Kirchhundem/Kreis Olpe. Zahl aller geplanten Windenergieanlagen an der Kirchhundemer Grenze zum Siegerland nimmt weiter zu. Politiker sind entsetzt über die Menge.
Wird die Waldgemeinde Kirchhundem demnächst zur Windgemeinde? Gut möglich, wenn alle geplanten Windenergieanlagen in der Gemeinde und an der Gemeindegrenze realisiert würden. Gerade an der südlichen Gemeinde- bzw. Kreisgrenze zum Siegerland würde es zu einer regelrechten „Windrad-Allee“ kommen. Zu den 22 Anlagen auf Kirchhundemer Gemeindegebiet gesellen sich mindestens 33 geplante Anlagen auf Siegerländer Seite. Ein Ausmaß, das bis jetzt wohl nur Insidern bekannt war.
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Die CDU-Fraktion im Gemeinderat Kirchhundem hatte vor dem Hintergrund der jüngsten Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster (wir berichteten) die Gemeindeverwaltung beauftragt, für die Ratssitzung am 31. Oktober (17.30 Uhr, Aula Sekundarschule Kirchhundem) eine Übersicht über alle Windenergieanlagen zu liefern, die derzeit in der Gemeinde geplant oder bereits genehmigt sind. Die Verwaltung lieferte eine übersichtliche Karte, in der sie die geplanten Anlagen der Nachbarkommunen Kreuztal, Hilchenbach und Erndtebrück mitberücksichtigte. Der Blick auf die Karte dürfte auch die größten Windkraftbefürworter mehr als nachdenklich machen. Auf rund 12 Kilometern würden sich mehr als 50 Mega-Windenergieanlagen an der Gemeindegrenze wie an einer Perlenschnur aufreihen.
Dass es so kommen wird, ist unwahrscheinlich, zeigt aber die Misere der Windkraftplanung. In jeder Kommune liegen die Windkraftstandorte möglichst nah an den Außengrenzen. Dadurch entstehen solche irrealen Konstrukte. Welche Anlagen demnächst gebaut werden, weiß derzeit niemand. „Das ist doch Wahnsinn“, schüttelt Alfred Bierhoff, CDU-Gemeindevertreter aus Brachthausen, beim Blick auf die Karte den Kopf. Zumal nur wenige der Anlagen in einem von der Bezirksregierung ausgewiesenen Windenergiebereich liegen. Die meisten Städte und Gemeinden hatten mehr Raum für Windkraft ausgewiesen als der Gesetzgeber verlangte. In Kirchhundem waren es mit 5 Prozent der Gemeindefläche doppelt so viel wie gefordert. „Es ist zu befürchten, dass daraus hinterher 15 oder 20 Prozent werden“, so Bierhoff. Der Brachthauser fordert eine interkommunale Abstimmung aller Nachbargemeinden. „Ich verstehe nicht, dass die Politik vor Ort nicht besser zusammenarbeitet und gemeinsam Druck macht.“ Zumal das OVG Münster vor wenigen Tagen die Rückstellungsmöglichkeit für Windradvorhaben außerhalb von Windenergiebereichen als rechtswidrig erklärt hat, bis der neue Regionalplan rechtskräftig ist.
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Immerhin hat der Regionalrat in Arnsberg in seiner Sitzung am 29. Oktober einstimmig den überarbeiteten Planentwurf des neuen Regionalplans für die Kreise Märkischer Kreis, Olpe und Siegen-Wittgenstein durchgewinkt. Nach der Veröffentlichung des ersten Entwurfs waren insgesamt 4619 Einwendungen und Bedenken von Bürgern, Kommunen, Verbänden, Kammern und Fachbehörden eingegangen, die in 42 Terminen erörtert wurden. Der überarbeitete Entwurf wird in Kürze für vier Wochen öffentlich ausgelegt. Ziel ist, dass der Plan dann im Frühjahr endlich Rechtskraft gelangt und die rechtliche Grauzone endlich vom Tisch ist. „Ich hoffe, dass der Regionalplan endlich verabschiedet wird und das Rumgeeiere aufhört, damit die Verwaltungen endlich eine verlässliche Grundlage für ihre Planungen habe“, spricht Kirchhundems Bürgermeister Björn Jarosz seinen Kollegen in Südwestfalen aus dem Herzen.