Lennestadt/Kreis Olpe. Städte sollen auf Wunsch eigene Kennzeichen-Kürzel bekommen, fordert ein Forschungsprojekt. Lennestadts Bürgermeister ist nicht abgeneigt.

Bekommt die Stadt Lennestadt demnächst ein eigenes Autokennzeichen: LEN? Was sich zunächst nach einem Scherz anhört, könnte durchaus Realität werden. In den letzten Tagen kursierte ein Foto in den sozialen Medien, das Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas an seinem Schreibtisch zeigt, wie er fröhlich das Auto-Kennzeichen „LEN IA 1“ in die Kamera hält. Was steckt dahinter?

Mehr zum Thema

Unsere Zeitung fragte im Rathaus nach. Hintergrund ist ein Forschungsprojekt der Hochschule Heilbronn unter Leitung von Professor Ralf Bochert, der sich mit der Frage beschäftigt, wie Identitäts-stiftend Autokennzeichen für die Bürger in bestimmten Regionen sein können. Der Professor habe ihn vor ein paar Wochen angerufen, so Tobias Puspas. „Bochert ist derjenige, der 2012 maßgeblich mit dafür gesorgt hat, dass die alten Kennzeichen wieder ausgegraben wurden, wie bei uns im Beritt zum Beispiel BLB für Berleburg. Er ist überzeugt, dass Autokennzeichen in Deutschland eine besondere Regionalität haben und damit eine Bindung zur Heimat auslösen.“ Er habe erst gedacht, was für ein Unsinn, den die Welt nicht braucht. Aber in dem Gespräch habe sich seine Meinung geändert, so Puspas.

Das Konzept sieht vor, dass Städte und Gemeinden eine neue, eigene Kfz-Ortskennung bekommen könnten, zusätzlich neben dem bestehenden Kennzeichen. Das hieße im Kreis Olpe: Die Autohalter im Kreis Olpe könnten bei einer Neuzulassung zwischen LEN und OE wählen. „Für die Zulassungsstellen der Landkreise hätte das keine Kosten zur Folge. Die Mitarbeiter würden statt OE einfach nur LEN eintragen“, so der Bürgermeister.

Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.

Folgen Sie uns auch auf Facebook.

Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.

Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.

Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.

In dem Gespräch mit dem Nummernschild-Professor erwähnte Tobias Puspas scherzhaft, dass seine sechsjährige Tochter Lenia heiße und sich später im Führerscheinalter über ein Kennzeichen mit ihrem Namen sicherlich riesig freuen würde. Daraufhin schickte ihm der Professor ein paar Tage später das Kennzeichen „LEN IA 1“ zu. Dies nahm der Bürgermeister zum Anlass, in den sozialen Medien eine Abstimmung zu starten, was die Bürger von einem eigenen Lennestadt-Kennzeichen halten würden. Etwa 200 Bürger machten mit. „Davon waren ziemlich genau 75 Prozent der Auffassung, das ist klasse, das wollen wir haben.“ Das Ergebnis sei für die Stadt zwar nicht repräsentativ, aber doch aussagekräftig, so Puspas. Das Ergebnis deckt sich weitgehend mit den Erfahrungen nach der Wiedereinführung der alten Kennzeichen vor 12 Jahren: Rund zwei Drittel der Deutschen sagten damals, sie würden ihr Auto-Kennzeichen für Identifikation und Verortung als relevant einschätzen.

Um ein solches Kennzeichen einzuführen, müssten zunächst Politik und Behörden zustimmen. Bund und Land müssten die entsprechenden Verordnungen ändern, damit bekäme der Landrat die Möglichkeit dies umzusetzen, meint Puspas. Dass die neue Kennzeichen-Offensive auch bei anderen Kommunen auf Interesse stoßen würde, ist anzunehmen, aber ein DRO, WEN, FIN oder KIR wird es nicht geben. Denn die Initiative der Hochschule Heilbronn für die Einführung der neuen Kennzeichen-Kürzel in Deutschland soll sich der Übersichtlichkeit wegen auf Kommunen ab 20.000 Einwohnern beschränken - das sind 320 in Deutschland. Somit kämen im Kreis Olpe nur die Städte Lennestadt und Attendorn in Frage. Der Hansestadt haben die Heilbronner Heimatforscher bereits das Kürzel ATT zugeschrieben.  Puspas: „Ich habe mit Christian Pospischil noch nicht gesprochen, aber er könnte demnächst mit „ATT A 1“ durch die Gegend fahren.“  

Kennzeichen-Forscher Prof. Bochert sieht durchaus Chancen, dass die Politik den Vorschlag umsetzen wird. Lennestadts Bürgermeister will nun erst einmal abwarten.  „Das Thema gehört nicht zu meinen politischen Zielen.“ Aber sollte der Wunsch nach dem neuen Wunschkennzeichen aus der Bürgerschaft an ihn herangetragen werden, dann werde er sich darum kümmern, so Puspas. Bis die Zulassungsverfahren abgeschlossen sind, würde es wohl zwei bis drei Jahre dauern. Dann könnten die ersten LEN- und ATT-Schilder ganz offiziell die Plakette der Zulassungsstelle bekommen.