Attendorn. Ein Mann bricht im Auto an einer Ampel in Attendorn plötzlich zusammen. Etliche Menschen helfen ihm – darunter ein 40-jähriger Attendorner.
Sükran Er kann ihre Dankbarkeit kaum in Wort fassen. „Da waren so viele Menschen, die geholfen haben“, erzählt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. „Heutzutage ist sowas nicht mehr selbstverständlich.“ Die 27-jährige Frau aus Attendorn-Papiermühle spricht über ihren Vater. Yusuf Atici (57) ist am Samstag in seinem Auto an der Ampel in Höhe der Aral-Tankstelle in Attendorn plötzlich bewusstlos zusammengebrochen. Ein Herzstillstand, wie sich später herausstellen wird. Ein Mann, der zufällig vorbeifährt, steigt aus seinem Fahrzeug aus und hilft – und er ist nicht der einzige Helfer, der sofort zur Stelle ist.
Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.
Folgen Sie uns auch auf Facebook.
Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.
Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.
Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.
Noch liegt ihr Vater auf der Intensivstation der Helios-Klinik in Attendorn. Dennoch – Sükran Er ist die Erleichterung anzumerken. Erleichterung, dass ihr Vater lebt. Erleichterung, dass so viele Menschen geholfen haben – und nicht einfach weitergefahren sind. „Er hat so großes Glück im Unglück habt“, weiß die junge Frau. „Am Tag vorher waren wir noch unterwegs. Da ging es ihm gut.“ So gut, dass er am 12. Oktober, der Tag, an dem es passierte, noch in den Wald gefahren ist, um Holz zu hacken. Danach ist er Richtung Stadt gefahren. Doch an der Ampel in Höhe der Aral-Tankstelle endet seine Fahrt. Sein Auto kommt zum Stehen, bewegt sich nicht, als das grüne Licht erscheint. Der Fahrer hinter ihm wird stutzig und steigt aus. Währenddessen versammelten sich einige Helfer rund um das Fahrzeug, wie die Tochter durch die Schilderung von Augenzeugen erfahren hat. Gemeinsam befreien sie Yusuf Atici, der sich zu dem Zeitpunkt bewusstlos in seinem Auto befindet. „Sie haben meinen Vater aus dem Auto gezogen und reanimiert, bis der Notarzt kam“, erzählt die 27-Jährige.
Sükran Er startet einen emotionalen Aufruf in den sozialen Netzwerken. Sie wollte unbedingt wissen, wer ihrem Vater geholfen und so womöglich das Leben gerettet hat. Und tatsächlich – ein Mann meldet sich bei ihr. „Er hat mir geschrieben, dass es für ihn selbstverständlich gewesen sei und dass er es immer wieder machen würde“, berichtet die dankbare Tochter.
Weitere Themen
- Lebensretter in größter Not: Taxifahrer bewahrt Frau vor Tod
- Späte Sommergrippe im Kreis Olpe: Was Sie wissen müssen
- Pflegeheime: Sind fertige Tabletten-Rationen gefährlich?
Bei dem Mann handelt es sich um einen 40-jährigen Attendorner. Er möchte anonym bleiben. „Ich war halt nicht der einzige Helfer“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich möchte nicht als großer Held dastehen.“ Eigentlich war er mit seiner Freundin gerade auf dem Weg zum Einkaufen nach Meinerzhagen, als ihnen das Auto an der Ampel aufgefallen ist. Sie halten an und steigen aus. Dann muss alles schnell gehen. Das Auto war verschlossen. Einer der anderen Menschen, die sich mittlerweile vor Ort versammelt haben, hat ein Anhänger-Schloss dabei. Damit schlagen sie die Scheibe ein. Für den 40-Jährigen, der einst bei der Feuerwehr war und heute beim DRK ist, ist das nicht die erste Notsituation. Dennoch – die Anspannung ist groß. „Alltag ist sowas trotzdem nicht“, erklärt er. „Normalerweise hat man ja alles dabei, was man braucht.“
Sie befreien Yusuf Atici aus seinem Auto. Der Attendorner fühlt seinen Puls. „In dem Moment war er erstmal tot“, sagt er. „Puls hatte er keinen.“ Er legt ihn auf den Boden. Zusammen mit einem weiteren Helfer fangen sie sofort mit der Reanimation an. Mund-zu-Mund-Beatmung und Herz-Druck-Massage. Immer wieder – bis der Notarzt vor Ort ist. „In dem Moment ging mir nichts durch den Kopf“, sagt der 40-Jährige. „Das sind Automatismen, die dann ablaufen. Ich würde es jederzeit und für jeden Menschen wieder tun.“
Eine Diagnose gibt es noch nicht. Die Ärzte können noch nichts Genaues sagen. Yusuf Atici, der in Attendorn als Servicetechniker arbeitet, muss bis auf unbestimmte Zeit im Krankenhaus bleiben. „Er arbeitet viel zu viel. Das sagen wir ihm immer wieder. Er liebt seine Arbeit halt richtig“, erzählt seine Tochter, die uns in Rücksprache mit ihrer Familie die Geschichte erzählt, um zu zeigen, dass es auch noch gute und hilfsbereite Menschen gibt. Und eins weiß Sükran Er ganz sicher: Ihr Vater, der in Attendorn als hilfsbereiter Mensch mit einem großen Herz bekannt ist, hätte ganz genauso gehandelt. Er hätte genauso wenig gezögert, wenn jemand seine Hilfe benötigt hätte, betont sie.