussagen von angeblichen Angestellten äußern wir uns nicht. Im Übrigen unterliegen alle angesprochenen betrieblichen Maßnahmen (Arbeitszeiten, Begehungspläne etc.) der Mitbestimmung und werden im Einvernehmen mit der betrieblichen Interessenvertretung, dem Betriebsrat der Niederlassung, vereinbart. Es steht allen Postbeschäftigten jederzeit frei, sich mit jeder Frage an den Betriebsrat zu wenden. Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber ist in unserem Unternehmen seit Jahrzehnten geübte Praxis und hat sich bestens bewährt.“

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Weiter heißt es in der Erklärung unter anderem, dass man aus betrieblicher Sicht im Kreis Olpe stabil aufgestellt sei. „Wir haben in der Vergangenheit neue Kräfte eingestellt. Die neuen Kräfte sind aktuell dabei sich einzufinden und werden über unser Programm ‚Fit für die Zustellung‘ eingearbeitet“, so der Pressesprecher. Im Kreis Olpe habe die DHL Group im sogenannten Zustellstützpunkt mit Leitungsfunktion insgesamt 151 Bezirke, die von insgesamt 290 Mitarbeiterinnern und Mitarbeitern bedient würden. „Für den anstehenden Weihnachtsverkehr wurden 75 zusätzliche Beschäftigte eingestellt, die momentan zum Teil noch eingearbeitet werden“, erklärt Achim Gaar.

„Die Anzahl der noch verschickten Briefe ist im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gesunken und daher erhält auch nicht jeder Kunde mehr täglich einen Brief. Dass der Briefkasten leer bleibt, muss daher nicht automatisch bedeuten, dass unser Zusteller nicht unterwegs war.“

Achim Gaar
DHL Group, Leiter regionale Kommunikation Mitte

Zur A/B-Sortierung, die die Mitarbeiter angesprochen haben, gibt die Pressestelle folgende Erklärung ab: „Die A/B Sortierung führt nicht automatisch zu einer Vergrößerung oder höheren Belastung für die Zustellkräfte. Im Gegenteil, insbesondere an Tagen mit hohem Sendungsaufkommen erreichen wir damit eine spürbare Entlastung in der Zustellung. Nach der A/B-Logik werden festgelegte Produkte mit einer Laufzeit von bis vier Tagen, dazu gehören zum Beispiel Dialogpost-Sendungen oder Sendungen von Teilleistern, täglich wechselnd für die Zustellung bereitgestellt. „Die Anzahl der noch verschickten Briefe ist im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gesunken und daher erhält auch nicht jeder Kunde mehr täglich einen Brief. Dass der Briefkasten leer bleibt, muss daher nicht automatisch bedeuten, dass unser Zusteller nicht unterwegs war. In vielen Fällen kann der einfache Grund dafür sein, dass keine Briefsendung für den jeweiligen Kunden zur Auslieferung vorlag. Abgesehen von dem ‚klassischen Standardbrief‘, den wir zu über 86 Prozent bereits am Folgetag zustellen“, erklärt Pressesprecher Achim Gaar.