Olpe/Telgte. Pyramis-Chef Michael Kirchner legt Vorstands-Vorsitz nieder. Er begründet den Schritt mit „Gründen meiner persönlichen und beruflichen Integrität“.

In der einst mit vielen Vorschusslorbeeren gestarteten Genossenschaft „Olper Hütte“, die preiswerten Wohnraum in der Kreisstadt ermöglichen soll, tut sich etwas. Wie berichtet, hatte die Stadt Olpe den Projektsteuerungsvertrag mit der Telgter Projektentwicklungsgesellschaft Pyramis gekündigt, weil kurz gesagt das Vertrauensverhältnis zwischen beiden Partnern zerstört ist. Seinerzeit teilte die Stadt mit: „Nach Beratung im Rat der Kreisstadt Olpe wurde (...) beschlossen, dass die seitens der Kreisstadt Olpe in die jeweiligen Genossenschaftsgremien entsendeten Vertreter auf eine Fortführung des Projektes ohne die Pyramis hinwirken sollen.“ Der Projektsteuerer lehnte dies aber ab. Nun zieht Michael Kirchner, Chef der Kirchner-Gruppe als Muttergesellschaft von Pyramis, auf andere Weise Konsequenzen: Er gibt das Vorstandsamt in der Genossenschaft auf.

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In einem unserer Redaktion vorliegenden Schreiben an Bürgermeister Peter Weber und den Vorsitzenden des Bau- und Planungsausschusses der Stadt, Rüdiger Schnüttgen (beide CDU), erklärt Michael Kirchner: „Nach der Beendigung unseres Projektsteuerungsvertrages zum 31. 7. 2024 habe ich es aus Gründen meiner persönlichen und beruflichen Integrität für erforderlich gehalten, auch mein Vorstandsamt in der Genossenschaft Olper Hütte eG zur Verfügung zu stellen.“ Nach der aktuellen Beschlusslage im Aufsichtsrat werde der Vorstand die Löschung seines Vorstandsamts im Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Siegen umgehend veranlassen. „Diese Entscheidung fiel mir nicht leicht – aber ich bin sicher, dass die Genossenschaft an einem Punkt angekommen ist, an dem es sinnvoll ist, die Geschäfte den verbleibenden Vorstandsmitgliedern zu übergeben.“ Dies sind Arne Bubenheim und Torsten Kaufmann, beide Amtsleiter im Olper Rathaus.

Ein Archivbild von den Abbrucharbeiten an der Olper Hütte. Hier soll bezahlbarer Wohnraum entstehen.
Ein Archivbild von den Abbrucharbeiten an der Olper Hütte. Hier soll bezahlbarer Wohnraum entstehen. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Die Pyramis Immobilien-Entwicklungs-GmbH hatte 2022 mit der Kreisstadt Olpe und der Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden die Wohnungsgenossenschaft „Olper Hütte“ gegründet mit dem Ziel, auf einem Teil des Geländes der ehemaligen Firma Gustav Imhäuser an der ehemaligen Olper Hütte bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Pyramis ist an mehreren Orten im Land, unter anderem mit zwei Projekten in Drolshagen, mit Kommunen Kooperationen eingegangen, um durch die Gründung von Genossenschaften bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Genossenschaft Olper Hütte werde diese Ziele „nach menschlichem Ermessen nunmehr zeitnah erreichen. Damit werden wiederholte gegenteilige öffentliche Meinungsäußerungen zweifelsfrei widerlegt!“, so Kirchner. Die Genossenschaft stehe an einem Punkt, an dem „nunmehr auf anderen Ebenen wie der des Fördermittelgebers etc. die letzten Entscheidungen getroffen werden müssen, ehe die realen Bauarbeiten beginnen können“. Das Zerwürfnis zwischen der Stadt und Pyramis war aufgetreten, als eine von der Stadt als feste Zusage verstandene erhebliche Förderung des Landes ausfiel.

