Attendorn. Detlef Klein vom Attendorner Taxi Scholemann macht sich eigentlich nur auf eine Krankenfahrt gefasst, doch plötzlich geht es um Leben und Tod.

An einem verregneten Dienstagmorgen wartet Taxifahrer Detlef Klein minutenlang auf eine Kundin, als er nichts von ihr hört und nach mehrfachen Klingeln in das Treppenhaus ihres Hauses gelangt, fällt der 65-Jährige aus allen Wolken, doch seine geistesgegenwärtige Reaktion rettet der Frau womöglich das Leben.

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Seit drei Jahren fährt Detlef Klein zwei Tage in der Woche aus persönlicher Leidenschaft Taxi beim Attendorner Taxiunternehmen Scholemann. Nach fast 40 Jahren im Außendienst einer Brauerei hat er im Taxifahren ein neues Hobby gefunden – einen Auftrag kurz vor der Jahreswende wird er nie wieder im Leben vergessen. Eigentlich ist alles wie immer. Detlef Klein kommt mit seinem Taxi zehn Minuten vor der abgemachten Abholzeit am Wohnhaus der Kundin an. Über eine Strecke von knapp 200 Kilometer soll er eine Kundin zu einer Operation in ein Krankenhaus bringen. „Es war ein Dienstagmorgen Ende des Jahres, es war ungemütliches Wetter und ich hatte mich schon auf eine sehr lange Tour gefasst gemacht“, erinnert er sich zurück. Um die Frau abzuholen, begibt er sich vor ihre Eingangstür: „Ich war an der Haustür, habe geklingelt und es machte niemand auf, auch beim zweiten Mal passierte nichts“, so Klein weiter. Nach dem dritten Klingeln öffnet sich, womöglich durch einen Nachbarn, die Tür ins Mehrfamilienhaus.

Geistesgegenwärtiges Handeln

Schon jetzt bemerkt der Taxifahrer, dass hier irgendetwas nicht stimmt – direkt vor der Haustür der Frau dann der Schock. „Eine Dame lag bewusstlos vor dem Eingang der Wohnung, die Wohnungseingangstür stand offen. Ich hatte das Gefühl, es wäre das schlimmste eingetreten“, betont der 65-Jährige. Der ehemalige 1. Vorsitzende der SG Finnentrop/Bamenohl verliert keine Zeit, wählt den Notruf und beginnt mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen. „Ich war in der ersten Sekunde schockiert, doch dann handelt man und ist im Tunnel. Du musst einfach irgendetwas machen, damit die Frau am Leben bleibt“, berichtet er. Knapp sieben Minuten versucht Klein die Dame am Leben zu halten. Er massiert den Rücken, stellt eine stabile Seitenlage sicher und führt eine Mund-zu-Mund-Beatmung durch. Als der Rettungsdienst eintrifft, treibt Klein nur eine Sache um: „Ich habe nur gefragt: Lebt sie?“ Die Antwort, dass sein geistesgegenwärtiges Agieren der Frau womöglich das Leben gerettet hat, beruhigt den Taxifahrer, doch die Geschehnisse beschäftigen ihn weiter. „Ich bin erstmal zu meinem Kollegen gefahren und habe alles erzählt. Ich war schon stolz auf mich selbst, dass ich einem Menschen dabei geholfen habe, am Leben zu bleiben.“ Erst Tage später erfährt Klein über einen Anruf, in dem sich die Frau von ganzem Herzen für sein Handeln bedankte, wie es mit ihr weitergegangen ist und was voraussichtlich passiert war. „Sie ist wohl vor der Haustür hingefallen und ohnmächtig geworden“, erzählt der Lebensretter. Bis heute ist er überglücklich, dass die Situation positiv verlaufen ist. Die Frau nicht retten zu können, hätte er sich nie verzeihen können.

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In nur drei Jahren als Taxifahrer hat Detlef Klein schon einiges miterlebt. Die Rettungstat ist bei Weitem nicht alles, was sich hinter verschlossenen Taxitüren abspielt. Er selbst erlebte in seiner noch recht kurzen Arbeitszeit, wie ein Kunde, im betrunkenen Zustand seinen eigenen Wohnort nicht nennen konnte. Das Ende vom Lied war ein Besuch in der Polizeileitstelle, um die genauen Personalien zu erfahren. „Das sind Geschichten, die man niemals im Leben vergisst“, witzelt der ehemalige Brauerei-Mitarbeiter. Auch Marco Storti, der seit dem 1. Dezember 2023 das Attendorner Taxi Scholemann übernommen hat, erinnert sich gerne an die eine oder andere spannende Geschichte aus dem Taxi zurück: „Über die Jahre hört man viele lustige und kuriose Geschichten, die Menschen vertrauen uns in der Zeit während der Fahrt viel an“, betont Storti. Eine solche Geschichte, wie die von Detlef Klein hat aber auch er noch nie erlebt.