Hülschotten. Landwirtschaftlicher Kreisverband Olpe blickt zum Erntedank auf die Saison zurück. Dabei spielt auch die Rückkehr des Wolfes eine Rolle.

Bereits seit 17 Jahren lädt der Landwirtschaftliche Kreisverband Olpe im Herbst zur Erntedank-Pressekonferenz. Trotz des Namens ist es stets viel mehr als ein Blick auf die vergangene bzw. noch laufende Ernte: Vielmehr werfen die Teilnehmer einen Blick auf die Lage der heimischen Landwirtschaft an sich. Und diesmal ging es mehr um die Zukunft als die zurückliegende Ernte. Das lag zum einen an der gewählten Örtlichkeit: der Bauernhof der Familie Maag in Hülschotten. Denn die Eheleute Nicole und Rüdiger Maag, die den Hof im Nebenerwerb bewirtschaften, bilden das neue Team als Vorsitzende des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit im Landwirtschaftlichen Kreisverband. Und ihnen liegt am Herzen, ein Umdenken in der Gesellschaft herbeizuführen.

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Unter dem Schlagwort „#ZukunftsBauer“ soll die Kommunikation zwischen Landwirten und Nicht-Landwirten verändert werden. Beide Seiten hätten oft ein falsches Bild voneinander, was es zu ändern gelte. Durch ein gegenseitiges Aufeinanderzugehen solle zum einen den Nicht-Landwirten vieles erklärt werden, um Vorurteile abzubauen und alte Fronten aufzubrechen, zum anderen auch den Landwirten klargemacht werden, wie sie sich verhalten können, um für ihr Berufsbild zu werben und die Wichtigkeit ihrer Rolle zu verdeutlichen.

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Denn ohne Landwirtschaft wäre die heimische Kulturlandschaft eine andere. Insbesondere die Mutterkuhhalter, wie die Familie Maag, sind zusammen mit den anderen Grünlandnutzern dafür verantwortlich, dass das Sauerland auch aus Wiesen und Weiden und nicht nur aus Wald besteht. Doch stellen die Landwirte fest, dass es immer schwieriger wird, Nachwuchs für ihren Beruf zu begeistern. „Und das liegt nicht an der Lust bei den jungen Leuten“, so Bernd Eichert, stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands, „da sind genug, die Spaß daran haben und bereit sind, sich die Hände bei der Arbeit schmutzig zu machen.“ Doch es seien die Auflagen und die unklaren Zukunftsaussichten, die vielen den Mut nehme.

Durchwachsene Ernte

Als Beispiel nannte Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands, die Milchviehhalter. Der Markt für die Milch sei derzeit gut, die Aussichten für Milchbedarf auf dem Weltmarkt groß, doch herrsche enorme Investitionszurückhaltung angesichts explodierter Baukosten und unklarer Vorgaben. Doch gebe es auch positive Nachrichten, etwa die jüngsten Meldungen über den Umgang mit dem Wolf. Weil sich auf EU-Ebene die Zeichen verdichteten, dass der bisher extrem hohe Schutzstatus des Beutegreifers angesichts seiner starken Ausbreitung zurückgenommen werde, bestehe Hoffnung für die heimischen Landwirte. Eichert, der auch Wolfsbeauftragter des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands ist, erklärt, dass dadurch das Bundesnaturschutzgesetz angepasst werden könne, das dafür verantwortlich sei, dass immer wieder Gerichte die Abschüsse von auffällig gewordenen Wölfen stoppten. „Wir wollen den Wolf ja nicht ausrotten“, freut sich auch Michael Richard über die Nachrichten aus Brüssel. Aber es müsse eben möglich sein, Wölfe zu jagen, anstatt Unsummen für fragwürdige Schutzmaßnahmen wie Zäune und Herdenschutzhunde ausgeben zu müssen.

„Wir wollen den Wolf ja nicht ausrotten.“

Michael Richard
Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands

Die Ernte an sich sei durchwachsen ausgefallen – das extrem nasse und dabei trotzdem warme Jahr habe für Grünfutter „ohne Ende“ gesorgt. Getreide und Heu zu ernten, sei in Stress ausgeartet, hätten die Landwirte dafür doch die kurzen Trockenphasen nutzen müssen. Das Wetter habe auch überraschend dafür gesorgt, dass der Mais zum Ende der Wachstumsphase regelrecht „durch die Decke gegangen“ sei, während es lange Zeit so ausgesehen habe, als wenn die Maisernte sehr karg ausfallen würde. Zwar erinnere die diesjährige Saison sehr an die früher so typischen Sommer im Sauerland, sind die Landwirte des WLV (Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband) im Kreis Olpe sicher, dass sie die Folgen des Klimawandels spüren. Das Jahr mit seinem vielen Regen habe „fast ein Ernten wie früher im Sauerland“ erfordert, gleichzeitig sei es aber trotzdem ungewöhnlich heiß gewesen.

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Als echtes Problem erwies sich für die Viehhalter die Blauzungenkrankheit. Markus Schulte, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbands Finnentrop, hat in seinem Stall wie alle Landwirte am Tisch mit den Folgen zu kämpfen gehabt, die bei Milchkühen anders als bei Schafen zwar nur selten zum Tod der Tiere führt, sie aber schwächt, die Milchleistung enorm herabsetzt und für die Landwirte viel Arbeit durch Beobachtung und Betreuung der Tiere sorgt. Übereinstimmend berichteten alle Teilnehmer, dass sie gute Erfahrungen mit Lecksteinen gemacht hätten, in denen Knoblauch verarbeitet war: „Die Tiere lieben das“, hat Rüdiger Maag festgestellt, und das Aroma des Gewürzes vertreibe die Gnitzen, die Mückenart, die die Blauzungenkrankheit von Tier zu Tier trägt, tatsächlich. Allerdings sei es für Milchbetriebe nicht nutzbar, weil dann eben auch die Milch nach Knoblauch schmecke.