Der streng geheime Projektsteuerungs- und Managementvertrag zwischen Pyramis und der Genossenschaft „Olper Hütte“ wurde seinerzeit unserer Redaktion zugespielt.
Der streng geheime Projektsteuerungs- und Managementvertrag zwischen Pyramis und der Genossenschaft „Olper Hütte“ wurde seinerzeit unserer Redaktion zugespielt. © WP | Josef Schmidt

Kirchner führt auf, dass die Baugenehmigungen für drei Reihenhausblöcke mit 16 Wohneinheiten/Reihenhäusern am 26. bzw. 27. August erteilt worden seien. Ein „im Hinblick auf Preis und Qualität verbindliches Generalunternehmer-Angebot wird von der Pyramis Immobilien Entwicklungs GmbH in enger Absprache mit den zuständigen Gremien endverhandelt“, so Kirchner. Mit der Fördermittelbewilligung für die Realisierung des ersten Bauabschnitts mit 16 Reihenhäusern werde „allseits nach bereits erfolgtem Abschluss sowohl der technischen Realisierungsprüfung durch den Kreis Olpe als auch der Bonitätsprüfung durch die NRW-Bank in Kürze gerechnet. Dann können die Bagger endgültig rollen“, so Kirchners Fazit.

Da herrschte noch eitel Sonnenschein zwischen Stadt und Pyramis: Besuch im Mai 2022 in Düsseldorf in Sachen Zuschuss. Im Bild (von links) Bürgermeister Peter Weber, Projektleiter Frank Beckehoff, Ministerin Ina Scharrenbach, Michael Kirchner und Landtagsabgeordneter Jochen Ritter.
Da herrschte noch eitel Sonnenschein zwischen Stadt und Pyramis: Besuch im Mai 2022 in Düsseldorf in Sachen Zuschuss. Im Bild (von links) Bürgermeister Peter Weber, Projektleiter Frank Beckehoff, Ministerin Ina Scharrenbach, Michael Kirchner und Landtagsabgeordneter Jochen Ritter. © Stadt Olpe | Stadt Olpe

Pyramis werde sich trotz seines Rücktritts nicht komplett aus dem Projekt in Olpe zurückziehen, sondern als Aufsichtsratsmitglied und Gründungsgenosse weiterhin „aktiv daran mitwirken, die Genossenschaft Olper Hütte eG erfolgreich an ihr Ziel zu bringen“.

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Torsten Kaufmann, einer der beiden verbliebenen Vorstandsmitglieder, kann Kirchners Schritt nachvollziehen: Nach der Kündigung des Projektsteuerungsvertrags sei dies aus seiner Sicht verständlich. Kirchners Optimismus zur Zukunft des Projekts an der Olper Hütte teilt Kaufmann allerdings mit deutlich weniger Verve: „Sicher ist in dem Projekt noch nichts.“ Nun gelte es zunächst, die Satzung anzupassen: „Wir sind erstmal nur zwei Vorstände. Das muss jetzt formal umgesetzt werden.“ Plan sei, den Passus „Der Vorstand besteht aus mindestens drei Mitgliedern“ auf die Zahl zwei nach unten zu korrigieren: „Damit können wir uns offenhalten, irgendwann wieder jemand dritten dazuzunehmen.“

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Auch gelte es bis zu einem tatsächlichen Baubeginn, noch viele Hürden zu nehmen. Die größte sei die finanzielle. „Wir wissen inzwischen, dass die KfW-Fördermittel und die Wohnraumförderung nicht ausreichen werden. Wir sind also auf einen Zuschuss der Kreisstadt angewiesen, und der muss erstmal konkret ermittelt werden und der Rat muss den dann freigeben.“ Die konkrete Summe sei erst nach Abschluss der Verhandlungen zu benennen – und von ihr ist abhängig, ob der Rat sein endgültiges Plazet gibt oder nicht. Grüne und UCW haben inzwischen offen signalisiert, dass sie das Projekt nicht um jeden Preis fortführen wollen. Schon jetzt stehen 400.000 Euro als angedachter Zuschuss im städtischen Haushalt.