Lennestadt. Eine 57-Jährige will 2025 als Einzelbewerberin bei der Bürgermeisterwahl antreten. Die notwendigen Unterstützerstimmen hat sie schon in der Tasche.

Bei der Bürgermeisterwahl am 14. September 2025 in Lennestadt wird ein neuer Name auf den Wahlzetteln stehen. Gaby Selbach, parteilos, will sich um das höchste Amt im Rathaus bewerben. Die 190 Unterschriften von Lennestädter Bürgerinnen und Bürgern, die sie als Einzelbewerberin benötigt, hat die 57-jährige Altenhundemerin bereits zusammen. Das sei kein Problem gewesen. „Ich habe ein sehr großes Netzwerk “, sagt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern, die in Kirchhundem aufwuchs, aber schon seit Jahrzehnten in Altenhundem wohnt.

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Den Entschluss, bei der Bürgermeisterwahl anzutreten, habe sie schon vor einem Jahr gefasst. „Am Anfang haben mich alle in der Familie für verrückt gehalten, aber jetzt unterstützen sie mich mit Stolz“, sagt die ausgebildete Industriekauffrau, die in ihrer Freizeit viel Sport treibt und gern malt. In Lennestadt, vor allem im Zentralort Altenhundem, ist sie keine Unbekannte. Bis 2022 kümmerte sie sich im Auftrag der Stadt um die Kultur in Lennestadt. Als selbstständige Dozentin war sie an mehreren Schulen im Stadtgebiet aktiv. Die Skulpturen neben dem Rathaus tragen ihre Handschrift ebenso wie die Silhouette der Stadt, die als Schwarz-Weiß-Aufkleber an vielen Autos klebt. Ihre Outdoor-Vernissagen im Wigey und auf dem Marktplatz fanden überregional Aufmerksamkeit. Heute arbeitet sie als Integration/-Inklusionskraft im Schulbereich.

Auch politisch war Gaby Selbach schon aktiv, gehörte der CDU und dem Vorstand der Ortsunion Altenhundem an.  „Die Personen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, waren fantastisch, aber es gab Ansichten und Umsetzungen in der Partei, mit denen ich mich nicht mehr identifizieren konnte“, blickt sie zurück. Dann habe sie gedacht, man könne nicht nur meckern, sondern müsse auch handeln. „Es gibt bei uns In Lennestadt viele veraltete und verkrustete Strukturen, die geändert werden müssten“ , sagt sie. Vor allem das Miteinander und die Gemeinschaft seien auf der Strecke geblieben. „Früher gab es noch ein „Wir-Gefühl“ und jeder hat mit angepackt, das ist verlorengegangen. Das müssen wir wieder erreichen.“

Kaum Frauen im Bürgermeisteramt

In NRW kann Bürgermeisterin oder Bürgermeister werden, wer mindestens 23 Jahre alt ist, seinen Hauptwohnsitz in Deutschland hat und die deutsche Staatsbürgerschaft oder die eines anderen EU-Landes besitzt. Einzelbewerber müssen Unterschriften sammeln, um zu beweisen, dass die Wählerinnen und Wähler ihre Kandidatur unterstützen. Bei Kommunen bis 10.000 Einwohnern benötigen die Bewerber dreimal so viel Unterschriften wie der Gemeinderat Mitglieder hat, in größeren Gemeinden fünfmal so viel – in Lennestadt sind das fünf mal 38, also 190 gültige Unterschriften.

Hauptamtliche Bürgermeisterinnen sind in Deutschland die Ausnahme. Laut Städte- und Gemeindebund lag der Anteil bei 9 Prozent, in Städten mit über 20.000 Einwohnern bei 6 Prozent. (Quelle: Landeszentrale für politische Bildung NRW).

Kommunikation ist für sie das A und O, in einer Sprache, die jeder versteht. „Wir müssen Brücken bauen und gegenseitig unterstützen und unsere Vielfalt als Stärke begreifen. Gemeinschaft lebt vom Mitmachen.“ Man müsse auch die jüngeren Bürger und deren Ideen ernster nehmen und sie an Entscheidungen beteiligen.

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Dass die Kandidatur und der Wahlkampf ohne eine Partei im Rücken kein Zuckerschlecken werden, sei ihr bewusst. „Ich habe Respekt und auch ein bisschen Angst vor der Kandidatur, aber ich möchte ein Zeichen setzen und zeigen, dass eine Frau dieses Amt genauso erfolgreich ausfüllen kann.“ Frauen hätten bei vielen Themen eine andere Sichtweise und mehr Sozialkompetenzen als Männer. Ihre Ideenliste, was man in der Stadt verbessern und verändern könnte, sei lang, sagt sie, will diese aber erst vorlegen, wenn das „Zulassungsverfahren“ abgeschlossen ist und der Wahlkampf startet. „Ich kann das Rad nicht neu erfinden, aber ich kann es anders steuern und auf einen neuen Weg bringen.“