Lennestadt. Die CDU-Fraktion will die Verwaltung beauftragen, die Einführung eines Autokennzeichens für Lennestadt vorzubereiten. Andere sehen das kritisch.

Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Lennestadt will das LEN-Kennzeichen einführen (wir berichteten). Die Verwaltung soll sich dafür einsetzen, dass Fahrzeughalter aus Lennestadt künftig zwischen dem bekannten OE-Kennzeichen für den Kreis Olpe und einem neuen LEN-Kennzeichen für Lennestadt wählen können. So heißt es sinngemäß in einem Antrag der CDU-Fraktion für die nächste Ratssitzung am Mittwoch, 13. November. „Gemeinsam mit anderen Kreisen und Städten soll eine entsprechende Rechtsänderung der KFZ-Zulassungs-Verordnung angestrebt werden“, so der Antrag. Im Stadtrat selbst gehen die Meinungen über diese Initiative weit auseinander, ergab eine Blitzumfrage dieser Zeitung.  

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In verschiedenen Städten in Deutschland werde bereits über eigene Auto-Kennzeichen nachgedacht. „Als Argument vieler Bürgerinnen und Bürger wird häufig die starke Identifikation mit ihrer eigenen Stadt genannt. Ein solches Kennzeichen macht unbürokratisch und ohne Zusatzkosten den lokalen Bezug zur eigenen Stadt deutlich. Der Name Lennestadt wird dadurch auch im Sinne des Stadtmarketings über die Stadtgrenzen hinaus sichtbar“, heißt es in der Antragsbegründung von CDU-Fraktionschef Gregor Schnütgen.

Bürgermeister Tobias Puspas hatte das Thema vor einigen Wochen öffentlich gemacht, nachdem ihn der Heilbronner Hochschul-Professor Ralf Borchert angerufen hatte. Borchert beschäftigt sich mit der Frage, wie identitätsstiftend Autokennzeichen für die Bürger in bestimmten Regionen sein können. Er hatte 2012 maßgeblich mit dafür gesorgt hat, dass in anderen Landkreisen frühere Kennzeichen wie BLB für Berleburg, BRI für Brilon, WIT für Witten oder GM für Gummersbach wieder reaktiviert wurden. Er ist überzeugt, dass Autokennzeichen in Deutschland eine besondere Regionalität haben und damit eine Bindung zur Heimat auslösen. Die Initiative der Hochschule Heilbronn für die Einführung weiterer neuer Kennzeichen-Kürzel in Deutschland soll der Übersichtlichkeit wegen auf Kommunen ab 20.000 Einwohnern beschränken – das sind 320 in Deutschland, darunter Lennestadt.

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Das Konzept sieht vor, dass Städte und Gemeinden eine neue, eigene Kfz-Ortskennung bekommen können, zusätzlich neben dem bestehenden Kennzeichen. Das hieße im Kreis Olpe: Die Autohalter im Kreis Olpe könnten bei einer Neuzulassung zwischen LEN und OE wählen. Um ein solches Kennzeichen einzuführen, müssen zunächst Politik und Behörden zustimmen. Kennzeichen-Forscher Prof. Bochert sieht dafür durchaus Chancen. Lennestadts Bürgermeister Puspas sagte Ende September, dass das Kennzeichen-Thema zwar nicht zu seinen politischen Zielen gehöre. Aber sollte der Wunsch nach dem neuen Wunschkennzeichen an ihn herangetragen werden, dann werde er tätig werden. Dieser Fall ist jetzt mit dem Antrag der CDU-Fraktion eingetreten.

Vermutlich wird es in der Ratssitzung am 13. November eine muntere Debatte geben, denn andere Fraktionen sehen die Einführung eines LEN-Kennzeichen bzw. den Antrag der CDU durchaus kritisch. Für Heinz Vollmer, SPD-Fraktionschef, ist der Auftrag an die Verwaltung „eine Verschleuderung von Ressourcen“. Es gebe weitaus Wichtigeres, um das sich die Verwaltung kümmern sollte, so der Burbecker und nennt beispielhaft die Erhaltung des Krankenhauses und die Ansiedlung einer vernünftigen Postfiliale in Altenhundem. „Wenn wir alle Zeit der Welt und auch das Geld hätten, dann vielleicht ja“, so Vollmer, aber nicht jetzt, wo man schon Schwierigkeiten habe, den Haushalt für das nächste Jahr zusammenzukriegen. Er vermutet hinter der Initiative der CDU auch das Kalkül, mit dem Thema im Kommunalwahlkampf 2025 punkten zu wollen.

Die Grünen im Stadtrat haben sich laut Fraktionschef Andreas Verbeek noch kein Urteil gebildet. Man werde das Thema in der nächsten Fraktionssitzung beraten. „Für den ein oder anderen ist das sicher eine schöne Sache, aber ich habe noch keine eindeutige Meinung dazu“, so Andreas Verbeek. Diese hat dagegen ein anderer prominenter Grüner. Für MdL Dr. Gregor Kaiser ist das Thema „ein unnötige Zeitverplemperei“. Die Verwaltung habe weit Wichtigeres zu tun. Für ihn sei das Auto nur ein Gebrauchsgegenstand. „Ich sehe das völlig emotionslos und ich habe mir auch noch nie ein Wunschkennzeichen zugelegt. Mir würde ein einziges Kennzeichen für ganz NRW reichen“, so der Landtagsabgeordnete. Dies sei seine persönliche Meinung.

Kerstin Bauer, Vorsitzende der UWG-Fraktion im Stadtrat, sieht dies ganz anders. Sie findet es gut, dass sich die Stadt der Initiative anschließen würde, solange es kein Geld koste. „Die Identifikation mit der Heimat durch ein eigenes Kennzeichen ist nicht wegzudenken“, so Bauer.